Duisburg-Walsum. Die Pfarrei St. Dionysius in Duisburg-Walsum schließt mehrere Kirchen. Von Wohnplätzen bis Apartments – diese kreativen Zukunftspläne gibt es.
Schon seit Jahren steht fest: In der Großgemeinde St. Dionysius im Duisburger Norden wird sich einiges ändern. Angesichts einer immer geringeren Zahl an Kirchgängern und zunehmenden Schwierigkeiten, genug Ehrenamtliche zu finden, können die sechs Kirchenstandorte nicht in gewohnter Größe weiterbetrieben werden.
Also erarbeitete die Pfarrei in den vergangenen Jahren ein „Standort- und Immobilienkonzept“. „Der Impuls kam aus dem Kirchenvorstand“, sagt Pfarrer Werner Knoor. „Es war nicht das Bistum, das uns Sparzwänge auferlegen wollte.“ Inzwischen nimmt das, was in dem Konzept beschrieben wird, Gestalt an. Pfarrer Knoor gibt einen Überblick über den Stand der Dinge.
St. Dionysius in Alt-Walsum: Für die fast 900 Jahre alte Pfarrkirche bleibt alles beim Alten. „Die Kirche wurde in den letzten zwölf Jahren in drei Schritten renoviert. Hier steht nichts an“, erklärt Knoor.
St. Elisabeth in Duisburg-Vierlinden: In der Kirche sollen Pflegeplätze entstehen
St. Elisabeth in Vierlinden: Ein Walsumer Unternehmer übernimmt die Kirche. Er wird in dem Gebäude an der Elisabethstraße 20 Wohnplätze für junge, pflegebedürftige Menschen schaffen. Der Bauantrag sei bereits gestellt, erklärt Knoor. „Ich bin dankbar für diese tolle Lösung. So bleiben Gebäude und Kirchturm erhalten und die Kirche bekommt eine sinnstiftende Nachnutzung.“ Die Gemeindemitglieder in Vierlinden würden diesen Weg mitgehen, aber natürlich gebe es auch Trauer über den Verlust des vertrauten Gotteshauses.
Am Sonntag, 27. August, wird um 10 Uhr der letzte Gottesdienst in St. Elisabeth gefeiert. Nach diesem sogenannten Profanisierungs Gottesdienst, an dem Weihbischof Rolf Lohmann teilnimmt, ist die Kirche kein geweihter Ort mehr. Die Gottesdienste werden künftig im gegenüberliegenden Pfarrheim gefeiert.
Die Gemeindemitglieder wird freuen, dass der Altar ihrer Kirche weitergenutzt wird: „Der Architekt, der St. Elisabeth 2008 renoviert hat, modernisiert zurzeit eine Kirche in Borghorst bei Steinfurt. Dort bekommt der Altar eine neue Heimat.“
Herz Jesu in Overbruch: Das Gotteshaus wird verkleinert
Herz Jesu in Overbruch: Vielen ist schon aufgefallen, dass vor der Kirche Bagger stehen. „Ich bin öfter darauf angesprochen worden und habe gehört, dass manche Walsumer noch immer denken, die Kirche wird abgerissen“, sagt Pfarrer Knoor. Das sei nicht der Fall. Vielmehr bleibe Herz Jesu ein Gotteshaus, es werde lediglich verkleinert. „Vor zwei Wochen ist der Startschuss für den Umbau gefallen“, so Knoor.
Vor dem Hintergrund, dass das Pfarrheim in Overbruch aufgegeben wird, soll es in der Kirche Büros und Gruppenräume geben. Momentan finden hier 300 Gläubige Platz – in Zukunft sollen es 120 sein. Für Festgottesdienste kann erweitert werden. „Statt der Kirchenbänke wird es eine Bestuhlung geben. Damit sind wir flexibler“, erklärt der Pfarrer. Auch ein neuer mobiler Altar wird angeschafft. Der Alte geht an die Caritas in Dinslaken und wird künftig auf einem Außengelände stehen.
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Damit genug Platz für alle ist, zum Beispiel auch für die Kleiderkammer, bekommt das Kirchengebäude einen Anbau. „Wir gehen davon aus, dass der Umbau etwa anderthalb Jahre dauern wird. So lange werden wir das jetzige Pfarrheim weiternutzen. Danach schauen wir uns nach einem Käufer um“, sagt der Pfarrer. Die ersten Interessenten hätten sich schon gemeldet.
