Duisburg-Marxloh. Das Gymnasium in Duisburg-Marxloh betreut derzeit vor Ort gut 20 Jugendliche. Schüler wie Lehrer kämpfen beim Online-Unterricht mit Problemen.

Durch den Hintereingang ins Schulgebäude, den Mundschutz aufziehen, Hände desinfizieren und dann im Sekretariat melden. Das ist das tägliche Prozedere, das derzeit rund 20 Schüler am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Marxloh vor Unterrichtsbeginn befolgen. Sie werden in der Schule betreut, weil die Eltern arbeiten oder weil zuhause die Ruhe oder die technischen Möglichkeiten für den Distanzunterricht fehlen. Ob zuhause oder im „Elly“, auch nach knapp einem Jahr Coronakämpfen Lehrer und Schüler mit Problemen. Der schwache Schulserver geht in die Knie, Störenfriede sprengen den Online-Unterricht und die pädagogische Betreuung ist in der Pandemie deutlich erschwert.

In der Schulbücherei folgen gerade zehn Jugendliche seit acht Uhr morgens dem Online-Unterricht. Zwischen Bücherregalen und Druckern sitzen sie mit ihren Büchern vor Schullaptops. Hinter einem Computer ragt der Kopf der elfjährigen Sophie hervor. Die Sechstklässlerin hat gerade die digitale Deutschstunde beendet und bereitet sich mit ihrer Klassenkameradin Ilay auf den Biologieunterricht vor. Entgegen der Vorgabe, an Einzeltischen zu arbeiten, sitzen die Freundinnen gezwungenermaßen zusammen. „Da heute das Internet an meinem Laptop nicht funktioniert, nutzen wir Sophies Laptop“, erklärt die zwölfjährige Ilay. Solche Technikausfälle sind keine Ausnahme.

Videokonferenzen mit ihren Lehrern helfen überforderten Schülern

Obwohl die beiden in der Schule mit Technikproblemen zu kämpfen haben, freuen sie sich, hier sein zu dürfen. „Seitdem ich in der Schule lernen kann, macht das Ganze viel mehr Spaß“, sagt Sophie, die im letztjährigen Lockdown ebenso wie ihr Bruder zunächst zuhause blieb, weil damals noch der schwerkranke Großvater bei der Familie wohnte – und natürlich wollte sie sein Infektionsrisiko bestmöglich verringern. „Das war ziemlich stressig, weil ich öfter zu lange geschlafen habe und dann nicht alle Aufgaben geschafft habe“, erinnert sich Sophie.

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Die Vor-Ort-Betreuung finden die Freundinnen angenehmer, insbesondere da nun Videokonferenzen eingeführt sind. „Am Anfang haben wir noch sehr viele Aufgaben bekommen“, sind sich die beiden Mädchen einig, das habe sich durch die Konferenzen verbessert. Das bestätigt auch Lehrerin Sarah Spieß: „Anfangs war es für die Lehrer schwer einzuschätzen, wie viele Aufgaben für die Schüler machbar sind.“ Denn die Schüler schaffen demnach zuhause weniger als im Präsenzunterricht. In den Videokonferenzen können aber die Lehrer mit ihren Klassen gemeinsam arbeiten und Aufgaben auch kurzfristig anpassen.

Schulschwänzer fallen auch beim Distanzunterricht auf

Eine Teilnahmepflicht an diesen Videoschalten gibt es nicht, daher dürfen die Schüler auch eigenständig arbeiten. Wenn jemand jedoch nicht am Unterricht teilnimmt, werde dem natürlich nachgegangen, betont Spieß. So habe sich ein Jugendlicher sogar jeden Morgen vor den heimischen Computer gesetzt, aber nicht, um dem Unterricht zu folgen. Dies flog schließlich im Gespräch mit der Mutter auf.

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Andere Schwierigkeiten bereiten dem Kollegium vor allem die vielen kleinen digitalen Herausforderungen, die der Online-Unterricht mit sich bringt. „Das ist ein unglaublicher Kraftakt für uns alle, und ich stoße da häufig an meine Grenzen“, so Spieß. Manchmal gehe es zwar nur darum, das richtige Videoformat für ein Online-Angebot herauszufinden. Doch auch der Schulserver ist für Distanzunterricht zu schwach. Ein neuer ist zwar bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Daher weicht das Gymnasium für Videokonferenzen auf kommerzielle Plattformen aus. Das wiederum sei datenschutzrechtlich problematisch. „Aber die Landesregierung hat das vorübergehend erlaubt“, sagt Sarah Spieß.

Hauptproblem am Marxloher Gymnasium hat nichts mit der Technik zu tun

Problematisch waren auch ungebetene Gäste. „In meinen Unterricht hat sich eine fremde Person zugeschaltet und Musik abgespielt“, erläutert Lehrerin Spieß. Während sie diesen harmlosen Störenfried schnell rauswarf, kam es bei einer Kollegin sogar zu Beleidigungen im Chat. Virtuelle Warteräume verhindern inzwischen solche Störungen.

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Grundsätzlich meistert das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium laut Sarah Spieß den Distanzunterricht gut. Das Hauptproblem sieht sie jedoch an anderer Stelle: „Durch den digitalen Unterricht dauert es unglaublich lange, bis die Lehrer auf Probleme bei den Schülern aufmerksam werden.“ Daher habe sie den Jugendlichen angeboten, sich auch bei außerschulischen Problemen an sie zu wenden. Die Reaktionen kamen prompt: Sofort haben sich drei Schüler mit gesundheitlichen oder persönlichen Problemen bei ihr gemeldet.

>> SEKUNDARSCHULE IN OBERMARXLOH SETZT AUCH AUF VIDEOKONFERENZEN

● Nur eine Schülerin nimmt derzeit die Notbetreuung am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Anspruch, weil ihre Eltern arbeiten. Die übrigen rund 20 Schüler sind in der freiwilligen Vor-Ort-Betreuung, weil sie zuhause nicht am Online-Unterricht teilnehmen können.

● Trotz des Distanzlernens geht auch an der Justus-von-Liebig-Schule in Obermarxloh der Kontakt zu den Schülern nicht verloren, wie die Sekundarschule mitteilt. So ermögliche die Digitalplattform IServ (die auch am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium genutzt wird) Aufgaben bereit zu stellen und erleichtere die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern mittels Direktnachrichten oder Videokonferenzen.

● Zudem werden laut Schulleiter Ulrich Ehrentraut durch die von der Stadt bereitgestellten iPads noch höhere Rückmeldezahlen der Schüler erreicht.

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