Duisburg-Beeck. Ist Beeck wirklich gefährlich? Das wird in Duisburg nun heftig diskutiert. So schätzt Bezirkspolizist Thomas Horstkamp die Lage im Stadtteil ein.
Wie gefährlich ist Beeck? Immer wieder ist diese Frage aufgekommen, als es um die Zukunft der Beecker Kirmes ging. Für manchen Kirmesfan war sofort klar, dass der Traditionsrummel mit jahrhundertealter Geschichte auch weiterhin im Duisburger Norden stattfinden müsse. Für andere stand dagegen fest, dass sich Beeck in den vergangenen Jahrzehnten zu stark verändert habe, um noch Austragungsort für ein großes Volksfest zu sein. Dass dort keine unbeschwerte Atmosphäre mehr möglich sei. Die Standortfrage ist längst entschieden, rund ums erste Juli-Wochenende sollen wieder Hunderttausende Besucherinnen und Besucher auf den Jahrmarkt kommen. Wie es tatsächlich um den Stadtteil steht, weiß die Polizei Duisburg.
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„Beeck ist polizeilich gesehen eher unauffällig“, sagt Hauptkommissar Thomas Horstkamp, der seit rund drei Jahren der örtliche Bezirksbeamte ist und den Stadtteil und seine Menschen gut kennt. Es gebe dort keinen Kriminalitätsschwerpunkt. „Hier wohnt auch kein Intensivstraftäter.“
Kein Kriminalitätsschwerpunkt – aber in Beeck gibt’s Müll, Schrotthäuser und Langeweile
Tatsächlich habe Beeck derzeit vor allem Probleme mit wilden Müllkippen, zudem gebe es Schrottimmobilien und Jugendliche, die kaum Freizeitangebote hätten. Ein Thaiboxclub mit Kraftraum, ein Falkenheim oder kirchliche Angebote am Osteracker, knapp jenseits der Grenze zu Bruckhausen, findet Horstkamp für die vielen Mädchen und Jungen zu wenig. So sei es mitunter aus Langeweile vorgekommen, dass ein paar Jugendliche in Schulen und andere Gebäude eingebrochen sind. Täter haben etwa ein Feuer auf der Tischtennisplatte der Grundschule Lange Kamp angezündet.
Ähnliche Delikte, also Hausfriedensbruch, Sachbeschädigungen und Einbrüche, sind zuletzt häufiger vorgekommen. Deshalb hat die Theodor-König-Gesamtschule längst einen Sicherheitsdienst. „Wir haben ein Auge auf Kinder- und Jugendkriminalität“, versichert Thomas Horstkamp, doch zu seiner Arbeit gehört es zuletzt eher, Elterntaxis an den Schulen im Blick zu haben.
Zahlreich sind außerdem die Anfragen der Staatsanwaltschaft und anderer Behörden, die nach der Corona-Pandemie jetzt verstärkt durch die Polizei Haftbefehle vollstrecken oder Aufenthalte überprüfen lassen. Doch auch hier geht es nicht um Schwerkriminelle, sondern etwa um Schwarzfahrer, die ins Gefängnis wandern, weil sie ihr Bußgeld nicht bezahlen können oder wollen.
Kriminalitätsbericht 2022: Wie viele Straftaten wurden in Duisburg-Beeck angezeigt?
„In Beeck werden viele Kinder in desolaten Häusern groß – neben beschmierten Wänden oder auch Müllkippen in der Nachbarschaft“, ordnet Polizeisprecherin Jacqueline Wardenski ein. Dennoch sei Beeck kein auffälliger Stadtteil. Das belegt auch der jüngste Kriminalitätsbericht: Von den aufgeführten 15 kriminellsten Ortsteilen war Beeck im Jahr 2022 auf dem letzten Platz mit 1197 Straftaten. Spitzenreiter ist das Dellviertel mit 4035, gefolgt von Marxloh mit 2780 Straftaten.
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Natürlich ist Beeck „multikulti, genauso wie Hamborn oder Walsum“, findet Thomas Horstkamp. Der Polizeibeamte versteht sich gut mit den meisten Einwohnerinnen und Einwohnern. Kinder lächeln und winken, wenn sie ihn auf Streife treffen, Mädchen bieten ihm sogar Bonbons an. Erwachsene grüßen und sprechen ihn an, weil das Schlagloch in ihrer Straße immer noch nicht repariert ist oder weil sie das Amtsdeutsch in einem Behördenschreiben nicht verstehen. Als Bezirkspolizist hilft der 48-Jährige auch bei Alltagsproblemen oder weiß zumindest Rat – er macht aber durchaus auch unmissverständliche Ansagen.
„Die Probleme hier sind nicht eindimensional“, resümiert Horstkamp. Neben fehlenden Angeboten für Jugendliche sieht er auch, dass sich die Ladenmeile an der Friedrich-Ebert-Straße noch nicht wieder von der Corona-Pandemie erholt hat. Dass der Respekt abnimmt und „aggressives Verhalten“ zunimmt. Dennoch empfindet er sein Revier nicht als Problemviertel – und freut sich schon sehr auf die Beecker Kirmes.
Polizei Duisburg verspricht starke Präsenz auf der Beecker Kirmes
„Wir kriegen die Kirmes gut über die Bühne“, gibt sich Hauptkommissar Thomas Horstkamp überzeugt. Er wünscht sich, dass viele „Kinder mit leuchtenden Augen auf Dosen werfen“, Spaß beim Entenangeln oder in den Karussells haben. Das sieht Hauptkommissarin Jacqueline Wardenski auch so: „Jede Familie kann über die Kirmes gehen, sich an den Fahrgeschäften erfreuen, Zuckerwatte und Eis essen und einen schönen Tag verbringen.“ Das dürften alle Kirmesliebhaber gerne hören. Außerdem wird die Polizei starke Präsenz zeigen.
>> 560 erfasste Straftaten bis Mai 2023
● Dass Beeck aus Polizeisicht kein besonders gefährlicher Stadtteil ist, belegt neben vergangenen Kriminalitätsberichten auch die aktuell erfassten Straftaten. Von Januar bis Mai 2023 sind 560 Straftaten erfasst worden. Das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Es handelt sich dabei um eine Eingangsstatistik; Ermittlungen kann diese Zahl noch verkleinern.
● Erfasst sind die verschiedensten Delikte: vom Taschendiebstahl, Verstößen gegen das Pflichtversicherungsgesetz über Trunkenheitsfahrten bis hin zu Körperverletzung und Sachbeschädigungen.