Duisburg-Meiderich. Der traditionelle Meidericher Martinsmarkt hat härtere Auflagen von der Stadt Duisburg und der Polizei. Was anders wird, was die Höhepunkte sind.
Die Blumenampeln in der Meidericher Fußgängerzone sind abgehängt und durch Leuchtsterne ersetzt. Aktuell kündigen sie aber noch nicht den Advent an, sondern den beliebten Martinsmarkt. Dabei war lange unklar, ob die fünftägige Familienfeier überhaupt stattfinden würde. Denn die Polizei und die Stadt Duisburg wollen nach den Vorfällen der vergangenen Jahre verhindern, dass erneut randalierende Kinder- und Jugendgruppen den Martinsmarkt massiv stören. Sie verlangen von dem veranstaltenden Verein, dem Meidericher City-Management, für deutlich mehr Sicherheit zu sorgen – und das ist teuer.
Die städtische Genehmigung für die Traditionsveranstaltung stand zunächst auf der Kippe, weil die Vorgaben der Behörden für den kleinen Verein nicht bezahlbar waren. Nach Informationen dieser Redaktion sollten zunächst Zusatzkosten von bis zu 10.000 Euro anfallen. Zu viel für das City-Management. Damit war auch der verkaufsoffene Sonntag am 30. Oktober gefährdet, weil die Geschäfte dem Gesetz nach, ohne den Martinsmarkt nicht öffnen dürfen.
Letztlich konnte sich aber die Vereinsvorsitzende Heike Wiehe mit Polizei und Rathaus auf einen Kompromiss einigen und hat nun erstmals einen privaten Sicherheitsdienst engagiert. Die Freude im Organisationsteam über die 37. Auflage des Martinsmarkts ist groß. Er beginnt diesen Donnerstag, 27. Oktober, um 11 Uhr. Dennoch reißt die Security ins Budget ein großes Loch, das durch Einsparungen gestopft werden muss.
Meidericher Martinsmarkt ist diesmal geschrumpft, aber die Höhepunkte bleiben
So bleibt diesmal der Bahnhofsvorplatz leer. Die dortige Bühne mit buntem Programm entfällt, auch der Bierwagen oder das Karussell „Breakdance“ werden nicht aufgebaut. Eine Handvoll weiterer Schausteller hat ebenfalls entschieden, dass sie ohne Showbühne kein Geschäft machen kann, und bleibt zu Hause. Trotzdem erwarten die Organisatoren um Heike Wiehe immer noch „zahlreiche Schausteller und Händler mit ihren Verkaufs- und Gastronomie-Ständen sowie tollen Karussells für Kinder jeden Alters“.
Mit dem Feuerwerk und dem Martinsumzug samt Martinsfeuer hält die Traditionsveranstaltung an ihren beiden Höhepunkten fest. Während die Besucherinnen und Besucher bereits am Donnerstag die Atmosphäre des Familienfests genießen können und vielleicht ihren ersten Glühwein seit dem vergangenen Winter trinken, werden am Freitag, 28. Oktober, gegen 20 Uhr die Raketen auf dem Schulhof des Max-Planck-Gymnasiums abgefeuert. Das Höhenfeuerwerk soll in ganz Meiderich den Abendhimmel erhellen.
Dagegen sind am Samstag, 29. Oktober, alle Mädchen und Jungen eingeladen, mit ihren Laternen und dem berittenen Sankt Martin durch den Stadtteil zu ziehen. Treffpunkt ist um 17 Uhr der alte Marktplatz an der Bahnhofsstraße, wo zur Musik der Ruhrpott-Guggis die ersten Martinslieder gesungen werden. Am Bahnhofsvorplatz angekommen, teilt St. Martin seinen Mantel am Feuer und jedes Kind bekommt einen Weckmann.
Tags darauf öffnen parallel zum Martinsmarkt die Geschäftsleute von 13 bis 18 Uhr ihre Läden auf der Einkaufsmeile und hoffen auf viel Schaufensterbummel und gute Einnahmen. Den Abschluss der mehrtägigen Sause bildet am Montag, 31. Oktober, der Familientag, an dem die Schausteller mit Rabatten locken.
