Duisburg. Duisburg sieht die Chancen auf einen A 59-Ausbau im Tunnel steigen. Chef-Planer Martin Linne erklärt, was sich aus Sicht der Stadt verändert hat.

Viel Bewegung ist zuletzt in die Planung des A 59-Ausbaus gekommen; das Verkehrsprojekt ist in Meiderich Tagesgespräch. Der Bürgerverein hatte deshalb zu seiner Jahreshauptversammlung Martin Linne eingeladen, der als Dezernent für Stadtentwicklung entscheidend an dieser Planung beteiligt ist. In seinem Vortrag berichtete Linne, welche Entwicklungen dazu führten, dass die Stadt seit einigen Monaten wieder vehement auf einer in Tieflage verlaufenden Autobahn besteht, und welche Entwicklungen ihm derzeit Hoffnung machen.

Der Beigeordnete blickt noch einmal zurück auf Anfang 2020, als sich das Bundesverkehrsministerium für einen Ausbau in Hochlage entschied. Damals habe es nicht so ausgesehen, als könne man diese Grundsatzentscheidung noch einmal beeinflussen. „Da haben wir gesagt, wenn andere Dinge erfüllt werden, wie ein durchgehender Radweg entlang der Trasse und ein Deckel über dem Hamborner Abschnitt, dann wären wir bereit, das in Kauf zu nehmen.“

Duisburg und der Ausbau der A 59: Zweifel an den Berechnungen von Straßen.NRW

Rund ein Jahr später jedoch habe man im Vorentwurf für die Autobahn von all dem nichts wiedergefunden. „Straßen.NRW hat uns überhaupt nicht ernst genommen und dieses sehr verträgliche Angebot ignoriert“, so Linne.

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Daraufhin habe sich die Stadt entschlossen, den errechneten Preis und die Bauzeit zu überprüfen – schließlich hatte das Ministerium seine Entscheidung damit begründet, dass ein unterirdischer Ausbau doppelt so viel kosten und wesentlich länger dauern würde. Nicht zuletzt Vergleiche mit anderen Verkehrsprojekten hätten Anlass zum Zweifeln gegeben, sagt Linne. Seitdem arbeitet die Stadt eng mit dem Ingenieurbüro Krebs und Kiefer zusammen, um neue Lösungen zu finden.

Fast zeitgleich ging die Planung des Projekts von Straßen.NRW auf die neu gegründete Autobahn GmbH des Bundes über. „Das Arbeitsklima und die Kommunikation haben sich seitdem deutlich verbessert“, sagt Linne.

A 59 in Hochlage: „Sowas trauen die sich nur im Ruhrgebiet“

Die Autobahngesellschaft stehe der Frage nach der Ausbauvariante grundsätzlich neutral gegenüber. „Die sagen: ‘Wir sind nur Dienstleister, und wenn Sie die Entscheider umstimmen, bauen wir gerne auch einen Tunnel.’“ Es sei also das Bundesverkehrsministerium, „dass wir inhaltlich und politisch überzeugen müssen“.

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Linne wirft die aus Duisburger Sicht rhetorische Frage auf: „Würde man eine neue Autobahn in Frankfurt, Stuttgart oder Münster auch so bauen?“ Die Antwort habe ihm bereits Rechtsanwalt Olaf Bischopink geliefert, der die Stadt in der Angelegenheit vertreten soll: „Der hat mir gesagt, ‘sowas trauen die sich nur im Ruhrgebiet’.“

Nun seien aber auch die Entscheider in Berlin offener für die Vorschläge aus Duisburg. Das Ministerium untersteht seit der Bundestagswahl nicht mehr der CSU. Linne verweist auf den Besuch des FDP-Verkehrspolitikers Bernd Reuther im Mai, und auf das neue Entgegenkommen, wenn es um die von Duisburg angestrebte Zweiteilung des Planfeststellungsverfahrens geht.

Duisburgs Chef-Planer wünscht sich Geschlossenheit

Um auf politischer Ebene weiter für eine Lösung in Tieflage zu werben, setzt der Chef-Planer auch auf die fünf Duisburger Abgeordneten in der Hauptstadt: „Wir sind wieder relevant im Bundestag vertreten, und alle sind mit dem Thema vertraut.“

Seinen Vortrag schließt Linne mit einem Appell an die Meidericher Bürger. Duisburg müsse Geschlossenheit demonstrieren: „Sie alle müssen deutlich machen, dass Sie hinter unseren Forderungen stehen.“