Duisburg-Beeck. Die Stadt Duisburg will die Beecker Kirmes beerdigen und an die MSV-Arena verlegen. Wie die Menschen im Stadtteil reagieren und was sie fordern.

Als die Stadt Duisburg mitgeteilt hat, die Beecker Kirmes zu beerdigen und den Rummel ans MSV-Stadion zu verlagern, ließen die Reaktionen aus dem Stadtteil nicht lange auf sich warten. So machte sich die örtliche Ratsfrau Jülide Celenk für den traditionellen Standort stark. So eindeutig kämpfen allerdings nicht alle Duisburgerinnen und Duisburger nicht gegen das Ende der Traditionsveranstaltung, die ins 16. Jahrhundert zurückgeht.

„Wir sind enttäuscht, aber auf ein Wunder hat auch niemand mehr gehofft“, sagt der Beecker Torsten Karau. Mit seiner Facebook-Gruppe „Erinnerungen an Beeck“ und deren 1400 Mitgliedern tauschen sie alte Fotos und Anekdoten aus und diskutieren tagesaktuelle Entwicklungen. „Wir haben schon länger damit gerechnet, dass das Ende kommt“, sagt er und begrüßt es, „einen Schlussstrich zu ziehen“. Torsten Karau will die schönen Erinnerungen an die Kirmes in Ehren halten.

Auch interessant

Ganz so nüchtern betrachten aber nicht alle Duisburger die städtischen Pläne. Eine Zukunft ohne Beecker Kirmes bedauern viele, verbinden sie doch oft schöne Kindheitserinnerungen mit dem Rummel. Andere sehen im geplanten Ende einen weiteren Beleg dafür, dass der Duisburger Norden kulturell ausbluten solle.

Weitere Chance für Beecker Kirmes am traditionellen Standort gefordert

Dass die Kirmes am gewohnten Standort unbedingt noch eine Chance verdient hat, steht für Wilma Hohmann vom Netzwerk Oberhof fest: „Wir müssen die Akteure aus dem Stadtteil wieder mit einbeziehen“, fordert Hohmann und denkt an Vereine und örtliche Musiker. Zugleich kritisiert sie, dass Duisburg Kontor als städtischer Veranstalter zuletzt kein Interesse daran hatte, die Beecker einzubinden, „obwohl wir schon die ganzen Jahre bereit sind, mitzuarbeiten“.

Doch es gibt auch Stimmen, ob im Internet oder auf dem Markt, die die Kirmes grundsätzlich viel zu teuer finden für die Menschen im Duisburger Norden, die im Niedriglohnsektor schuften oder nur eine mickrige Rente beziehen. Neben den Preisen beklagen die Beecker außerdem, dass die Atmosphäre zuletzt immer aggressiver geworden sei.

Zunehmende Gewalt auf dem Rummel? Polizei Duisburg kann das nicht bestätigen

Ist die Stimmung auf der Beecker Kirmes immer aggressiver geworden? Die Polizei Duisburg kann das nicht bestätigen.
Ist die Stimmung auf der Beecker Kirmes immer aggressiver geworden? Die Polizei Duisburg kann das nicht bestätigen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Polizei kann diese Behauptung jedoch nicht bestätigen. „Wir haben nicht den Eindruck, dass es zu mehr Kriminalität oder Gewaltdelikten gekommen ist“, sagt Polizeisprecherin Jacqueline Grahl. Die Beecker Kirmes unterscheidet sich demnach nicht von anderen größeren Festen, wo Taschendiebe unterwegs sind und es wegen viel Alkohol zu Schlägereien kommt.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Durch die Größe der Kirmes waren daher immer verstärkt Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, darunter auch speziell ausgebildete Einsatzhundertschaften. „Wir waren immer da und sind eingeschritten“, so Grahl. Taschendiebstahl, Schlägereien oder Jugendliche, die sich in größeren Gruppen zusammenfinden und rumpöbeln, habe es auf der Beecker Kirmes immer schon gegeben und werde es unabhängig vom Standort auch künftig geben – ebenso wie eine starke Polizeipräsenz.

>>BEECKER VEREINE APPELLIEREN AN DIE POLITIK

• Mit einem Schreiben haben sich mehrere Vereine aus dem Stadtteil an die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck gewandt. Die Veranstaltung „zu beerdigen, ohne den Versuch einer Rettung durch Zuhilfenahme ortsansässiger Vereine, Institutionen und Gewerbetreibender, ist für die engagierten Bürgerinnen und Bürger dieses Stadtteils ein Schlag in die Magengrube“, heißt es in dem Brief. Seitens Duisburg Kontor seien bisher keine Schritte unternommen worden, um neue Ideen zu finden und das Volksfest mit den Menschen vor Ort wieder zu neuem Leben zu erwecken.

• Die Unterzeichner, darunter das Netzwerk Oberhof, der Runde Tisch Beeck und der Beecker Turnverein 1887, appellieren an die politischen Gremien, sich der Entscheidung von Duisburg Kontor, die Kirmes zu verlegen, nicht anzuschließen.