Für die Gemeinde bedeutet der Umbau, dass die Vorabendmesse um 18 Uhr nun in St. Dionysius in Alt-Walsum gefeiert wird. Außerdem gibt es mittwochs um 9 Uhr einen Gottesdienst im Pfarrheim.
St. Juliana in Wehofen: Polnische Mission hat die Verantwortung übernommen
St. Juliana in Wehofen: Kirche, Pfarrheim und Pfarrhaus sind längst in die Verantwortung der polnischen Mission übergegangen. „Die Kirche gehört zwar noch zu unserem Bestand. Wir sind aber komplett aus der Verwaltung raus. Die polnische Mission kümmert sich um alles“, erläutert Knoor, „wir haben dort einen Gaststatus.“ Das bedeutet konkret: Der Gottesdienst findet wie gewohnt sonntags um 18 Uhr in St. Juliana statt. Das gilt auch für die monatliche Suppenküche „Terrine“. Das Miteinander verlaufe reibungslos, betont Knoor.
St. Ludgerus in Aldenrade: Projekt mit Hindernissen – Kirche soll abgerissen werden
St. Ludgerus in Aldenrade: St. Ludgerus ist die einzige Kirche, die abgerissen werden soll. Aber wann das sein wird, steht noch in den Sternen. „Die Kirche stammt aus den 60er Jahren, ist architektonisch eine Zeugin ihrer Zeit, aber energetisch eine Katastrophe“, so Pfarrer Knoor, „der Abriss ist schon lange beschlossen.“
Die Kirche steht auf einem 10.000 Quadratmeter großen Gelände, zudem gibt es noch ein zweites Grundstück, auf dem sich der Kindergarten der Gemeinde befindet. „Geplant ist, auch das alte Kindergarten-Gebäude abzureißen. Auf dem Kirchengrundstück soll ein neuer Kindergarten entstehen, außerdem eine kleinere Kirche“, erläutert Knoor.
Auf dem Rest der beiden großen Grundstücke sollen Wohnungen sowie ein Kommunikationszentrum und Wohngruppen entstehen. Dass dies alles machbar sei, habe eine Studie gezeigt, die seit Anfang des Jahres vorliege. Doch seit Kurzem herrscht Stillstand in dem Großprojekt: „Die Denkmalschutzbehörde hat die Kirche vorläufig unter Denkmalschutz gestellt. Da hakt es jetzt.“ Momentan verhandelt das Bistum Münster mit der Denkmalbehörde darüber, wie es mit St. Ludgerus weitergeht.
St. Josef in Aldenrade: Zunächst wird sich für die Gemeinde nichts ändern
St. Josef in Aldenrade: So lange noch nicht klar ist, was mit St. Ludgerus passiert, ändert sich für St. Josef nichts. Erst wenn das Projekt gestemmt ist, soll das Gotteshaus eine neue Bestimmung bekommen. Der Plan, die Kirche einer Kunststiftung zu überlassen, ist gescheitert. „Ich war Feuer und Flamme, und wir sind dem Künstler sehr entgegengekommen. Aber am Ende hat es leider nicht geklappt“, bedauert Knoor. Eine andere Idee wäre, in dem Gebäude an der Kolpingstraße 8 Wohnraum für Frauen mit Kindern oder bedürftige Menschen zu schaffen. Das 2016 erbaute Pfarrheim wird der Gemeinde erhalten bleiben. Hier sollen in Zukunft die Messen gefeiert werden.
>> Pfarrei St. Dionysius in Duisburg-Walsum: Immer weniger Menschen kommen in die Kirchen
- Laut Pfarrer Knoor leben in Walsum 13.000 Katholiken. Im letzten Jahr fanden gerade einmal 400 pro Woche den Weg in eine der sechs Kirchen der Pfarrei St. Dionysius. Die größte Kirche, St. Josef, hat Platz für 500 Gläubige, es besuchen im Schnitt aber nur 60 Gläubige den Gottesdienst.
- Der Rückgang sei schon lange zu beobachten, aber seit 2020 habe sich die Situation verschärft. „Durch Corona haben viele gemerkt, dass sie auch ohne Kirchgang auskommen. Sie gucken zum Beispiel Gottesdienste im Fernsehen“, sagt Werner Knoor.
- Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche „wirken brutal“. So hat die Pfarrei St. Dionysius 2022 150 Mitglieder durch Austritt verloren, 2021 105. Im Jahr davor waren es nur 63. „Diesen Wandel gilt es zu gestalten“, so Knoor und ist überzeugt, dass die Pfarrei die richtigen Wege für die Zukunft eingeschlagen hat.