Duisburg. .

Der Rathausvorplatz in Duisburg-Walsum soll unbenannt werden, doch wie soll er heißen? Schalomplatz, Barbara-Platz oder Platz der gemeinsamen Erinnerung standen alle mal im Raum. Die Gräben zwischen den Parteien sind tief. Ein Resümee.

Bürger wollen sich erinnern im Duisburger Ortsteil Walsum, darüber sind sie sich so gut wie einig. Deshalb soll ihr Rathausvorplatz endlich einen würdigen Namen bekommen. Die Frage ist nur: Woran wollen sich die Walsumer erinnern? An die 1051 jüdischen Bürger aus Duisburg, die während der Nazi-Zeit ermordet wurden? Oder an die Bergbau-Tradition der Stadt? Schließlich ziert eine monumentale heilige Barbara bereits den Platz.

Bergbautradition oder Holocaust? Eine Frage der Erinnerungskultur, bei deren Diskussion der CDU-Politiker Peter Hoppe wenig Fingerspitzengefühl bewies. Auf einer karnevalistischen Sitzung gab er das Thema der Lächerlichkeit preis: Lauthals fragte Hoppe die rund 600 Jecken, wer dafür sei, dass der Platz am Bezirksrathaus den Namen Schalomplatz bekommt. Keine Hand erhob sich, niemand stand auf. Ob Stimmungsmache oder Abstimmung, für Hoppe steht fest: „Keiner will einen Schalom-Platz“.

Vorausgegangen war eine tagelange Diskussion über dieses Thema. Im Nachhinein will Hoppe die Frage zwar als karnevalistischen Jux rechtfertigen. Kritiker werfen ihm aber vor, dass ihm die Frage bitterernst war.

Sinneswandel

Dabei hatte alles so harmonisch begonnen: Dem Antrag der Grünen, den Rathaus- in Schalomplatz umzubenennen, konnten alle anderen Fraktionen folgen, die gesamte Bezirksvertretung schien sich einig zu sein. Aber dann, bei der formellen Abstimmung, folgte der Eklat: Statt den gemeinsamen Antrag durchzuwinken, stoppten CDU und SPD das Verfahren. Begründung: Man habe vergessen, den Walsumer Heimatverein einzubinden, und das sei ein Verstoß gegen gute, alte Traditionen.

Der plötzliche Sinneswandel der Christ- und Sozialdemokraten sorgte für starke Irritationen bei den Grünen, aber auch in der Jüdischen Gemeinde Duisburgs. Und für heftige Kritik aus der Bürgerschaft. Zumal durchsickerte, dass der Vorstand des 400 Mitglieder starken Heimatvereins den Namen Schalomplatz rundweg ablehnt. Schließlich gebe es im Ortsteil bereits genug Gedenkstätten für Opfer der Nazizeit, hieß es ernsthaft und: Man könne doch einen Platz, auf dem der Schutzpatronin der Bergleute, der Heiligen Barbara, ein Denkmal gesetzt worden sei, nicht einfach so Schalomplatz nennen. Dann doch wohl eher Barbara-Platz. Der Heimatverein machte sich sogar die Mühe, nicht nur Narren, sondern Normalbürger zu befragen, beim Einkauf in der Stadt oder beim Spaziergang.

Platz der Probleme

Das einhellige Ergebnis laut Heimatverein: Niemand wolle einen Schalomplatz.

Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Duisburg, Michael Rubinstein, hält wiederum die Argumente gegen den Namen Schalomplatz für „scheinheilig“. Offenbar, so vermutet er, „scheint es einige Leute zu geben, die mit einem Schalomplatz Probleme haben“.

Wie die Politiker aus der Nummer herauskommen? Rubinstein zuckt mit den Schultern. Ohne Gesichtsverlust, glaubt er, sei das kaum möglich. Aber er macht einen unverfänglichen Versöhnungsvorschlag: Friedensplatz. Doch auch der kommt bei den Bezirksfraktionen nicht so richtig an. Die Kommunalpolitiker wollen sich in einer Sondersitzung auf den schlichten(den) Namen „Platz der gemeinsamen Erinnerung“ verständigen. Dann kann sich jeder erinnern, an was er will – böse Zungen behaupten: auch an den letzten Auswärtssieg des MSV.