Duisburg-Marxloh. Der Vermieter leistet keine Abschlagszahlung – plötzlich sind Häuser in Duisburg ohne fließendes Wasser. Eine Vorwarnung gab es nicht.

Auf einmal war kein Wasser mehr da: „Völlig überrascht“ sei Dieter Haferkamp gewesen, als am Dienstagmorgen nichts mehr aus dem Hahn kam. „Mich hat niemand vorgewarnt“, sagt der Mann, der seit mehr als 40 Jahren zur Miete an der Ottostraße in Marxloh wohnt. Erst von Bewohnern des Nachbarhauses habe er den Grund erfahren: Der Vermieter hatte die Abschlagszahlungen für das Wasser nicht an die Stadtwerke weitergeleitet.

„Wir haben nur Ärger mit denen“, sagt Haferkamp über die Hausverwaltung ZBVV, die für vier aneinanderliegende Häuser an der Ecke Ottostraße/Friedrich-Engels-Straße zuständig ist. Die Nebenkostenabrechnung enthalte immer wieder Posten, die nicht angemessen seien: „Da wird zum Beispiel Sperrmüll aufgeführt, obwohl gar kein Sperrmüll bestellt wurde“, nennt Haferkamp ein Beispiel. Einmal habe er gegen eine Abrechnung Einspruch eingelegt. Der sei unter Androhung einer Kündigung abgewiesen worden.

Hausverwaltung ZBVV spricht von einem Versehen

Nun also der vorläufige Höhepunkt. Wie Haferkamp erfuhr, ging bei den Mietern des Nachbarhauses bereits im Februar ein Schreiben der Stadtwerke ein. Der Vermieter sei mit der Zahlung in Rückstand. Wenn bis zum 5. März kein Geld eingehe, müsse man die Wasserversorgung einstellen. „Und das in der jetzigen Zeit, wo man sich umso häufiger die Hände waschen sollte“, fehlt Haferkamp auch für das strikte Vorgehen der Stadtwerke das Verständnis.

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Bei der ZBVV spricht man von einem Versehen. Ein Sprecher sagt auf Nachfrage: „Nachdem wir über die eingestellte Wasserzufuhr informiert waren, wurde die Rechnung umgehend geprüft. Die Zahlung war bereits im vergangenen Jahr kontiert und durch eine Übermittlungsschwierigkeit nicht getätigt.“

Man habe sich dann umgehend mit den Stadtwerken Duisburg in Verbindung gesetzt und die Wiederinbetriebnahme der Wasserzufuhr für Mittwochmorgen vereinbart. „Wir prüfen intern, wie es zu den Übermittlungsschwierigkeiten kommen konnte, um Ausfälle in Zukunft zu vermeiden“, so der Sprecher.

Probleme mit ZBVV in Gelsenkirchen, Bochum und Oberhausen

Die Stadtwerke betonen in solchen Fällen, die Schritte seien gesetzlich vorgeschrieben. Die Einstellung der Wasser- oder Energieversorgung sei nur die allerletzte Maßnahme, wenn der Vermieter den Forderungen wochenlang nicht nachkomme. Stadtwerke-Sprecher Felix zur Nieden bestätigt, dass dieses Mal viele Bewohner nicht vorab informiert wurden: „Das ist einem sehr unglücklichen Umstand geschuldet: Die Häuser werden alle aus einer Wasseruhr versorgt. In unserem System war aber nur die Adresse des Hauses hinterlegt, in dem sich die Wasseruhr befindet.“

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So wussten die Mieter der übrigen Häuser tatsächlich nicht, was auf sie zukommt. „Wir können dafür nur um Entschuldigung bitten“, sagt zur Nieden. Den Eintrag habe man nun aktualisiert; sollte etwas ähnliches noch einmal passieren, würden auch die Bewohner der übrigen Häuser benachrichtigt. „Aber wir hoffen natürlich, dass es nicht noch einmal nötig sein wird.“

Bewohner von ZBVV-Häusern in der Region berichten immer wieder von Problemen. In Gelsenkirchen und Bochum gab es in den vergangenen Jahren Fälle, in denen Mieter wochenlang ohne Heizung blieben oder der Aufzug nicht repariert wurde. Dabei beklagten sie sich auch über die Erreichbarkeit der Hausverwaltung – ein Missstand, den Dieter Haferkamp bestätigt: „Da kann man so oft anrufen, wie man will: Es geht keiner ran!“

Ähnlicher Vorfall vor einigen Tagen in Rheinhausen

Besonders unangenehm ist die Situation für Mieter des Europahauses in Oberhausen. Defekte Heizungen, kaputte Bäder, Schimmel und Dreck in den Wohnungen – seit Jahren wächst dort die Mängelliste unaufhörlich. 2019 ließ die Stadt sogar ein Stockwerk des Gebäudes räumen. Es fehlte ein Rettungsweg; die ZBVV hatte neun Wohneinheiten in dem Stockwerk unerlaubt vermietet.

Einen ähnlichen Fall wie jetzt in Marxloh gab es vor einigen Tagen bereits in Rheinhausen. Hier hatte die Hausverwaltung „Adler Wohnen“ noch gerade rechtzeitig die Abschläge überwiesen, nachdem die Stadtwerke eine Energiesperre angedroht hatten.

>>DUISBURGER MIETER KÖNNEN RÜCKSTÄNDE SELBST AUSGLEICHEN

• Die Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH (ZBVV) ist ein deutschlandweit tätiges Wohnungsunternehmen mit Sitz in Erlangen. Die ZBVV ist oft nicht der Eigentümer der vermieteten Wohnungen, sondern nur Verwalter. Besitzer der Immobilien sind unter anderem die ZBI Gruppe oder Uni Immo.

• Kündigen die Stadtwerke eine Unterbrechung der Wasserversorgung an, können Mieter die Zahlungsrückstände grundsätzlich auch selbst begleichen. Dann haben sie jedoch zweimal gezahlt – der Vermieter hat ja im Normalfall schon sein Geld bekommen. Die Stadtwerke raten Bewohnern, sich in solchen Fällen Hilfe bei einem Mieterschutzverein zu suchen.