Duisburg-Untermeiderich. Wurzeln zerstören Straßen in Duisburg-Meiderich. Ein neues Konzept soll das verhindern – und den Konflikt zwischen Bäumen und Parkplätzen lösen.

Ob Autofahrer, Radler, junge Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren, sie alle ärgern sich schon lange über den schlimmen Zustand der Straßen und Bürgersteige in Meiderich-Berg, die durch Straßenbäume und ihre wachsenden Wurzeln beschädigt werden. Die Stadt Duisburg sucht jetzt eine Lösung und muss zwischen Bäumen und Parkplätzen abwägen.

Wie verzwickt die Situation an der Spichernstraße und in den Nebenstraßen tatsächlich ist, haben kürzlich Fachmänner aus dem Rathaus der Bezirksvertretung dargelegt. Doch unlösbar ist die Lage demnach nicht, ein örtliches neues Straßenbaumkonzept soll in Zukunft helfen.

„Die Baumwurzeln sind nicht mehr zu kalkulieren, der Straßenbau hat ihnen gar nichts entgegenzusetzen“, sagt Dieter Caspers vom Stadtentwicklungsamt. Diesen Eindruck bestätigen auch anhaltende Anwohnerbeschwerden und zuletzt mehrere Beschlüsse der Bezirksvertretung, Schäden auszubessern. Denn die Straßenbäume sind ihren Baumscheiben längst entwachsen, haben deren Randsteine aus dem Fundament gebrochen und zerstören Straßen wie Gehwege, weil die wuchernden Wurzeln die dort verlegten Pflastersteine anheben. Ein paar Hausbesitzer befürchten durch diese Wurzelgewalt sogar Schäden an ihren Eigenheimen.

Zwar habe man den Spichernplatz, die Spichernstraße und Umgebung in den Achtzigerjahren und frühen 90ern samt der Straßenbäume nach dem damaligen Stand der Technik angelegt, erläutert Caspers, doch heute würde die Stadt Duisburg tatsächlich keine Platanen mehr in die zahlreichen Baumscheiben pflanzen, weil ihre Wurzeln in die Breite statt in die Tiefe wachsen.

Sporadische Reparaturen erhalten in Duisburg-Meiderich die Verkehrssicherheit

„Viele Pflastersteine liegen auf den Wurzeln auf“, ergänzt Christoph Simonis von den städtischen Wirtschaftsbetrieben (WBD), die für die Reparaturen und für die Straßenbäume zuständig sind. So versuche die Stadttochter, dort alle Straßenschäden so nachhaltig wie möglich auszubessern. Aktuell bleibe wegen der Bäume dort jedoch nur Kaltasphalt oder Beton, und beides halte nicht die nächsten „fünf, sechs oder sieben Jahre“.

Die Wirtschaftsbetriebe sind „letztendlich für die Verkehrssicherheit verantwortlich“, hatte WBD-Sprecherin Birthe Dreyhaupt bereits im Frühjahr zur Situation rund um die Spichernstraße erläutert. Demnach können Straßenschäden derzeit nur im kleinen Rahmen sporadisch ausgebessert werden. Zumal eingesetzte Reparaturmaßnahmen weder Wurzelschäden verursachen, noch die Standfestigkeit der Bäume gefährden sollen.

Die Verkehrssicherungspflicht sieht Dieter Caspers in Meiderich-Berg aktuell gegeben, wie er den Bezirksvertretern mitteilte. Dennoch betonte er: „Es besteht Handlungsbedarf.“ Eine schnelle Lösung wird es allerdings nicht geben, weil die Situation nach Ansicht des städtischen Fachmanns dafür zu komplex ist. Ein neues Gesamtkonzept für die örtlichen Straßenbäume soll das Problem lösen. Dafür werden nach internen Gesprächen ein Arbeitskreis gebildet und Gutachter hinzugezogen. Die Bezirksvertretung will sich ebenfalls einbringen.

Konflikt: Mehr Platz für wachsende Bäume würde Parkplätze kosten

„Baumstandorte sind in ganz Duisburg ein Problem, aber darüber will keiner sprechen“, sagte Christoph Simonis und legte den Hauptkonfliktpunkt offen: „Bäume sollen erhalten bleiben, Parkplätze aber auch.“ Im Sitzungssaal war allerdings allen klar, dass man den wachsenden Bäumen nicht mehr Platz schaffen kann, ohne dafür Parkplätze zu opfern. Das bestätigten auch die Fachleute mit ihrer Expertise.

Einen Kahlschlag hingegen schloss Caspers auch wegen des Klimaschutzes aus: „Wir sind dankbar für jeden Baum und würden nie einen Baum für einen unnötigen Parkplatz entfernen.“ Ohnehin soll die Umgestaltung, die sich am Gesamtkonzept orientieren soll, keine zusätzlichen Stellplätze schaffen.

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Denkbar sei hingegen, so Caspers, dass man die Platanen durch andere Baumarten ersetzt, und vielleicht könne man sogar zusätzliche Bäume pflanzen, um die Allee der Spichernstraße zu vervollständigen.

Dass der Baumbestand nicht verringert werden soll, traf bei Christoph Eickhoff (CDU) auf Zustimmung, seine Fraktion würde aber Ersatzbäume akzeptieren, deren Wurzelwuchs künftig weniger problematisch werden würde. Das reiche nicht aus, mahnte Detlef Feldmann (Linke), „junge Bäume haben nicht die gleiche Wirkung beim Klimaschutz wie ältere Bäume“.

Dies sei eine Debatte, die die Bezirksvertretung unbedingt führen müsse, forderte SPD-Ratsfrau Daniela Stürmann: „Entweder, wir entfernen die Bäume und pflanzen neu, oder wir bauen die Straße zurück und bekommen einen riesen Parkplatzmangel und Ärger mit den Anwohnern.“

Bis das neue Konzept erarbeitet ist, dürfte noch genug Zeit für ausführliche Debatten sein. Bis dahin werden die Wirtschaftsbetriebe die Straßenschäden im Umfeld der Spichernstraße weiterhin flicken, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist.

>> STRAßENLATERNEN SOLLEN ERNEUERT WERDEN

● Christof Eickhoff (CDU) ärgert sich nicht nur über Straßenschäden, sondern auch darüber, dass die Laternen in dem Viertel nicht fachmännisch repariert werden. So führte er einen Straßenlaterne an, die nur mit einem Kabelbinder geflickt wurde.

● Zwar sind dafür die Stadtwerke zuständig, doch die anwesenden Fachleute konnten die Situation trotzdem einordnen: Die Laternen sind so alt, dass es keine Ersatzteile mehr gibt. Deshalb war sie nicht zu reparieren. Doch im Viertel sollen die alten Straßenlaternen nach und nach mit neuer Technik modernisiert werden.