Duisburg-Neumühl. Rund um St. Barbara in Neumühl lässt der Baustart auf sich warten. Jetzt ist das Bauunternehmen Harfid insolvent. Droht dem Projekt das Aus?

Alles scheint vorbereitet rund um St. Barbara, doch der Baubeginn lässt weiter auf sich warten. Ein halbes Jahr, nachdem die Grundstücke für das Riesenprojekt namens „Neumühl-Quartier“ gerodet wurden, kommt jetzt erschwerend hinzu: Das Bauunternehmen Harfid hat vor einigen Tagen seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben.

Schon beim Revierfest in Neumühl war die Insolvenz ein großes Thema. Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils befürchten, St. Barbara könnte viele weitere Jahre eine Ruine samt großer Brachfläche bleiben. Scherzhafte Vergleiche mit dem Flughafen Berlin-Brandenburg kamen auf. Droht einem der größten Bauvorhaben in Duisburg das Aus?

Neumühl-Quartier: 2022 sollte für Bauprojekt den Durchbruch bringen

So weit soll es nicht kommen. „Der Geschäftsbetrieb wird vollumfänglich fortgeführt“, teilt Harfid-Sprecherin Gabriele Stegers mit. Die Frage, ob sich das Unternehmen von einzelnen Projekten trennen könnte, beantwortet sie jedoch nicht: „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir bezüglich unserer Projekte keine konkreten Aussagen treffen.“

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Mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie sowie auf den Ukraine-Krieg mit Energiekrise, Zinsanstieg und Inflation ergänzt Stegers: „Mit Verzögerungen werden wir vorerst auch weiterhin rechnen müssen.“

Für das geplante Neumühl-Quartier mit 450 Häusern und Wohnungen und dem historischen Krankenhausgebäude als Mittelpunkt kommt die Insolvenz zur Unzeit. Denn nach jahrelangen Verzögerungen und einem Investorenwechsel noch im vergangenen Winter sollte es 2022 so richtig losgehen.

Harfid-Pleite: Baustelle in Gelsenkirchen ruht seit dem Sommer

Im August standen nach Angaben von Harfid noch letzte Baugenehmigungen aus. Ein Beginn der Arbeiten war zu diesem Zeitpunkt spätestens für den September geplant. Losgehen sollte es auf den beiden Baufeldern nordwestlich und südöstlich im Plangebiet, das sich zwischen Gartenstraße im Süden und Bastenstraße beziehungsweise Schroerstraße im Norden befindet.

Harfid ist unter anderem Trikotsponsor von Rot-Weiss Essen.
Harfid ist unter anderem Trikotsponsor von Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Neben der Vorbereitung der Bauarbeiten haben Akteure aus dem Stadtteil bereits mit Gesprächen begonnen, welcher Mieter- und Angebotsmix künftig St. Barbara bewohnen soll. Davon hänge schließlich ab, wie das von einem schweren Feuer beschädigte Gebäude im Detail instandgesetzt und umgebaut wird.

In einer ähnlichen Situation befindet sich derzeit ein Bauprojekt in Gelsenkirchen, wenngleich die Bauarbeiten dort bereits begonnen haben und weit fortgeschritten sind. Dennoch ruht schon seit Ende Juli die Arbeit an sechs Mehrfamilienhäusern, die einmal 107 Mietwohnungen beherbergen sollen. Die Fläche im Stadtteil Buer gilt als „Filet-Grundstück“. Dass Harfid das Projekt wie geplant bis Oktober 2023 fertigstellt, bezweifeln aber in Anbetracht der Insolvenz viele.

Harfid als Sponsor: Ungewissheit bei Schalke 04 und Rot-Weiss Essen

Ungewissheit herrscht zudem bei den Profifußballclubs Schalke 04 und Rot-Weiss Essen, bei denen Harfid als Sponsor aktiv ist. Vertragspartner der Vereine ist jedoch nicht die insolvente Harfid GmbH, sondern die Harfid Holding.

Das Sponsoring in der jetzigen Form soll nach Informationen dieser Zeitung trotzdem auf dem Prüfstand stehen. Wenn kein Geld mehr von der GmbH fließen kann, dürfte sich das auch auf die Holding negativ auswirken.

>>HARFID-INSOLVENZ: 300 BESCHÄFTIGTE BETROFFEN

Die Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft „Lohr + Company“ wird Harfid in dem Verfahren beraten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Dr. Biner Bähr von „White & Case“ bestellt worden.

Die Zahlung der Gehälter und Löhne für die 300 Beschäftigten übernimmt vorübergehend die Bundesagentur für Arbeit.