Duisburg. .

Die Kiebitzmühlenstraße in Marxloh ist einsame Spitze - zumindest was die Belastung mit Feinstaub angeht. Keine andere Messstation in Nordrhein-Westfalen ermittelte so beunruhigende Ergebnisse wie die dortige. 27 Mal wurden die Grenzwerte 2010 schon überschritten.

Die Kiebitzmühlenstraße in Marxloh ist einsame Spitze, zumindest was die Belastung mit PM 10 betrifft – im Volksmund auch Feinstaub genannt. Seit Jahresbeginn wurde der zulässige Tageshöchstwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gleich 27 mal überschritten – keine andere Messstation in Nordrhein-Westfalen ermittelte solch beunruhigende Ergebnisse.

Laut einer EU-Richtlinie aus dem Jahre 1999, die 2005 im Bundes-Immissionsschutzgesetz in nationales Recht umgesetzt wurde, darf der Grenzwert pro Jahr nur 35 mal überschritten werden. „Da wir jetzt bereits 27 Überschreitungen haben, rechnen wir für das gesamte Jahr mit etwa 40 bis 50“, sagt Dr. Thomas Griebe vom Amt für Umwelt und Grün. Spätestens bis zum kommenden Jahr müssen die Grenzwerte eingehalten werden, ansonsten drohen dem Bund empfindliche Strafen.

Viele Faktoren

Grundsätzlich können viele Faktoren zu erhöhten Messwerten führen: Verkehr, Kraftwerke, Landwirtschaft, Privathaushalte aber auch Schwerindustrie. Dass gerade die Kiebitzmühlenstraße trauriger Spitzenreiter unter den Feinstaubopfern ist, verknüpft Griebe mit der räumlichen Nähe zur örtlichen Schwerindustrie: „Der Verkehr gehört nicht zu den Hauptverursachern, sondern vielmehr die wiedererstarkte Stahlindustrie in der Umgebung.“

Thyssen-Krupp Steel (TKS), Betreiber eines nahe gelegenen Hochofens, hält seinen Anteil am Feinstaubproblem in der Region für deutlich geringer: „Wir haben mit der Bezirksregierung bereits eine freiwillige Vereinbarung über 41 Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität getroffen“, sagt TKS-Pressesprecher Dietmar Stamm.

Lokale Industrie nicht der Hauptverursacher

Unterstützung erhält das Traditionsunternehmen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. „Nur 21 Prozent der Feinstaubbelastung an der Kiebitzmühlenstraße ist auf die lokale Industrie zurückzuführen“, erklärt ein Sprecherin. Der Hauptanteil der Verunreinigungen habe indes einen regionalen Hintergrund, so die Expertin.

Für die Anwohner hat die regelmäßige Überschreitung der Grenzwerte katastrophale Folgen. „Wir wissen, dass das langfristig auf die Gesundheit geht. Von einer erhöhten Anzahl an Atemwegs- und Herzerkrankungen, die letztlich eine Verkürzung der Lebensdauer bewirken, ist auszugehen“, so Griebe.