Duisburg-Neumühl. Höhepunkt des Karnevals in Duisburg-Neumühl ist der Viertelzug an Rosenmontag. Diesmal kommen wieder Tausende Jecken, besonders viele Kinder.

„Es ist Neumühls friedlichste und schönste Open-Air-Demonstration“, strahlt Zugleiterin Petra Hofstetter. Pünktlich auf die Minute gibt sie morgens den Startschuss zum Rosenmontagszug in ihrem Viertel. Zu diesem Zeitpunkt knubbeln sich die Jecken schon länger erwartungsfroh an den Straßenkreuzungen.

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„So viele kostümierte Menschen habe ich noch nie bei einem Zug gesehen“, staunt die sechsjährige Isabella aus Wanheimerort, die mit ihrem Papa schon bei so manchem Narrenumzug dabei war. An diesem Wochenende feierten die beiden bereits in Wehofen und in Hamborn.

Heute strahlt die Kleine ganz besonders, denn sie darf auf dem Wagen der Karnevalsgesellschaft Pils-Sucher mitfahren. Süßigkeiten, die an den Vortagen selbst gesammelt hatte, wirft sie jetzt den Jecken zu.

Beim Neumühler Karnevalszug haben circa 400 Jecken in kostümierten Fußgruppen oder auf Umzugswagen Lebensfreude verbreitet und Kamelle verteilt.
Beim Neumühler Karnevalszug haben circa 400 Jecken in kostümierten Fußgruppen oder auf Umzugswagen Lebensfreude verbreitet und Kamelle verteilt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Zum Viertelzug durch Duisburg-Neumühl kommen auch gerne Zuschauer von außerhalb

Und die kommen nicht nur aus Neumühl: Der Viertelzug lockt stets vor allem Familien mit Kindern aus der ganzen Umgebung an. So besuchen etwa die vierjährigen Zwillinge Leon und Tabea aus Isselburg ihre Großeltern, die direkt an der Zugstrecke wohnen.

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Tabea ist als Prinzessin verkleidet, Leon hat sich von Mama Jana die Wangen bemalen lassen – auf die eine das Weltall und auf die andere eine Rakete. „Ich bin ein Astronaut“, schreit er den vorbeifahrenden und marschierenden Närrinnen und Narren lautstark entgegen. Was die beiden Geschwister an Wurfmaterial gesammelt haben, kann sich sehen lassen und reicht bestimmt für mehrere Tage. Die Ausbeute sollen sie sich einteilen, mahnen Mama und Oma. Die Zwillinge nicken zwar brav, stecken sich aber sofort einen Schokoriegel in den Mund.

Die familiäre Atmosphäre spricht vor allem Kinder und ihre Eltern an – ob Superheld oder Glücksbärchen.
Die familiäre Atmosphäre spricht vor allem Kinder und ihre Eltern an – ob Superheld oder Glücksbärchen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Polizisten verteilen Süßigkeiten aus dem Streifenwagen ans Narrenvolk

Plötzlich ertönt Szenenapplaus. Der SC Hertha Hamborn marschiert vorbei. Die Neumühler Fußballer mit angeschlossener Tanzsportabteilung sind die größte Gruppe und nehmen wieder mit über 70 Mitgliedern am Karnevalszug teil. Insgesamt 20 Wagen und Fußgruppen mit mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind an diesem Rosensonntagmorgen auf der Straße.

„Und wo gibt es das schon, dass das voranfahrende Polizeiauto eigentlich ein Karnevalswagen ist“, freut sich Zuschauerin Gisela. Wie zur Bestätigung ihrer Worte wirft der lächelnde Ordnungshüter plötzlich einige Popcorn-Tüten aus dem offenen Fenster seines Streifenwagens.

Beim Neumühler Karnevalszug lassen sich befreundende Vereine nicht lange bittet und marschieren natürlich mit – wie hier der Karnevalsverein Obermarxloh (KVO).
Beim Neumühler Karnevalszug lassen sich befreundende Vereine nicht lange bittet und marschieren natürlich mit – wie hier der Karnevalsverein Obermarxloh (KVO). © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Zudem haben an vielen Straßen die Bewohner kleine „Narren-Oasen“ aufgebaut und feiern fröhlich mit der Nachbarschaft. „Das ist Neumühl“, schwärmt die Vorsitzende der Pils-Sucher, Inge Hanßen. „Wir hatten wohl gut 5000 Besucher. Vor allem aber gab es keine besonderen Vorkommnisse“, ergänzt Zugleiterin Petra Hofstetter. „Mach mal an die Zahl hinten ‘ne Null dran. Das war ja mega“, flachst ein älterer Herr und klopft ihr auf die Schulter.

>> Begonnen mit einem Bollerwagen

● Der Viertelzug wird von der Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Neumühl „Die Pils-Sucher“ 1960 organisiert.

● Die Karnevalisten haben ihn seinerzeit als kleinen Bollerwagen-Umzug ins Leben gerufen und ihn seitdem mit vielen Organisationen und Vereinen zu einem närrischen Markenzeichen wachsen lassen.