Duisburg-Meiderich. In Meiderich steht die erste Duisburger Filiale der Kette Burgerme. Ihr Inhaber ist schwerkrank und verabschiedet sich jetzt. So geht es weiter.
Mit großen Plänen, mit Tatendrang und Expansionswillen ist Murat Calisici nach Duisburg gekommen. In der Meidericher Fußgängerzone, gegenüber der Pfarrkirche St. Michael, hat er seine „Burgerme“-Filiale eröffnet und so das Münchener Franchise-Unternehmen im September 2021 überhaupt erst in die Stadt geholt. Eine schwere Nierenkrankheit zwingt ihn jetzt zur Aufgabe.
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„Meine Schmerzen sind unerträglich, ich kann nicht mehr“, sagt der 42-jährige Münsterländer am Montagmittag, an seinem letzten Tag in seinem Laden. Es ist auch sein letzter Tag in jener Großstadt, die zwei Jahre lang sein Zuhause war. Das Geschäft übernehmen ab August zwei Nachfolger. Aus der Mietwohnung obendrüber zieht Calisici ebenfalls aus und kehrt ins heimische Gronau zurück.
Es ist eine unfreiwillige Rückkehr als Gescheiterter. Alle Pläne zerschmettert von einer Nierenkrankheit, die sich nicht durch Medikamente heilen lässt, nur durch eine schwere Operation mit langer, anstrengender Genesung. Zu lang und zu anstrengend für einen selbstständigen Gastronomen, der ein Team aus gut einem Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führt.
Schwerkranker Gastronom verlässt Duisburg – Burgerme hält an Filiale fest
Die Entscheidung, sein Geschäft aufzugeben und damit alle seine Pläne in Duisburg zu begraben, hat sich Murat Calisici nicht leicht gemacht. Dabei mussten er und die Münchener Zentrale lange nach neuen Franchise-Nehmern für Meiderich suchen. Für ihn war die Zeit kräftezehrend. Er ist traurig, als er über seinen Entschluss spricht, aber gefasst. Schon seit gut einem Jahr weiß er, dass dieser Schritt notwendig ist. Glaubhaft stolz ist er darauf, die allererste Duisburger Burgerme-Filiale geführt zu haben.
„Als wir hier eröffnet haben, kannte uns in Duisburg gar keiner“, sagte er bereits im Oktober 2022 und verwies damals auf ein mehrfach gewachsenes Liefergebiet. Das bunte Firmenlogo ist nicht mehr unbekannt. Längst fahren die Essenskuriere in ihren Uniformen mit Elektrorad oder -roller nicht nur in Meiderich, sondern auch in Laar, Beeck und Ruhrort, in ganz Alt-Hamborn samt der ehemaligen B8 sowie in Teilen von Bruckhausen. Ein weiterer Burgerme-Laden hat zudem in der Altstadt eröffnet.
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Nur sein schlechter Gesundheitszustand, sagt Calisici, habe diesen Expansionskurs ausgebremst. Habe ihn selbst ausgebremst. Trotz Schmerztabletten konnte er als Inhaber nicht länger zwölf Stunden an der Fritteuse stehen oder sich mit frischen Burgern und Pommes auf den Elektroroller schwingen, um Bestellungen zur Kundschaft zu fahren.
Lang benötigte Operation schon zweimal verschoben
„Ich habe mir hier etwas aufgebaut, und natürlich fiel es mir schwer, loszulassen“, sagt er im Hinterzimmer des Geschäfts an der Von-der-Mark-Straße 69. Die neuen Inhaber bereiten mit den übernommenen Mitarbeitern bereits alles vor, damit sie nahtlos weitermachen können. „Das ist Schicksal, es sollte nicht sein“, sagt der scheidende Chef. Dennoch ist er erleichtert wegen der Operation, die er seit gut einem Jahr benötigt und zweimal verschoben hat, weil noch keine Übergabe möglich war. Nun stehen viele medizinische Tests an, bis er in circa anderthalb Monaten endlich unters Messer kommt.
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Danach wird er, so hat es ihm sein Arzt vorhergesagt, drei bis vier Monate außer Gefecht sein. Im Münsterland will er „wieder Fuß fassen“ und „fit werden“, in vertrauter Umgebung, im Familien- und Freundeskreis. „Geld kommt und geht. Aber Gesundheit kannst du nicht mit Geld aufwiegen. Gesundheit ist das Wichtigste“, sagt der 42-Jährige nachdrücklich. Diese Lektion habe er erst durch seine schwere Krankheit gelernt.
