Duisburg-Beeck. Vieler Beecker Gaststätten haben aufgegeben. Dafür gibt es Gründe. Zwei Betriebe kämpfen – aber wie lange noch? Das sagen die Gastronomen.
In Beeck abends ein Bierchen trinken gehen? Da bleiben heute nur noch zwei Gaststätten: die „Beecker Bierquelle“ an der Friedrich-Ebert-Straße und „Zum weißen Roß“ an der Bruckhauser Straße. Vor ein paar Jahren hatte man noch die Qual der Wahl, wo es hingehen soll.
„Als ich 1996 von Homberg nach Beeck gezogen bin, gab es 15 Gaststätten“, sagt Kneipengängerin Monika Kreetz und zählt auf: Kerzenstübchen, Zum Goten, Kaiserhof und, und, und. „Früher waren es noch viel mehr“, erinnert sich auch Werner Grühn (69) von der Gaststätte Zum weißen Roß: „Wenn ich die Namen durchgehe, komme ich auf 30. Es gab mal eine Gemütlichkeit in Beeck, die existiert heute gar nicht mehr“, bedauert er.
Kneipensterben in Duisburg-Beeck: Heute gibt es nur noch zwei klassische Gaststätten
Seine Frau Hannelore stimmt ihm zu: „Die typischen Kneipengänger sind einfach nicht mehr da. Die jungen Leute gehen heute eher zu Veranstaltungen, zum Beispiel im Landschaftspark.“ Immerhin pflegen viele Gäste noch ihre Stammtische: „Der Frauenstammtisch ,Die Frösche’ trifft sich seit über 40 Jahre bei uns“, freut sich Hannelore Grühn. Fotos der Damen hängen über dem Tisch, an dem sie einmal im Monat klönen und viel Spaß miteinander haben.
Das Gastronomen-Paar hat Zum weißen Roß schon 2007 an Tochter Monique übergeben, hilft aber immer noch jeden Tag mit. „Anders ist das nicht zu machen. Mit Mitarbeitern rechnet sich das alles nicht mehr“, sagt die 40-Jährige. Sie hat sich ein zweites Standbein aufgebaut, arbeitet noch als selbstständige Mediengestalterin.
Bier wird immer teurer – Preise können aber nicht an die Kunden weitergegeben werden
Es gibt nicht nur das Problem, dass die Gäste weniger werden – auch die Preise steigen. „Der Bierlieferant hat den Preis in letzter Zeit zweimal erhöht. Das können wir nicht voll an die Gäste weitergeben, sowas geht in unserem Stadtteil nicht“, sagt die Junior-Chefin. „Bei uns kostet ein kleines Pils jetzt 1,60 Euro. Das sind 10 Cent mehr. In Laar nehmen die Kollegen schon 1,80 Euro“, ergänzt ihr Vater.
Auch interessant
Rund 850 Meter weiter südlich Zustimmung: Auch in der Beecker Bierquelle trauen sich die Betreiber nicht, das Bier noch teurer zu machen. Gäste zahlen für ein kleines Pils ebenfalls 1,60 Euro. „Allerdings machen wir 90 Prozent unseres Umsatzes mit der Küche“, sagt Betreiberin Anja Hay.
In der steht seit 1998 ihr Mann Frank und kocht. Das Paar hat natürlich auch mit steigenden Kosten zu kämpfen. „Letztlich kann man nur an den Personalkosten sparen. Deshalb machen wir alles selbst und beschäftigen nur eine Putz- und eine Spülhilfe.“ 45 Sitzplätze gibt es, wenn es voll ist, ist das zu zweit gerade so zu schaffen.
Die Beecker Bierquelle bietet neben Schnitzeln, Steaks und Co. eine Kegelbahn – und die zieht Gäste an. Teils Stammgäste wie den Frauenclub KC Pudel 05, der seit 40 Jahren alle zwei Wochen kegelt. Aber gerade bei jüngerem Publikum wird das Kegeln in letzter Zeit wieder zur beliebten Freizeitbeschäftigung.
Viele Wirte in Beeck haben keine Nachfolger für ihre Gaststätten gefunden
Das Paar hat eine Erklärung, warum das Kneipensterben in Beeck so massiv ist. „In 90 Prozent der Fälle gehörten den Wirten auch die Häuser. Als sie ins Rentenalter kamen, hat sich häufig kein Nachfolger gefunden. Die Kinder wollten meistens auch nicht“, erklärt Frank Hay.
Gleichzeitig habe sich die Bevölkerungsstruktur in Beeck stark verändert. „Alteingesessene Beecker sind gestorben oder weggezogen. Gleichzeitig kamen viele Menschen mit ausländischen Wurzeln hierhin. Sie haben viele der Häuser mit Kneipen gekauft und dann ihr eigenes Ding gemacht: Café, Shisha-Bar oder Teestube“, beobachtet Anja Hay.
„Sie gehen nicht in unsere Gaststätten und wir nicht in ihre. So ist das halt.“ Letztlich sei es für die verbliebenen beiden Lokale ganz gut so, dass sie die letzten ihrer Art in Beeck seien: „Für mehr reicht die Kundschaft auch nicht aus“, resümiert die Gastronomin.
Viele neue Pläne für die Gaststätte „Zum weißen Roß“ in der Bruckhauser Straße
Monique Grühn vom weißen Ross blickt trotz aller Probleme zuversichtlich in die Zukunft: „Ich hab mich noch nie bekloppt gemacht. Das bringt ja nichts.“ Lieber schmiedet sie Pläne, um der Kneipe neuen Schwung zu verleihen. Sie hat einen Veranstaltungsraum eingerichtet, in dem jetzt auch Kaffeekränzchen oder Geburtstage gefeiert werden können. Erste Buchungen stehen schon im Kalender.
Vater Werner hat früher auf einem Straßenfest den Nikolaus gemimt, so richtig mit Kutsche und allem drum und dran. Da war halb Beeck auf den Beinen. Die Tradition ist eingeschlafen. Monique Grühn überlegt, ihr in diesem Jahr wieder Leben einzuhauchen. Eine weitere Idee sind Kneipenquiz oder Schatzsuchen, die man für einen Kindergeburtstag buchen kann. Aufgeben und Kneipe schließen ist für die 40-Jährige jedenfalls keine Option.
Beecker Kneipengänger essen in der Bierquelle und gehen auf einen Absacker ins weiße Roß
Das sieht bei den Hays anders aus. Frank Hay ist gesundheitlich angeschlagen. „In zwei Jahren werde ich 65. Ich denke darüber nach, dann aufzuhören.“ Alleine weiterzumachen kommt für seine Frau Anja nicht infrage: „Ohne ihn schaffe ich das nicht.“
Keine guten Nachrichten für Beecker und Beeckerinnen wie Monika Kreetz. Wie für viele im Stadtteil bedeutet auch für sie ein Zug durch die Kneipen, „erst in der Bierquelle lecker essen und dann Absacker im weißen Ross nehmen“. Damit könnte bald Schluss sein.