Duisburg. Die Kirmes soll Beeck verlassen. Während die Stadt Duisburg ans MSV-Stadion will, haben Schausteller einen ganz anderen Standort im Blick.

Um die Beecker Kirmes zu retten, die schon vor der Corona-Pandemie durch Besucherschwund in arge Bedrängnis geraten war, fordern die Schausteller längst ein neues Konzept. „Wir sind bereit, alles in die Waagschale zu werfen, was die Attraktivität erhöht“, versprach der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, bereits vor einem Dreivierteljahr und wusste seine Duisburger Kollegen hinter sich. Schon damals ging es um einen anderen Standort für den Traditionsrummel. Dass jedoch die Stadt Duisburg künftig die Karussells vor der MSV-Arena fahren lassen will, kritisieren jetzt die örtlichen Budenbesitzer.

„Wir haben dort, am Kalkweg, schon schlechte Erfahrungen gemacht und viel Lehrgeld bezahlt“, sagt der Verbandschef der Duisburger Schausteller Mike Bengel. Sowohl frühere Maikirmessen als auch dortige große Schützenfeste mit bis zu 200 Ständen seien gescheitert. „Der Kalkweg ist genauso verbrannt wie Beeck“, sagt Bengel. Daher fordert er mit seinem Verband einen ganz neuen Standort: „Der Landschaftspark Nord ist die Zukunft, am Kalkweg wird die Kirmes sterben.“

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Veranstaltungen wie das Street Food Festival hätten gezeigt, dass der Landschaftspark nicht nur für Veranstaltungen mit großen Besucherzahlen geeignet ist, sondern auch angenommen wird. Zudem gebe die Industriekulisse dem Rummel denselben Charme wie in Beeck, von wo aus man auf einen Thyssen-Hochofen blickt. Viel wichtiger jedoch: „Dort kann die Beecker Kirmes die Beecker Kirmes bleiben.“ So argumentiert Bengel, dass sie im gleichnamigen Bezirk bleibe, auch wenn der Landschaftspark in Meiderich liegt. Den Jahrmarkt am MSV-Stadion als Beecker Kirmes zu bezeichnen sei dagegen „eine Farce“.

Schenkt die Stadt Duisburg den Schaustellern beim Kirmesstandort kein Gehör?

Viele Jahre lang fand die traditionsreiche Beecker Kirmes im Schatten des Kirchturms von St. Laurentius statt. Damit soll jetzt Schluss sein.
Viele Jahre lang fand die traditionsreiche Beecker Kirmes im Schatten des Kirchturms von St. Laurentius statt. Damit soll jetzt Schluss sein. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Bei Gesprächen mit dem städtischen Veranstalter Duisburg Kontor hätten die Budenbesitzer natürlich den Landschaftspark Duisburg-Nord ins Spiel gebracht, so Bengel, „aber uns wird kein Gehör geschenkt“. Deshalb würden Verbandsmitglieder auch argwöhnen, dass die Stadttochter die Beecker Kirmes nach 480 Auflagen insgeheim sterben lassen will – wenn auch nur schleichend. Denn der Duisburger Schaustellerchef ist davon überzeugt, dass nach der langen Corona-Zwangspause der Traditionsrummel zunächst ein, zwei Mal auch am Kalkweg funktionieren oder noch mal in Beeck erfolgreich sein könnte. So war allein schon der Andrang bei der kleinen Familienkirmes in Homberg im vergangenen Herbst überraschend groß.

Den Landschaftspark habe Duisburg Kontor zu schnell abgelehnt und dafür den Schaustellern „nur Ausreden“ präsentiert, so der Verbandschef weiter, darunter fehlende Stromversorgung und instabile Zuwege, auf denen die Lastwagen, die die Fahrgeschäfte ziehen, angeblich nicht fahren könnten. Für Mike Bengel sind das aber Hindernisse, die sich lösen lassen, wenn man die Beecker Kirmes retten will. Und dass man sie rettet muss, steht für ihn und seine Schaustellerkollegen außer Frage.

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„Die Kirmes gibt es seit dem sechzehnten Jahrhundert, sie hat alle Kriege überlebt und jetzt soll sie plötzlich sterben?“, wundert sich Duisburgs oberster Schausteller über den städtischen Veranstalter. Er hofft, dass sich der Stadtrat nicht für das MSV-Stadion, sondern tatsächlich für den Landschaftspark entscheidet, wenn die Fraktionen in der nächsten Sitzung am 31. März über die Zukunft der Traditionsveranstaltung abstimmen.

Unabhängig davon, wie die Entscheidung der Ratsherrn und Ratsfrauen aussieht, kündigt Mike Bengel allerdings an, dass der Duisburger Verband die Kirmes nach Kräften unterstützen werde: „Wir werden das Pferd solange reiten, bis es tot ist.“ Dennoch wünschen er und seine Branche sich, dass die Beecker Kirmes auch weitere 480 Auflagen überlebt.

>> PLÄDOYER FÜR TRADITIONELLEN TERMIN

● Nicht nur der neue Standort ist nach Ansicht der Duisburger Schausteller entscheidend für den erfolgreichen Fortbestand der Beecker Kirmes, sondern auch ihr Datum. „Wir müssen unbedingt zurück zum traditionellen Termin“, fordert der Vorsitzende Mike Bengel. Das letzte August-Wochenende rund um den Bartholomäustag (24. August) sei auch weiterhin noch überregional in den Köpfen. Weil außerdem anschließend die Moerser Kirmes stattfindet und so viele Budenbesitzer auf zwei Festen hintereinander Geld verdienen können, würden sie überhaupt erwägen nach Duisburg zu kommen.

● Lösen müsse man dann allerdings, so Bengel, den Konflikt mit dem Ruhrorter Hafenfest, der erst zur Terminverlegung geführt hatte. Dieses Stadtteilfest findet ebenfalls im August statt, eine Woche vor dem Jahrmarkt, „und die Leute können ihr Geld nur einmal ausgeben“.