Duisburg-Wehofen. .
„Gott sei Dank!“, entfährt es der Wehofenerin Irmgard Giesen als sie am Mittwoch um 14.37 Uhr hört, dass die 20-Zentner-Bombe im benachbarten Oberhausen-Holten ohne Probleme entschärft worden ist.
Sie und ihr kranker Mann Heinrich (76) sind die beiden einzigen Evakuierten auf Duisburger Gebiet, die ins Pfarrheim der katholischen Gemeinde St. Josef am Wehofener Marktplatz gekommen sind. Alle anderen 108 Wehofener, die in der Evakuierungszone wohnen, haben entweder bei Bekannten oder Familienangehörigen Unterschlupf gefunden, oder sind zum Shoppen in eine der Nachbarstädte gefahren. „Schrecklich, dass hier immer noch Bomben liegen“, sagen die Wahl-Wehofener, die früher selbst in Holten wohnten, nur ein paar Hundert Meter vom Bombenfundort entfernt - wie sich jetzt herausstellte.
„Da kommen sofort wieder Erinnerungen hoch“, bestätigt die Münchnerin Franziska Urban (77), die jetzt neben dem Pfarrheim wohnt, wo die beiden Evakuierten ausharren müssen - bei einem Glas Wasser. Erinnerungen an die Bombennächte. Immer wieder „mussten wir ja in die Bunker rennen“, erzählt sie. Zum Glück sei das lange her.
Irmgard Giesen macht der Bombenfund deutlich zu schaffen. „Die letzte Nacht war schlecht“, erzählt sie. Auch sie hatte den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg wieder vor Augen.
Ganz ruhig ist es in der Mittagszeit in Wehofen, ein ganz normaler Tag, könnte man glauben. Und doch ist er anders: Der Revierpark Mattlerbusch ist gähnend leer, das Außengelände der Niederrhein-Therme ebenfalls verwaist. „Wir hatten unsere Gäste gebeten, ins Gebäude zu gehen“, sagt Thermen-Sprecherin Sandra Blat y Bränder. Die 395 Schwimmer und Saunierer haben nichts dagegen. Zumal diejenigen, die eine Kurzzeitkarte gekauft haben, kostenfrei ihren Aufenthalt verlängern dürfen. Denn in den Sicherheitsbereich kommt ab 13 Uhr niemand mehr hinein - und raus darf wenig später auch niemand mehr. Dass die Bestimmungen eingehalten werden, dafür sorgen Polizeibeamte und Mitarbeiter des Städtischen Ordnungsamtes. Die städtischen Bediensteten patrouillieren in ihren Wagen, die Polizei hat die Straßen abgeriegelt. Bis 13.30 Uhr herrscht reger „Abreiseverkehr“ aus der Evakuierungszone. Aber es gibt auch noch Menschen, die sich an den Absperrungen vorbeimogeln wollen, um zu ihren Wohnungen im Sicherheitsbereich zurückkehren zu können. Da drücken die Beamten ein Auge zu.
Im Sicherheitsbereich müssen die Menschen ja nur in den Häusern bleiben und die Fenster schließen. Besser dran sind die Wehofener, die, wie Franziska Urban, direkt hinter der Zone wohnen. Sie können das herrliche Wetter genießen und ein erstes kleines Sonnenbad nehmen. Oder wie Josef Reischl (76) den Frühjahrsputz im Garten erledigen und den Torbogen am Zaun reparieren.