Welche Zukunftspläne hat er nach der OP? Noch keine. „Momentan konzentriere ich mich auf meine Gesundheit.“ Doch er bleibt optimistisch, dass alles gut geht und dass es beruflich auch wieder bergauf geht – ob in der Gastronomie oder anderswo.
Scheidender Chef kritisiert mangelnde Unterstützung durch die Stadt Duisburg
Er habe in Duisburg sehr viel gelernt und sei dankbar für die Chance. Dennoch sieht er eine Rückkehr als sehr unwahrscheinlich an – und wird wehmütig. Nach einem ersten Kulturschock, der dem Leben in einer westfälischen Kleinstadt geschuldet war, sind ihm die Menschen im Ruhrgebiet ans Herz gewachsen.
Ihre offene, meist herzliche Art und ihre Kodderschnauze. Die Stadt werde er ebenso vermissen wie seine Stammkundinnen und -kunden. Ihm tue leid, dass er sich aufgrund der Sommerferien von den meisten nicht mehr persönlich verabschieden konnte. „Die Armut ist hier groß“, bedauert Murat Calisici. Umso mehr schätze er die Kundentreue in Duisburg.
Dagegen hätte er sich mehr Unterstützung von den städtischen Behörden gewünscht. Ewigkeiten habe es beispielsweise gedauert, bis einige Mitarbeiter ihre neuen Rollerführscheine in den Händen hielten, damit sie vom Elektrorad umsatteln durften. Für die Abmeldung seines Gewerbes habe er im Bezirksamt um die Ecke auf Monate keinen Termin bekommen können. Jetzt hat er zähneknirschend alles online erledigt.
„Katastrophale Straßen“ und „marode Radwege“: Große Schwierigkeiten für Lieferfahrer
So gerne er auch an seine kurze Burgerme-Zeit zurückdenkt, eines wird er immer in schlechter Erinnerung behalten: „Die Straßen sind katastrophal.“ So schlimm, dass wegen der Schlaglöcher regelmäßig Elektroroller kaputt gingen. Den Fahrrädern sei es nicht besser ergangen.
„Die Radwege sind marode“, kritisiert Calisici, oder sie endeten plötzlich und man müsse auf Straßen fahren, die regelrechte Rumpelpisten seien. Das ist mehr als ärgerlich für einen Gastrobetrieb, der gut 90 Prozent seiner Essen ausliefert und zudem ein Lieferversprechen abgibt, dass die Bestellung innerhalb von 25 Minuten am Bestimmungsort ist.
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Dennoch gibt sich der gelernte Systemgastronom überzeugt, dass er einen ordentlichen Laden übergeben und dass der Duisburger Norden „viel Potenzial“ hat. Denn McDonalds, Burger King, KFC oder R’n’Beef ein paar Meter weiter auf der Meidericher Einkaufsstraße seien keine Konkurrenz. „Unser Liefergebiet ist so groß“, erläutert Calisici, „dass jeder was vom Kuchen abbekommt.“ Trotz Inflation, Energiepreiskrise und den vielen Haushalten mit merklich kleiner gewordenen Geldbeuteln.
„Ich werde Duisburg vermissen“, verabschiedet sich Murat Calisici, der jahrzehntelange Gastroerfahrung hat, aber erstmals eine Burgerschmiede besaß. Für ihn war es ein Experiment. Er hält es trotz des ungeplanten Endes für gelungen. „Burgerme ist hier jetzt etabliert.“ Und von den beiden neuen Chefs verspricht er sich in Meiderich „neuen Aufschwung“ für seinen Laden, den er nun endgültig abgegeben hat.
>> Rund 165 Filialen in Deutschland und den Niederlanden
● Das 2010 in München gegründete Franchise-Unternehmen Burgerme hat aktuell rund 140 Filialen in Deutschland und gut zwei Dutzend in den Niederlanden. Die Meidericher Filiale wurde im September 2021 als 103. Filiale eröffnet.
● Ein Großteil der Kunden bestellt sich Burger und Pommes nach Hause. Per kostenfreier App, über die Internetseite www.burgerme.de. Lieferfahrer bringen die Bestellungen gegen einen Obolus auf dem E-Bike oder Elektroroller bis an die Haustür.