Duisburg. Duisburg wehrt sich weiter gegen einen A 59-Ausbau in Hochlage. Im Wechsel der Bundesregierung sehen viele eine neue Chance für Meiderich.

Duisburg braucht Verbündete, soll der Ausbau der A 59 doch noch unter der Erde erfolgen. Zu den besonders wichtigen Gesprächspartnern gehört das Bundesverkehrsministerium. Das steht seit Dezember unter neuer Führung. Jetzt war der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther (FDP) in Meiderich zu Besuch – Reuther gehört nicht nur der Partei an, die das Ministerium leitet, sondern ist auch verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Auf dem Parkplatz von Rewe Meyer zeigten ihm der Duisburger Abgeordnete Mahmut Özdemir und Oberbürgermeister Sören Link (beide SPD) die Ausgangslage. „Ein symbolträchtiger Ort“, sagt Link, hier bekomme man ein besonders gutes Gefühl dafür, was ein Ausbau in Hochlage bedeuten würde. Die mächtige Brücke verläuft längs über den Parkplatz; nach dem Ausbau wäre sie noch viel breiter als jetzt. Unabhängig von der Art des Ausbaus muss der Supermarkt wohl abgerissen werden.

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A 59-Ausbau in Duisburg: „Das Land in die Pflicht nehmen“

Reuther äußert Verständnis für die Argumente der Duisburgerinnen und Duisburger, die Meiderich nicht mehr durch eine riesige Brücke getrennt sehen wollen. Er fühlt sich an die A 3 in Leverkusen erinnert, wo sich Anwohner ebenfalls gegen einen oberirdischen Ausbau mitten in der Stadt wehren.

Er sehe in einer Trog-Lösung „die weitaus realistischere Variante“ im Vergleich zu einem echten Tunnel. Die Autobahn würde dabei tiefergelegt und ein „Deckel“ darüber gebaut, ähnlich dem Bereich vor dem Duisburger Hauptbahnhof. „Darauf können Sie keine zehnstöckigen Häuser bauen, Parkanlagen wären aber machbar“, sagt der Abgeordnete aus dem Kreis Wesel. Mit einer Trog- oder Deckellösung als „Kompromisslösung“ wäre man zufrieden, stimmen Link und Özdemir ihm zu.

„Man muss das Land in die Pflicht nehmen“, ergänzt Reuther, und verweist auf den sogenannten Hamburger Deckel, der in der Hansestadt über der ausgebauten A 7 errichtet wird und zum Teil bereits wurde. „Die zusätzlichen Kosten zahlt da das Land.“

Duisburg sucht Gespräche mit neuem Verkehrsministerium

„Die Landesregierung hat seit Jahren nichts dafür getan“, bemängelt Mahmut Özdemir. Er äußert aber auch Zuversicht, dass die Finanzierung möglich ist: „Es muss ja nicht alles aus einem Topf kommen.“ Fördermittel für den Städtebau seien ebenso denkbar wie solche für den Klimaschutz – Özdemir verweist etwa auf Feinstaub-Emissionen, die in einem Tunnel oder Trog eingespart würden. Die Stadt Duisburg sei bei entsprechender Planung auch zu einem Eigenanteil bereit, sagt Sören Link.

Auf dem A 7-Deckel in Hamburg-Schnelsen entsteht ein weitläufiger Park, der die angrenzenden Quartiere wieder miteinander verbindet. So etwas wünscht man sich auch in Duisburg über der A 59 in Meiderich.
Auf dem A 7-Deckel in Hamburg-Schnelsen entsteht ein weitläufiger Park, der die angrenzenden Quartiere wieder miteinander verbindet. So etwas wünscht man sich auch in Duisburg über der A 59 in Meiderich. © POLA Landschaftsarchitekten GmbH

Gibt es hier konkrete Lösungsansätze, „dann kann ich auch dem Verkehrsministerium vorschlagen, sich die Sache noch einmal anzusehen“, so Reuther. Aber: „Wenn das Land uns nichts vorlegt, können wir nichts entscheiden.“

Özdemir berichtet auch von einem ersten Austausch mit Oliver Luksic (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium. Er selbst spüre mehr Gesprächsbereitschaft, seit das Ministerium nicht mehr von der CSU geführt wird.

Duisburger Forderungen gegenüber der Autobahn GmbH

Wie berichtet, hat der Begleitausschuss zum A 59-Ausbau einen Katalog mit zehn Forderungen erarbeitet, die Duisburg fortan gegenüber den Ministerien und der Autobahn GmbH vertritt. Nach einem Ratsbeschluss vom Spätsommer 2021 setzt sich die Stadt sehr offensiv gegen die aktuellen Ausbaupläne zur Wehr, hat sich auch rechtliche Unterstützung gesichert.

Dieser Beschluss sei aber keine Kehrtwende gewesen, betont Sören Link. Als Chef der Verwaltung müsse er diese von der Politik trennen. Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit der Autobahn GmbH. „Unser Ziel war aber immer klar ein unterirdischer Ausbau“, sagt der Oberbürgermeister, „und in der Zwischenzeit mussten wir leider feststellen, dass uns der kompromissbereite Kurs nicht weiterbringt“.