Duisburg. Ein Projekt für Wohnungslose aus Polen, die in Duisburg leben, ist ausgelaufen. Dabei brauchen todkranke Betroffene jetzt die Hilfe mehr denn je.

Mit dem Projekt „Streetwork Osteuropa“ haben sich zwei Sozialarbeiterinnen des Suchthilfeverbundes vor allem im Duisburger Norden gezielt um polnische Obdachlose gekümmert. Zusammengearbeitet haben sie unter anderem mit dem Marxloher Petershof und dem Verein Gemeinsam gegen Kälte. Jetzt ist das Projekt ausgelaufen, und eine Neuauflage scheitert am fehlenden Fördergeld. Das bedauern auch die Kooperationspartner.

„Das Projekt hat unseren Betroffenen sehr geholfen“, sagt Sylvia Brennemann vom Petershof, wo derzeit vor allem Polinnen und Polen in dem Notschlafcontainer übernachten. Insgesamt rund 50 Landsleute treffen sich täglich dort, um auch andere Hilfen in Anspruch zu nehmen. Für sie habe sich die Streetworkerin Nicole Smyt zu einer wichtigen Bezugsperson entwickelt, weil sie auch Polnisch spricht – diese Sprachkenntnis fehlt im Petershof-Team und sei nötiger denn je. Denn oft haben die Hilfsbedürftigen keine Papiere und müssten eigentlich zum Konsulat nach Köln. Dabei halfen zuletzt die beiden Sozialarbeiterinnen vom Suchthilfeverbund, aber ohne sie kann man das am Petershof nicht leisten.

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„Unsere Lage ist dramatisch“, sagt Brennemann, „die Container sind voll, und vier Menschen sind todkrank und bettlägerig. Wir rechnen täglich damit, dass jemand stirbt.“ Seit Sommer 2020 sind bereits drei hilfsbedürftige Menschen am Petershof gestorben. Die Hilfe von Nicole Smyt und ihrer Kollegin Lisa Marie Kröll habe bisher ermöglicht, dass ein paar Betroffene eine Krankenversicherung für dringend nötige medizinische Versorgung bekamen, andere erhielten Arbeitslosengeld, manchmal sogar eine Wohnung. Zudem gab es auch Heimreisen nach Polen.

„Eine Katastrophe“: Duisburger Obdachlosenhilfe sieht das Land NRW in der Pflicht

„Dass das Projekt ausgelaufen ist, ist eine Katastrophe“, findet auch Kurt Schreiber. Als Vereinsvorsitzender von Gemeinsam gegen Kälte merke er täglich, dass es zu viel wenig Unterstützung für Obdachlose aus Polen und anderen osteuropäische Länder gebe. Zwar verstehe er, dass die Stadt Duisburg an die Möglichkeiten gebunden ist, die die EU-Gesetzgebung vorgibt. Deshalb sieht er vielmehr das Land NRW gefordert, durch mehr Fördergeld die notwendige, pragmatische Hilfe zu finanzieren, wie sie etwa sein Verein, der Petershof oder zuletzt der Suchthilfeverbund leiste.

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Dass Fremdsprachenkenntnisse beim Umgang mit den Wohnungslosen und mit ausländischen Behörden unschätzbar sind, habe Nicole Smyt zweifelsfrei bewiesen. „Wir brauchen viel mehr Personal mit Polnisch und anderen Fremdsprachen“, ist Schreiber überzeugt. Deshalb plädieren er und Silvia Brennemann dafür – ebenso wie der Suchthilfeverbund – das Projekt Streetwork Osteuropa wiederzubeleben.