Duisburg. Die erste wasserstoffbetriebene DR-Anlage soll in Duisburg-Walsum gebaut werden. Thyssenkrupp gibt Auskunft zum Stand der Planungen.

Die erste Anlage zur wasserstoffbasierten Stahlproduktion entsteht direkt am Rhein: Thyssenkrupp will das Bauwerk am Südhafen, auf dem Walsumer Teil seines Werkgeländes in Duisburg, errichten. Diese sogenannte Direktreduktionsanlage (DR) wird rund 150 Meter hoch und soll 2025 in Betrieb gehen.

Das Bauvorhaben an diesem Standort bestätigt Unternehmenssprecherin Christine Launert auf Nachfrage der Redaktion. Hinzu kämen dann noch Infrastruktur, „sofern nicht schon vorhanden“, sowie Versorgungseinrichtungen für die DR-Anlage. Thyssenkrupp skizziert die Pläne auch in einem Image-Video auf der eigenen Internetpräsenz. Es kursierte bereits in sozialen Netzwerken und wurde dort kontrovers diskutiert.

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Thyssenkrupp will Anwohner in Walsum informieren

Viele Walsumer und Walsumerinnen sorgen sich nicht erst seit der Entwicklung von Logport VI um die Lebensqualität in ihrem Bezirk. Nun soll ein weiteres Industriebauwerk, fast so hoch wie der 181 Meter messende Kühlturm des Steag-Kraftwerkes, in direkter Nachbarschaft zur Wohnbebauung in Fahrn entstehen. Die Befürchtung: eine weitere Zunahme der Belastungen durch Verkehr, Lärm und Feinstaub.

Dieses Modell einer DR-Anlage stellt Thyssenkrupp Steel an seinem Unternehmenssitz in Duisburg aus.
Dieses Modell einer DR-Anlage stellt Thyssenkrupp Steel an seinem Unternehmenssitz in Duisburg aus. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Launert hält dem entgegen, für den Transport der benötigten Rohstoffe seien bereits heute Schiff und Bahn die favorisierten Verkehrswege. Der Transportaufwand werde zudem „vermutlich geringer ausfallen als heute, da der Wasserstoff perspektivisch via Pipeline geliefert wird“. Die DR-Anlage werde „nach dem neuesten Stand der Technik geplant“, betont sie, und Umwelteinwirkungen „so auf ein Minimum reduziert“.

Zu gegebener Zeit wolle man auf die Anwohnerschaft zugehen: „Über die anstehenden Veränderungen auf dem Werksgelände werden wir transparent und rechtzeitig informieren.“ Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wird dem Bau auch die obligatorische Bürgerbeteiligung vorangestellt sein.

DR-Anlage in Duisburg-Walsum: Diese Fragen sind noch offen

Für tiefergehende Informationen sei es aber noch zu früh, viele Detailfragen ungeklärt. Dabei geht es etwa um die Finanzierung: Beim Umstieg auf die Stahlproduktion mit Wasserstoff, und damit beim Bau von DR-Anlagen, erhält Thyssenkrupp Unterstützung von Bund und Land – in welcher Höhe, steht aber noch nicht fest. Im Sommer 2021 hatte Stahlchef Bernhard Osburg erklärt, bereits Förderanträge über mehr als 700 Millionen Euro gestellt zu haben. Und auch die Entscheidung, welcher Hersteller die Anlagen bauen soll, steht noch aus. Die Aufträge sollen im Sommer vergeben werden; das Duisburger Unternehmen Tenova soll zum Kreis der Kandidaten gehören.

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So bleibt ein großer Teil der Pläne in Walsum vorläufig. Auch der im Video eingezeichnete Standort könne sich noch verändern. „Am Südhafen haben wir grundsätzlich genug Platz für den Bau“, sagt Christine Launert, „aber wir können jetzt noch kein Kreuz auf der Karte einzeichnen und sagen, genau dort kommt die Anlage hin“. Für die Lage am Südhafen dürfte auch gesprochen haben, dass im nicht weit entfernten Kraftwerk die Steag künftig Wasserstoff für die Stahlerzeugung herstellen will. Bis 2045 sollen alle vier klassischen Hochöfen auf dem Duisburger Werkgelände ersetzt werden. Wo genau die drei weiteren DR-Anlagen entstehen könnten, will Thyssenkrupp noch nicht präzisieren.

Auf die Zahl der Arbeitsplätze vor Ort soll der Umstieg auf Direktreduktion nur geringe Auswirkungen haben: „Wir wollen die Transformation so beschäftigungsneutral wie möglich gestalten“, sagt Launert. Dazu gehöre, die Belegschaften der Hochöfen umzuschulen, etwa für den Betrieb der DR-Anlagen.

>>AUCH OHNE DR-ANLAGE SOLL „GRÜNER“ STAHL ERZEUGT WERDEN

• Die ersten 30.000 bis 50.000 Tonnen „grünen“ Stahl will Thyssenkrupp bereits in diesem Jahr in Duisburg produzieren. Auch ohne DR-Anlage soll das über die Einspeisung von Wasserstoff im laufenden Betrieb gelingen.

• Im Jahr 2025, wenn die erste DR-Anlage in Betrieb gehen soll, sollen es dann 1,2 Millionen Tonnen Stahl sein, 2030, mit einer weiteren Anlage, drei Millionen Tonnen.