Duisburg-Neumühl. Das syrische Restaurant Sham in Duisburg-Neumühl ist im Lockdown geschlossen. Der Betreiber fürchtet das Aus. Was jetzt noch Hoffnung macht.

Der Lockdown bedroht in Duisburg die Existenz vieler Gastronomen, auch die Zukunft des beliebten syrischen Restaurants Sham ist ungewiss. Deshalb wälzt sich jetzt Betreiber Pater Tobias Breer schlaflos ihm Bett herum, wie er erzählt. Als Geschäftsführer des Projekts Lebenswert ist er verantwortlich für das derzeit geschlossene Restaurant in Neumühl und für dessen sechs Mitarbeiter. Mit einem Hilferuf im Internet macht er auf die Situation aufmerksam und bittet die Menschen im Duisburger Norden um Unterstützung.

Seine Hoffnung, dass im April zumindest wieder die Außengastronomie öffnen darf, hat sich angesichts der hohen Inzidenzwerte längst zerschlagen. Ihm und seinem Team droht jetzt ein zusätzliches Problem: Der einjährige Mietverzicht, den der Vermieter dem Projekt Lebenswert für die Räume an der Holtener Straße gewährt hat, läuft zum Monatsende aus.

Geldsorgen betreffen auch das Sozialcafé in Duisburg-Neumühl

„Wir wissen noch nicht, wie wir das Restaurant in der kommenden Zeit finanzieren können“, so der Ordensbruder der Prämonstratenser. „Wir wollen unser Personal nicht entlassen. Das wäre das Aus für das Sham.“ Von einer dauerhaften Schließung wäre auch das Sozialcafé betroffen, das zum Mittagstisch deutsche Speisen für Bedürftige anbietet und sich abends ins Sham verwandelt. Das Sozialcafé, das Café „Offener Treff mit Herz“, ist weiterhin geöffnet.

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Mit den deutschen Mittagsmenüs beliefert das Projekt Lebenswert dienstags bis samstags den Duisburger Norden. Für knapp sechs Euro – und ermäßigt für die Hälfte – bekommen die Kunden eine Vorspeise, ein Hauptgericht und eine Nachspeise. Obdachlose können kostenlos essen, ihre Speisen haben Besserbetuchte meist „aufgeschoben“, also vorab bezahlt.

Derzeit verlassen mittags bis zu 30 Essen die Küche. Das ist deutlich zu wenig, um alle Kosten zu decken. Selbst ohne die Miete bezahlen zu müssen, und obwohl alle Mitarbeiter in Kurzarbeit seien, mache das Projekt Lebenswert laut Pater Tobias mit dem Café/Restaurant ein monatliches Minus von 2500 Euro. Sollte zu diesen Kosten nun auch noch die Miete wieder hinzukommen, befürchtet der Geschäftsführer den Todesstoß. „Das syrische Restaurant war für uns immer eine wichtige Einnahmequelle. Es hat unser Sozialcafé gerettet. Aber wir verkaufen jetzt kein syrisches Essen mehr.“

Optimistisch trotz Angst vor Arbeitslosigkeit und vor Corona-Infizierung

Dass das Sham wegen Corona aktuell nicht öffnen darf, verursacht auch bei Kellner Nael Aldaaif Zukunftssorgen. Er floh 2016 aus Aleppo vor dem Krieg in Syrien, hat sich in Duisburg ein neues Leben aufgebaut und in Obermarxloh eine Familie gegründet. „Natürlich habe ich Angst vor der Arbeitslosigkeit“, sagt 38-Jährige. Derzeit ist er Lieferfahrer für das Sozialcafé. „In dieser schlimmen Zeit sind die Leute dankbar, dass wir ihnen das Essen bringen. Aber alle Stammgäste warten darauf, dass wir das Restaurant wieder öffnen."

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Seine Lieferfahrten begleitet in der Pandemie immer ein mulmiges Gefühl. Trotz aller Corona-Regeln befürchtet er, sich zu infizieren. Dennoch stelle sich nicht die Frage, weiter Essen zu liefern. „Wir machen das gerne, zwar mit Angst vor Corona – aber trotzdem mit Spaß.“ Als junger Familienvater achte er natürlich sehr auf die Regeln, denn unter keinen Umständen möchte er sich infizieren und dann zu Hause seine Ehefrau und seine beide kleinen Töchter anstecken, die ältere ist zwei Jahre alt und die jüngere gerade mal zwei Monate. Nael Aldaaif vertraut noch darauf, dass sich das Sham retten lässt: „Man muss optimistisch bleiben.“

Pfarrei St. Johann will als Vermieterin den Gastronomie-Betrieb möglichst erhalten

So bleibt auch die Hoffnung, dass die Vermieterin, die Pfarrei St. Johann, die Situation des syrischen Restaurants nicht verschlimmert, indem sie wieder Miete kassiert. Abt Albert Dölken, der Pfarrer von St. Johann, entscheidet mit dem Kirchenvorstand über den Mieterlass. Von dem öffentlichen Hilferuf des Sham hat er jedoch erst durch eine Anfrage dieser Redaktion erfahren. Demnach suchte Pater Tobias zuvor kein Gespräch. „Bisher haben wir immer geholfen, wenn es irgendwie ging“, so der Abt. Er halte es für selbstverständlich, in der Corona-Pandemie keinen zusätzlichen Druck auf Mieter auszuüben. „Wir wollen ja, dass der Betrieb überleben kann und die Arbeitsplätze bleiben.“

So hat dann auch, wenige Stunden nach dem Gespräch mit der Redaktion, der Kirchenvorstand die Miete für das Sham bis einschließlich September ausgesetzt. Das freut Pater Tobias, den aber weiterhin die übrige Kostenlast des Restaurants besorgt. Deshalb will er weitere Spendenmarathons laufen und hofft, dass im Lockdown möglichst viele Duisburger beim Sozialcafé den Mittagstisch bestellen.

>> GESUNDES SCHULFRÜHSTÜCK

● Während die Mitarbeiter des Sham derzeit keine Kochkurse in der Lehrküche des Projekts Lebenswert anbieten können, läuft dagegen ein Projekt an Grundschulen weiter. Die Kinder zweier Grundschulen erhalten täglich ein gesundes Frühstück, so sie denn vor Ort unterrichtet werden. Dieses Angebot ist bis zum Ende des Schuljahres finanziert.

● Den Mittagstisch kann man dienstags bis samstags von 11.30 bis 14 Uhr unter 0203 44989672 bestellen.

Weitere Informationen zum Projekt Lebenswert gibt’s auf www.pater-tobias.de