Duisburg. Das Straßenverkehrsamt in Duisburg hat einst Chaostage erlebt. Inzwischen soll sich viel geändert haben. So erleben zwei Mitarbeiter ihre Arbeit.

Die Atmosphäre im Duisburger Straßenverkehrsamt ist an diesem späten Mittwochvormittag entspannt. Auf der zweiten Etage herrscht in der Zulassungsbehörde ganz normaler Betrieb. Doch es gab Zeiten, in denen das Chaos im Amt in Duissern so groß war wie die personelle Not. Dayna Bos (26) und Tobias Delissen (29) können sich noch gut daran erinnern. Bemerkenswert: Sie hatten sich im Dezember 2018 kurz nach der größten Krise des Verkehrsamts „bewusst und freiwillig“ für ein dortiges Engagement entschieden. Und sie sagen seitdem: „Wir arbeiten hier gerne.“

Ein Satz, der heute vielleicht nicht mehr verwundern mag – damals aber schon. Zur Erinnerung: Mitte Oktober 2018 gibt die Zulassungsstelle wegen völliger Überlastung keine Wartemarken mehr aus. Die Situation unter den teils über mehrere Stunden wartenden Kunden droht zu eskalieren. Sicherheitsdienst und Polizei müssen eingreifen.

Straßenverkehrsamt Duisburg: Chaostage gehören der Vergangenheit an

Die Stadt zieht in der Folge Mitarbeiter aus anderen Verwaltungsbereichen ab, um für Entlastung zu sorgen. Und knapp zwei Monate nach dem Chaostag im Oktober sollen mehrere Auszubildende zusätzlich helfen – darunter Dayna Bos und Tobias Delissen.

„Ich wollte Teil einer positiven Veränderung sein und habe die Herausforderung deshalb gerne angenommen“, sagt Tobias Delissen zu den Gründen, warum er im Dezember 2018 – damals noch als Auszubildender – angefangen hat, im Duisburger Straßenverkehrsamt zu arbeiten. Die (personelle) Lage war damals mehr als angespannt, der Frust bei den Kunden groß.
„Ich wollte Teil einer positiven Veränderung sein und habe die Herausforderung deshalb gerne angenommen“, sagt Tobias Delissen zu den Gründen, warum er im Dezember 2018 – damals noch als Auszubildender – angefangen hat, im Duisburger Straßenverkehrsamt zu arbeiten. Die (personelle) Lage war damals mehr als angespannt, der Frust bei den Kunden groß. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Ich wollte Teil einer positiven Veränderung sein und habe die Herausforderung deshalb gerne angenommen“, sagt er. „Wir wollten einfach unterstützen“, sagt sie. „Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr dankbar.“

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Trotzdem ist es für beide ein Sprung ins kalte Wasser. Schließlich müssen sie noch eingearbeitet werden. Und die Lage in der Zulassungsstelle ist zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr angespannt. „Immer wenn um 7.30 Uhr die Tür aufging, begann das große Wettrennen. Die Kunden sind die Treppen hochgehetzt“, erzählt Tobias Delissen. „Wer schnell genug war, ist sofort drangekommen, andere mussten auch drinnen noch Stunden warten.“ Dayna Bos hat als Duisburgerin die Erfahrung selbst gemacht, als sie im April 2019 ihr Auto zulassen wollte. Da war ordentlich Geduld gefragt.

Wenn Unterlagen fehlen: Der häufigste Fehler von Kunden

„Schwierig wurde es damals immer dann, wenn ein Kunde endlich an der Reihe war und ich ihm erklären musste, dass die Unterlagen nicht vollständig sind“, sagt Tobias Delissen, der gebürtig aus Mönchengladbach kommt, aber mittlerweile in Duisburg wohnt.

