Duisburg-Hamborn. . Seit 40 Jahren lebt Halid B. aus Bosnien in Duisburg. In Deutschland darf er sich unbefristet aufhalten, muss nur alle Jahre mal einen neuen Pass beantragen. Doch nun steht ihm monatelange Wartezeit bevor - für einen Stempel. Halid B. fühlt sich als Bürger zweiter Klasse.
Ausländer mit unbefristetem Aufenthalt, die einen neuen Pass bekommen haben, müssen im Norden bis zu sieben Monate warten: Auf einen Aufkleber und einen Stempel.
So erging es zumindest dem bosnischen Familienvater Halid B. (Name geändert), der sich deswegen in der Redaktion meldete.
Das geflügelte Wort vom „lustigen Bosniak“ – auf Halid B. mag es zutreffen. Der Mann, der seit 40 Jahren in Duisburg lebt, ist um einen flotten Spruch wahrlich nicht verlegen.
Fan von Dzeko und Grass
Zu Missgunst hat der Fußball- und Literaturfan, der von Edin Dzeko, Vedad Ibisevic und Günter Grass schwärmt, eigentlich auch keinen Grund: Drei Kinder haben er und seine Frau in ansehnliche Berufe gebracht. Ein Haus mit Garten sind außerdem der Lohn für, wie Halid B. sagt, „harte Arbeit, Fleiß und Sparsamkeit.“
Der gelernte Maschinenschlosser selbst sagt in akzentfreiem Deutsch von sich, dass er glücklich sei: „Ich bin jeden Tag gerne Duisburger.“
Wie er denn perfekt deutsch gelernt hätte, wollen wir wissen? „Ich bin damals aus dem Bus gestiegen, der mich aus Bosnien her gebracht hat, und habe mir sofort eine Zeitung gekauft.“ Die, sagt er, lese er heute noch täglich eine Stunde: „Das bringt’s auf die Dauer.“
Wie alle anderen Bürger auch, muss der Mann, der in Deutschland unbefristeten Aufenthalt genießt, sich alle Jahre mal einen neuen Pass ausstellen lassen. Tat er in 2012 auch. Und – oh Wunder – die ansonsten zähe bosnisch-herzegowinische Verwaltung stellte ihm den neuen Reisepass binnen 14 Tagen aus.
Übertragung des Aufenthaltstitels wird zum Possenspiel
Die Übertragung des Aufenthaltstitels – in anderen deutschen Kommunen eine reine Formsache, die innerhalb von 45 Minuten erledigt wird – entwickelte sich für Halid B. zum Possenspiel.
„Ich habe den Termin im Hamborner Ausländeramt im September durch eigenes Verschulden um zweieinhalb Stunden verpasst“, sagt Halid B., „und die Sachbearbeiterin hat meine Entschuldigung angenommen.“
Um dem Mann anschließend zu eröffnen, er solle Mitte April 2013 wiederkommen. In sieben Monaten.
„Glauben sie mir bitte: Ich habe schon einige Male einen neuen Pass bekommen“, sagt der zweifache Opa kopfschüttelnd, „aber sieben Monate Wartezeit? Ich glaube nicht, dass das in Ordnung ist.“
Die Stadt Duisburg sagte auf Nachfrage, dass die Wartezeiten auf Übertragung des Aufenthaltstitels derzeit im Norden in der Tat Monate betragen. Wenn er beide Pässe mit sich führe, sagte eine Sprecherin, könne Halid B. sogar ins Ausland verreisen.
Für Halid B. ein schwacher Trost. Er fühlt sich in Duisburg als Bürger zweiter Klasse: „Leider. Zum ersten Mal seit 40 Jahren.“