30 Millionen Euro investiert ThyssenKrupp Steel in den kommenden Monaten in neue Entstaubungsanlagen für die drei Sinteranlagen auf dem Hamborner Werksgelände.

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Von Gregor Herberhold

Damit will das weltweit tätige Unternehmen die Feinstaubimmission um zehn Prozent drücken, in der Hoffnung, damit endlich die per EU-Richtlinie festgelegten Grenzwerte von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft einhalten zu können. „Dann fällt mir als Immissionsbeauftragtem von TKS nichts mehr ein“, sagt Fachmann Dr. Wolfgang Volkhausen.

Wie berichtet, waren bis Ende Mai dieses Jahres an einer Messstelle in der Nachbarschaft des Stahlwerks bereits 37 Überschreitungstage erreicht, 35 sind erlaubt. Und selbst ein Stück weiter, in der Nähe des Schwelgernparks wurden bereits 30 Tage mit hoher Belastung registriert. Was den Feinstaub betrifft, ist Bruckhausen damit der dreckigste Ort in ganz Nordrhein-Westfalen.

Bei ThyssenKrupp ist man sich des Problems bewusst - und man sucht nach Möglichkeiten, wie man es lösen kann. Deshalb die Investition in die neuen Entstaubungsanlagen, die im Spätsommer oder Herbst 2011 in Betrieb gehen sollen. Dann, so stellt das Unternehmen klar, „haben wir alles getan, was derzeit machbar ist“.

Da selbst nach dieser Maßnahme immer noch damit gerechnet werden muss, dass der Grenzwert von 35 Tagen gelegentlich gestreift werden kann, weiß man in der Bruckhausener Verwaltungszentrale, dass zusätzliche Produktionsanlagen in den Schmelzbetrieben kaum genehmigt würden. Auch vor dem Hintergrund der CO2-Problematik.

Unglücklich ist man beim hiesigen Stahlhersteller über den „Schwarzen Peter“, den man immer wieder zugeschoben bekomme, wenn es um Feinstaub gehe. „Wir sind für 20 Prozent der Belastung verantwortlich“, sagt Volkhausen. Der Rest stamme nachgewiesermaßen aus unterschiedlichen Quellen. Weitere 20 Prozent würden durch Heizungs- und Pkw- sowie Lkw-Abgase in die Luft geblasen und die restlichen 60 Prozent von irgendwo in Europa hergeweht. Partikel-Untersuchungen hätten ergeben, dass der 60-Prozent-Anteil eine Mixtur aus Kraftwerks-, Industrieanlagen-, aber auch Hausbrand- und Verkehrsimmissionen stamme. „Darauf haben wir keinen Einfluss“, sagt Volkhausen. Verantwortlich gemacht werde sein Unternehmen dennoch in der Regel, weil Bürger oftmals nicht zwischen den verschiedenen Quellen unterscheiden. Bewiesen sei, so Volkhausen, dass etwa der Großraum Brüssel zur selben Zeit, wenn es in Bruckhausen hohe Feinstaubwerte gebe, ähnlich hohe Belastungen habe.

Was die Stahlhersteller überraschte, ist eine aktuelle Statitistik. Sie zeige, dass Vollauslastung in der Produktion keine Auswirkung auf die Feinstaubelastung habe. Im Gegenteil: Als der Stahlmarkt im Jahr 2008 boomte und in Bruckhausen die höchste Stahlproduktion aller Zeiten erreicht wurde, wurden die 35 Tage nicht erreicht. Im schlechtesten Stahljahr der Geschichte bei TKS, im Jahr 2009, wurde dieser Wert an der Messstelle Bruckhausen sieben und an der Kiebitzmühlenstraße fünf Mal überschritten. Woraus der Schluss gezogen wird, dass es wichtig ist, Anlagen stets gut ausgelastet zu fahren, ganz besonders im Winterhalbjahr, wenn Inversionswetterlagen vorherrschen und den Staub nicht schnell weiterziehen lassen.