Der häufigste Fehler dabei bis heute: „Viele wissen nicht, dass bei einer Vollmacht der Ausweis im Original und ein unterschriebenes SEPA-Lastschrift-Mandat für die Kfz-Steuer vorliegen muss“, erklärt der 29-Jährige. Kunden ärgern sich auch aktuell darüber, wenn sie dann ohne Zulassung den Heimweg antreten müssen. Doch die grundsätzliche Stimmung in der Behörde ist längst eine andere, betonen Dayna Bos und Tobias Delissen.

„Die Kunden sind entspannter und freundlicher, freuen sich, dass sie schneller dran kommen“, sagt Dayna Bos, Mitarbeiterin in der Duisburger Zulassungsstelle.
„Die Kunden sind entspannter und freundlicher, freuen sich, dass sie schneller dran kommen“, sagt Dayna Bos, Mitarbeiterin in der Duisburger Zulassungsstelle. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Allein die Geräuschkulisse ist angenehmer, weil viel weniger Menschen warten“, sagt sie. „Sie sind entspannter und freundlicher, freuen sich, dass sie schneller als früher dran kommen. Und wir stehen nicht mehr so sehr unter Druck, können uns auch mal mehr Zeit für die Kunden nehmen.“ Nein, beide haben es nicht bereut, auch nach dem Ende ihrer insgesamt dreijährigen Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Sommer 2019 im Verkehrsamt geblieben zu sein.

Stadt: Online-Terminvergabe hat Wartezeiten vor Ort „erheblich verringert“

Die Online-Terminvergabe seit April 2020 habe viel dazu beigetragen, die Wartezeiten vor Ort „erheblich zu verringern“, so Stadtsprecher Sebastian Hiedels. „Für den Bereich der Zulassung benötigt man circa ein bis drei Tage, um einen Termin zu bekommen.“ Bei der seit Oktober 2020 an der Daimlerstraße in Neumühl ausgegliederten Fahrerlaubnisbehörde werden demnach Termine immer jeweils für einen Zeitraum von zwei Wochen freigegeben. „In der Regel sind hier auch kurzfristig immer noch vereinzelt Termine verfügbar“, so Hiedels.

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Künftig sollen die Abläufe im neuen Straßenverkehrsamt an der Theodor-Heuss-Straße in Neumühl weiter optimiert werden. Noch ist das Gebäude nicht fertig. Die zuständige Duisburger Infrastrukturgesellschaft (DIG) will aber in Kürze Richtfest und nach ihren letzten Angaben noch in diesem Jahr die Eröffnung feiern. Die Vorfreude ist auch bei Dayna Bos und Tobias Delissen groß.

>> 90 MITARBEITENDE IM DUISBURGER VERKEHRSAMT

  • Evelyn Buchner ist seit 2013 Leiterin des Straßenverkehrsamts in Duisburg.
  • Nach Angaben der Stadt sind aktuell rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Auszubildende im gesamten Verkehrsamt tätig – inklusive der ausgegliederten Fahrerlaubnisbehörde in Neumühl.
  • In der Zulassungsbehörde gibt es für die Aufgaben Zulassung, Außerbetriebsetzung und Stilllegung einschließlich der Leitungskräfte insgesamt 44 Stellen.
  • Dayna Bos und Tobias Delissen arbeiten mit weiteren 21 Kolleginnen und Kollegen im Bereich der Zulassungsschalter. Ihr Aufgabenspektrum reicht von der Beantragung von Kurzzeit- und Saisonkennzeichen über die Umschreibung eines Fahrzeuges mit Duisburger Kennzeichen bis zur Zulassung von Neufahrzeugen.
Das Duisburger Straßenverkehrsamt an der Ludwig-Krohne-Straße 6: Dort ist auch die Zulassungsbehörde angesiedelt, in der es einschließlich der Leitungskräfte 44 Stellen für die Aufgaben Zulassung, Außerbetriebsetzung und Stilllegung gibt.
Das Duisburger Straßenverkehrsamt an der Ludwig-Krohne-Straße 6: Dort ist auch die Zulassungsbehörde angesiedelt, in der es einschließlich der Leitungskräfte 44 Stellen für die Aufgaben Zulassung, Außerbetriebsetzung und Stilllegung gibt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND