Duisburg-Meiderich. In der Corona-Krise schmerzt der Tod geliebter Menschen noch mehr. Wie eine Begräbnisbegleiterin Hinterbliebenen hilft – auch nach der Beerdigung.
In ihren schwersten Stunden steht Christine Eminger den Mitgliedern der katholischen Pfarrgemeinde St. Michael bei. Sie hilft ihnen, den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten. Als ehrenamtliche Begräbnisbegleiterin leitet sie Beerdigungen in Duisburg-Meiderich. Zudem unterstützt sie Hinterbliebene bei der Trauerbewältigung. Bei all dem steht die Duisburgerin in der Corona-Krise vor besonderen Herausforderungen – wie auch die Trauernden.
Nach einem Todesfall meldet sich das Pfarrbüro bei ihr, wenn kein Geistlicher die anstehende Beerdigung übernehmen kann. Dann setzt sich Christine Eminger mit den Angehörigen in Verbindung und verabredet einen Termin für das Trauergespräch. Dieses Gespräch nutzt sie als Grundlage für das Begräbnis. „Ich muss ja Informationen sammeln, damit ich ein bisschen was über den Verstorbenen oder die Verstorbene sagen kann. Was für ein Mensch er war, welche Hobbys er hatte,“ sagt die 66-jährige Podologin, die sich seit rund zwei Jahren in diesem Ehrenamt engagiert. Mit den Informationen möchte sie die Trauerrede und die Beerdigung möglichst persönlich gestalten. Dabei steht sie nicht nur mit den Hinterbliebenen in Verbindung, sondern auch mit dem Bestattungsinstitut. „Ich frage die Angehörigen, was sie möchten. Vor allem im Hinblick auf die Musik.“
Einjährige Schulung bereitet auf die ehrenamtliche Arbeit vor
Um ehrenamtliche Begräbnisleiterin zu werden, absolvierte Christine Eminger eine Schulung im Kardinal-Hengsbach-Haus in Essen, einer Tagungsstätte des Bistums. Ein Jahr lang besuchte sie dort regelmäßig Kurse. „Man lernt das richtig. Wo man die Texte für die Predigt nachschlagen kann und wie das Trauergespräch abläuft.“ Während der Kurse lernen die Teilnehmer neben der Theorie zwar auch die Praxis kennen, doch sind dies nur Übungen. „Man weiß, dass das nur gespielt ist.“ Ein richtiges Trauergespräch zu führen, sei anders und verlange mehr von den Ehrenamtlern ab. „Es kommt hinterher viel auf einen zu.“
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Dennoch seien auch die echten Trauergespräche gut zu bewältigen, betont Eminger. „Ich habe mir das am Anfang, ehrlich gesagt, schwieriger vorgestellt. Ich dachte, ich kann das nicht. Aber man wächst an seinen Aufgaben.“ Ein Vorteil für dieses Ehrenamt sei eine positive Einstellung – und die bringt die 66-Jährige mit. „Die Trauer und der Tod gehören zum Leben“, findet die Begräbnisleiterin. „Das habe ich auch vorher schon so gesehen.“
Die Begräbnisbegleiterin kennt die Verstorbenen oft
Christine Eminger ist in der Meidericher Gemeinde St. Michael gut vernetzt, war früher etwa Kommunionshelferin. Daher kennt sie viele Gemeindemitglieder. Deren Beerdigungen leitet sie trotzdem. „Bei einer Freundin könnte ich das nicht“, erklärt sie. „Das greift einen dann zu sehr an. Aber wenn das Bekannte sind, die einem nicht so nahestehen, dann geht das.“ Das macht es ihr dann sogar einfacher, das Begräbnis persönlich zu gestalten: „Man findet ganz andere Wort des Trostes.“
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Nicht alle Betroffenen können jedoch mit dem Tod der Angehörigen oder der Partner umgehen. Dass Begräbnisbegleiter die Hinterbliebenen nach der Beerdigung in ihrer Trauer noch weiterbegleiten, sieht dieses Ehrenamt nicht vor. Eminger bleibt trotzdem an ihrer Seite, allerdings in anderer Funktion. Denn sie engagiert sich außerdem im Trauercafé, das die Gemeinde anbietet. Dort finden Betroffene ein offenes Ohr, können sich austauschen und bekommen Tipps, wie sie ihre Trauer bewältigen. „Für einige Menschen stellen wir den Kontakt zu professioneller Hilfe her. Da kommen wir als Ehrenamtliche nicht mehr weiter.“
Corona macht insbesondere trauernden Senioren stark zu schaffen
Aufgrund von Corona findet das Trauercafé jedoch momentan nicht statt. Gerade älteren Menschen, die alleine leben, mache das stark zu schaffen. Ebenso der dunkle Winter und das bevorstehende Weihnachtsfest, welches Erinnerungen an die verstorbenen Lieben hervorruft. „In dieser Jahreszeit ist es immer schlimmer als im Sommer“, sagt die vielfach engagierte Ehrenamtlerin. „Der Winter schlägt auf die Psyche. Vor allem, wenn die Feiertage anstehen, wirft einen das zurück.“
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Doch nicht nur die Trauer, auch das Begräbnis selbst und seine Vorbereitungen beeinflusst die Corona-Pandemie. „Früher bin ich für das Trauergespräch zu den Leuten hingegangen. Heute findet es in einem Raum im Pfarrbüro statt“, berichtet Eminger. „Die Angehörigen können sich auch am Grab nicht mehr wie früher von den Toten verabschieden.“ Jemandem zum Kondolieren die Hand geben: zurzeit ausgeschlossen.
Ebenfalls sei es aktuell nicht möglich, alternative Angebote zur Trauerbegleitung zu organisieren, die für viele Menschen sehr wichtig seien. „Ich hoffe, dass wir bald wieder mehr machen können“, sagt Christine Eminger. „Aber im Moment ist das einfach nicht möglich.“
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