Duisburg. Im Vergleich zum Jahr 2011 ging die Feinstaubbelastung im gesamten Duisburger Norden im Jahr 2012 deutlich zurück. Die Gründe für den starken Rückgang werden derzeit vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz geprüft, die Ergebnisse sollen im kommenden Frühjahr vorgestellt werden.

Während alle vier Messstationen zwischen Walsum und Untermeiderich im vorletzten Jahr noch mehr als die erlaubten 35 „Überschreitungstage“ registrierten, gab es 2012 nur in Bruckhausen und in Marxloh, also im direkt ans Thyssen-Werk angrenzenden Bereich wenige Überschreitungstage.

Laut einer EU-Richtlinie dürfen, unabhängig davon, ob sich Industrieanlagen im Ort befinden oder nicht, seit 2005 die Feinstaubwerte (50 Mikrogramm = 0,000050 Gramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittelwert) an maximal 35 Tagen pro Jahr überschritten werden. Feinstaub ist der nicht sichtbare Staub, der lungengängig ist und Krankheiten auslösen kann.

Alle Werte sanken deutlich

In der Vergangenheit wurden die Werte an den Messstationen Untermeiderich (Bergstraße), Marxloh (Kiebitzmühlenstraße), Bruckhausen (Kaiser-Wilhelm-Straße) und Walsum (Sonnenstraße) deutlich überschritten. 2011 war der Wert direkt vor dem TKS-Toren 62 Mal erreicht, im nahen Marxloh 52 Mal.

Vier Messstationen

Die vier Messstellen im Duisburger Norden wurden vom Lanuv ausgewählt, weil sie zum einen die Belastung durch die Industrie, aber auch die durch den Verkehr messen.

Außerdem wird an ihnen festgehalten, ob Staub keinen oder allenfalls einen geringen Ursprung im nahen Umfeld hat (Hintergrundbelastung).

In Untermeiderich messen die Geräte, welche Emissionen von Arcelor-Mittal und vom Hafen ausgehen.

In Bruckhausen wird festgehalten, was im direkten Umfeld des Stahlwerkes an Belastung entsteht.

In Marxloh registriert die Messstation die Emissionen des „Schwarzen Riesen“ (Schwelgern 1) und natürlich, was von den weiter entfernten TKS-Anlagen in Bruckhausen in die Umwelt gepustet wird.

In Walsum wird festgehalten, was an Hintergrundbelastung vorhanden ist, aber auch, was durch die nahe Autobahn 59 und den starken Durchgangsverkehr in der Umgebung an gesundheitsschädlichen Stäuben entsteht.

An 40 Tagen mussten die Walsumer mit der Belastung leben, an 39 die Untermeidericher. 2012 sanken die Werte an allen Stationen deutlich: Spitzenreiter blieb Bruckhausen mit 41 Tagen, gefolgt von Marxloh (37), Untermeiderich (20) und Walsum (16).

Hohe Hintergrundbelastung

Die Gründe für den starken Rückgang der Feinstaubbelastung prüft das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) derzeit, wie Lanuv-Mitarbeiter Dieter Gladtke im Gespräch mit unserer Redaktion berichtete. Wie sein Kollege Klaus Vogt vermutet er, dass das Wetter maßgeblich zur Entlastung beitrug: „Wir hatten 2011 mehrfach windarme Inversionswetterlagen“, sagen beide. „2012 war das nicht der Fall. Im vergangenen Jahr gab es mehr Luftaustausch.“ Bei Inversionswetterlagen wird die bodennahe Luft in einer Glocke festgehalten, folglich entsteht rasch Smog, die Feinstaubwerte steigen an.

Allerdings müssen die Ergebnisse des Lanuv erst noch detailliert ausgewertet werden. Die Ergebnisse sollen im kommenden Frühjahr vorgestellt werden. Gladtke will nicht ausschließen, dass die neue Sinterentstaubung, die TKS vergangenes Jahr in Betrieb nahm (wir berichteten), dazu beigetragen hat, dass die Werte im Umfeld des Werks stark gesunken sind. Der Filter soll 450 Tonnen festhalten, die per Tankwagen entsorgt werden.

Ganz klar ist für Gladtke und seinen Kollegen aber, dass selbst dann, wenn das Thyssen-Werk geschlossen würde, der Duisburger Norden nicht zum Luftkurort würde: „Es gibt eine deutliche Hintergrundbelastung“, sagen beide Experten. Sprich: Der Verkehr, der Hausbrand und der Staub, der von weiter weg hergeweht wird, wären weiterhin vorhanden.