Wegen randalierender Kinder gibt’s mehr Polizei und einen privaten Sicherheitsdienst
Natürlich hofft Veranstalterin Heike Wiehe, dass die Meidericher Familien das traditionelle Fest unbeschwert genießen können. Doch nur auf die Sicherheitsleute will sie sich mit ihrem Team nicht verlassen. Zu massiv waren zuletzt die Negativerfahrungen mit „den randalierenden Kinderbanden“. Sie hätten nicht nur die Festgäste bepöbelt und die Stände bestohlen, sondern seien auch wild durchs Publikum gerannt, hätten Streit gesucht, Menschen mit „Metallspießen gepikst“, mit rohen Eier beworfen und sogar Böller in der Menge explodieren lassen. Die U-Bahn bot ihnen demnach eine schnelle Fluchtmöglichkeit.
So soll Meiderichs Marktplatz wieder Treffpunkt werden„Ich bin froh, dass der Martinsmarkt jetzt überhaupt funktioniert“, sagt Wiehe im Gespräch mit der Redaktion angesichts der Mehrkosten für die Sicherheit. Dass die beauftragten Sicherheitsleute allein das fünftägige Familienfest vor den meist strafunmündigen Randale-Kindern schützen können, daran glaubt sie nicht. Deshalb habe sie mit der Stadt zusätzlich verabredet, dass die Security der Stadttochter Octeo, die für den Bahnhof Meiderich und die U-Bahn zuständig ist, während der Veranstaltung verstärkt anwesend ist.
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Ebenfalls werden mehr Polizistinnen und Polizisten, mit und ohne Uniform, als bei den früheren Veranstaltungen im Einsatz sein, so Polizeisprecher Jonas Tepe. Er bekräftigt, dass wegen der Vorfälle von 2019 und 2021 (wegen Corona entfiel der Martinsmarkt 2020) jetzt ein Sicherheitsdienst aus Behördensicht notwendig sei. So habe es etwa vereinzelte Schlägereien, Diebstähle und Böllerwürfe – im Amtsdeutsch: „Verstöße gegen Pyrotechnik“ – gegeben.
Die Polizei Duisburg sei also sensibilisiert, jedoch zunächst die Security zuständig. Sofern aber der „Ordnungsdienst an seine Grenzen kommt“, unterstützen die Polizisten ihn natürlich. Derweil warnt Jonas Tepe, es sei „ein Irrglaube“, dass Randalierer unter 14 Jahren keine Konsequenzen zu fürchten brauchen, wenn sie auf dem Martinsmarkt Prügeleien anfangen, stehlen und Böller auf Menschen schmeißen. Die Anzeigen werden trotzdem geschrieben, und die Beamten behalten die Betreffenden dann künftig „stark im Auge“.
Veranstalter fordern: „Das Problem muss gelöst werden“
So sehr auch bei allen Beteiligten die Hoffnung bleibt, dass das Familienfest ungestört und friedlich abläuft, Organisatorin Heike Wiehe hat ihre Zweifel. „Das Problem muss gelöst werden“, fordert sie und hält dafür Polizisten und einen Sicherheitsdienst für nicht geeignet. Denn die „rotzfrechen Kinder“ seien nicht richtig sozialisiert und bräuchten eher Sozialarbeiter und Pädagogen. Zudem sei Randale bei öffentlichen Veranstaltungen, betont sie, ja kein Meidericher Phänomen, sondern längst ein „gesamtgesellschaftliches Problem“.
So gab es bei der diesjährigen Rheinhauser Kirmes ebenfalls Beschwerden über ein krawalliges Publikum und im Vorjahr eine Schlägerei. Zuletzt hatten auch Liebhaber der Beecker Kirmes immer wieder ein fehlendes Sicherheitsgefühl für junge Familien beklagt und Schausteller sich eine massive Polizeipräsenz gewünscht.
Doch die Menschen aus Meiderich wollen sich von krawalligen Kindern und Jugendlichen ihren Martinsmarkt nicht vermiesen lassen. So ist dann auch die Vorfreude im Stadtteil auf die Traditionsveranstaltung entsprechend groß.
>> Stände und Karussells öffnen vom 27. bis 31. Oktober
- Der traditionelle Meidericher Martinsmarkt findet vom 27. bis 31. Oktober (Donnerstag bis Montag) statt. Die Karussells, Imbissbuden und Verkaufsstände öffnen täglich von 11 bis 22 Uhr, aber am Sonntag parallel zu den geöffneten Läden von 13 bis 18 Uhr.
- Weil die Bühne und das Karussell „Breakdance“ diesmal nicht auf dem Bahnhofvorplatz stehen, kann dort am Samstag, 29. Oktober, der Wochenmarkt von Duisburg Kontor stattfinden. Die Markthändler kommen mit ihren Ständen zwischen 8 bis 14 Uhr nach Mittelmeiderich.