Duisburg. Der Verkauf der Bundesanteile am Duisburger Hafen geht nach NRZ-Informationen in die entscheidende Phase. Das Land will die Anteile übernehmen. Noch halten Stadt, Land und Bund jeweils ein Drittel der Anteile.
Der Verkauf der Bundesanteile am Duisburger Hafen geht nach NRZ-Informationen in die entscheidende Phase. Das Land will die Anteile übernehmen. Wie die beteiligten NRW-Ministerien gestern auf Anfrage bestätigen, verhandeln sie derzeit mit dem Bundesfinanzministerium über den Ankauf. Zwar sei „eine Erwerbsentscheidung noch nicht getroffen“, heißt es, ungeklärt ist aber offenbar nur noch der Kaufpreis. Was der Duisburger Hafen überhaupt wert ist, soll jetzt eine beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einem Wertgutachten klären.
Noch halten Stadt, Land und Bund jeweils ein Drittel der Anteile. Die schwarz-gelbe Koalition in Berlin will sich seit längerer Zeit von der Beteiligung trennen, weil der Betrieb von Häfen nicht zum Aufgabengebiet des Bundes gehöre. Für Störfeuer im Berliner Kabinett sorgte immer wieder Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, der bei Besuchen in Duisburg den Hafen ein „einzigartiges Juwel unter allen Bundesbeteiligungen“ nannte und einen Verkauf als „Verschleuderung von Bundesvermögen“ bezeichnete. Durchgesetzt hat sich Ramsauer nicht, die Hoheit über die Anteile liegt bei Bundesfinanzminister Schäuble.
Viele Käufer zeigen Interesse
In Berlin verspricht man sich einiges an Einnahmen, von 150 Millionen Euro war bereits die Rede, zumal eine Vielzahl an Käufern Interesse bekundet hatte, darunter die Remondis-Gruppe und ein US-Hedgefonds, aber auch die Häfen Rotterdam und Antwerpen.
Das Land will das Feld aber keinesfalls Privatinvestoren überlassen. Wie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beim Redaktionsbesuch im Sommer erklärte, sei ihr wichtig, dass der Duisburger Hafen in öffentlicher Hand bleibe. Da hatte sie noch gehofft, dass der Bund sein Anteilsdrittel behält und nicht das Land in Zugzwang kommt: „Wir reißen uns nicht darum, Geld auszugeben“, sagte sie.
Land betont die Bedeutung
Bund und Land verhandeln allerdings bereits seit März, der Kauf soll über die Beteiligungsverwaltungsgesellschaft des Landes erfolgen und wird vom NRW-Finanz- sowie dem Verkehrsministerium begleitet. Dass der Deal zustande kommt, daran bestehen in Duisburg kaum noch Zweifel. Und auch die personellen Veränderung im Aufsichtsrat der Hafen AG deuten darauf hin. Bisher hatten die Ministerien allenfalls ihre Staatssekretäre in das Gremium entsandt. Ab sofort sitzen die NRW-Minister Michael Groschek (Verkehr) und Garrelt Duin (Wirtschaft) persönlich im Aufsichtsrat, Groschek hat auch gleich den Vize-Vorsitz übernommen. Begründet wird das mit „der wachsenden Bedeutung der Hafen-Gesellschaft und der gesamten Region für das Land“.
Der Hafen sei „als Handels- und Verkehrsdrehscheibe der Rhein-Ruhr-Region und als weltgrößter Binnenhafen Zentrum der nordrhein-westfälischen Logistikwirtschaft“, sagte Angela Gareis, Sprecherin des NRW-Verkehrsministeriums. Wegen des weiter stark wachsenden Verkehrsaufkommens komme ihm „eine große verkehrspolitische Bedeutung zu.“
Die beiden Minister werden kommende Woche das erste Mal an einer Sitzung des Aufsichtsrats teilnehmen. Nach NRZ-Informationen soll dabei auch der Verkauf der Bundesanteile Thema sein. Einen Tag zuvor will Hafen-Chef Erich Staake die Details zum Bau des neuen Audi-Logistikzentrums vorstellen. Neben ihm werden dann stehen: Michael Groschek und Garrelt Duin.
Duisburger Süden, Westen und der Hafen