Duisburg-Meiderich. .
Winfried Lawrenz ist ein „Kümmerer“. Insbesondere kümmert er sich um die Beseitigung wilder Müllkippen. Und jetzt soll er ein Bußgeld zahlen, weil er angeblich Sperrmüll unerlaubt an den Straßenrand gestellt haben soll.
Winfried Lawrenz ist ein „Kümmerer“. Wenn in seinem Meidericher Ortsteil Hilfe benötigt wird, ist er oft und gerne zur Stelle und packt an. Als Ordner bei Marathonläufen, als Müllmann, wenn es darum geht, das eigene Wohnumfeld von wilden Kippen zu befreien. Erst Ende März organisierte er eine großangelegte Aufräumaktion in der Eisenbahnersiedlung Drakerfeld. Sage und schreibe 21 Kubikmeter Müll kamen zusammen, die die Wirtschaftsbetriebe im Rahmen der Aktion „Der Pott putzt“ abtransportierten.
Doch jetzt steht der Umweltschützer am Pranger: Das Ordnungsamt wirft ihm vor, ein Umweltfrevler zu sein. 50 Euro Bußgeld soll er zahlen, zudem 20 Euro Gebühren und 3,50 Euro Zustellkosten, summa summarum also 73,50 Euro. Vorgehalten wird ihm: „Unzulässiges Lagern von Abfall (Sperrgut) auf öffentlicher Verkehrsfläche.“
Vorwürfe sind ein "Witz"
„Ein Witz“, sagt der Meidericher Rentner - und erzählt seine Geschichte: „Ich habe am 31. März die Wohnung meiner 85-jährigen Mutter in der Siedlung Ratingsee renoviert. Um anstreichen zu können, musste die Couch raus. Mein Schwager packte mit an, musste dann aber zum Arzt. Deshalb haben wir die Couch schnell auf den Grünstreifen vorm Haus gestellt. Mittags sollte sie dann auf den Hof gebracht werden. Dort sollte sie stehen bleiben, bis sie ein paar Tage später von der Sperrmülltruppe abgeholt werden sollte.“ Die „Müllfahnder“ des Ordnungsamtes waren aber schneller: Sie entdeckten die Couch am Wegesrand und machten sich auf die Suche nach dem Umweltfrevler. Der war schnell gefunden und sogar geständig. Ja, er habe die Sitzgarnitur dort zwischengelagert, habe er - noch in Malermontur - den beiden Müllsheriffs gestanden. „Wir haben schon bessere Ausreden gehört“, sei die Antwort gewesen. Für seine Argumente hätten sich die wenig freundlichen Sheriffs nicht interessiert. Und den Hinweis auf das Engagement für Duisburg und die Umwelt hätten sie nicht hören wollen. Stattdessen hätten sie unwirsch eine Ordnungsstrafe angedroht.
Am 11. April schickte das Ordnungsamt tatsächlich einen Anhörungsbogen an Lawrenz: „Als Betroffener in einem Ordnungswidrigkeitsverfahren“ könne er sich schriftlich zur Sache äußern. Kurz und bündig beschrieb der Meidericher am 19. April nochmals den Sachverhalt, wies erneut auf sein Engagement in der „Offensive für ein sauberes Duisburg“ hin und erwähnte, Bürgermeister Osenger könne das bestätigen.
Kein Engagement mehr für die Stadt
Es half nicht: Am 9. Mai erließ die Behörde einen Bußgeldbescheid. Der liest sich, als wäre Lawrenz ein Schwerverbrecher. Bürokratisch eben.
Der Pensionär ist zutiefst gekränkt, stellt jegliches Engagement für die Stadt ab sofort ein. „Ich bin kein Vermüller“, sagt er betroffen. Ganz das Gegenteil.“ „Wir melden alle Nase lang eine wilde Müllkippe“, sagt seine Ehefrau. Da werde man ja wohl nicht selbst zum Umweltfrevler.
Offizielle Entschuldigung gefordert
Die Sache ärgert das Paar so sehr, dass es sogar erwägt, aus Duisburg wegzuziehen. „Die können mich alle mal kreuzweise“, sagt Winfried Lawrenz. Erschüttert ist der Meidericher insbesondere über den Umgangston der Ordnungsamtsleute: „Ich habe mich gefühlt wie der letzte Penner.“ Deshalb erwartet er eine offizielle Entschuldigung.
Die Stadt indes sieht sich im Recht: Sie wertet die Aussage von Lawrenz aus „Schutzbehauptung“.