Duisburg/Essen. Bei Thyssenkrupp Steel sollen riesige neue Anlagen für grünen Stahl entstehen. NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart verspricht eine schnelle Prüfung.

Beim Aufbau einer klimaneutralen Stahlproduktion von Thyssenkrupp in Duisburg setzt die Landesregierung auf möglichst schnelle Prüf- und Genehmigungsverfahren. „Wir wollen Investitionen in klimaneutrale Wertschöpfungsketten und Infrastrukturprojekte vereinfachen und beschleunigen“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Rande eines Besuchs bei Thyssenkrupp Steel. Für den Umbau des Stahlstandorts seien in den nächsten Jahren Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich. Damit diese rechtzeitig umgesetzt werden könnten, müssten auf allen Ebenen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.

Thyssenkrupp will die Hochöfen durch sogenannte Direktreduktionsanlagen ersetzen. Damit soll der energie- und CO2-intensive Einsatz von Steinkohlenkoks zu Ende gehen. Als Rohstoffe dienen den Plänen zufolge künftig zunächst Erdgas und später Wasserstoff. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums soll das Genehmigungsverfahren für den Bau einer ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg „voraussichtlich bis 2023“ gestartet sein. Thyssenkrupp will eigenen Angaben zufolge im Jahr 2025 den ersten Stahl mit Hilfe der Hochofen-Nachfolgetechnologie herstellen.

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„Klimaneutrale Stahlproduktion heißt für uns zugleich, den größten Umbau unseres Werks seit seinem Bestehen zu stemmen“, erklärte Arnd Köfler, Technologievorstand von Thyssenkrupp Steel, am Rande des Besuchs von Minister Pinkwart in Duisburg. „Die gesamte deutsche Industrie geht jetzt in die Transformation. Die Zahl der dazu notwendigen Genehmigungsverfahren wird sich vervielfachen. Ohne eine massive Beschleunigung der Verfahren wird das nicht funktionieren.“ Köfler forderte, auch auf Bundesebene müssten „die Weichen für schnellere Verfahren gestellt werden“.

„Genehmigungsverfahren sind technisch und juristisch hochkomplex“

Das NRW-Wirtschaftsministerium unterstützt den Umbau von Thyssenkrupp Steel nach eigenen Angaben mit einem Modellprojekt für schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren. Seit September vergangenen Jahres seien hierfür rund 840.000 Euro beigesteuert worden. Diverse Genehmigungsverfahren könnten damit nun parallel bearbeitet werden, da das Team der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf um zwei Stellen befristet für fünf Jahre personell aufgestockt worden sei. „Die dafür notwendigen Genehmigungsverfahren sind technisch und juristisch hochkomplex“, erklärte Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher in diesem Zusammenhang.

Es sind riesige Industriekomplexe, die Thyssenkrupp in Duisburg plant. 150 Meter hoch sollen die Direktreduktionsanlagen (DRI-Anlagen) nach Darstellung von Thyssenkrupp-Stahlchef Bernhard Osburg sein. Die bisherigen Hochöfen würden sie locker überragen. Zu den DRI-Anlagen sollen neue Einschmelz-Aggregate kommen, um aus dem künftig festen Rohmaterial flüssiges Roheisen für die Weiterverarbeitung zu machen. Hierfür sind früheren Unternehmensangaben zufolge Investitionen von rund zwei Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 erforderlich, für den kompletten Umbau bis zu acht Milliarden Euro.