Duisburg-Obermeiderich. Bei der letzten Messe finden nicht alle Gläubigen Platz in der Herz-Jesu-Kirche. Das Gotteshaus in Duisburg-Obermeiderich wird bald aufgegeben.

Von Juni auf September hat die katholische Großpfarrei St. Michael die Schließung der Obermeidericher Herz-Jesu-Kirche verschoben. Man wolle den Gläubigen damit trotz Corona genug Zeit zum persönlichen Abschied von der zierlichen Backsteinkirche mit dem breiten Turm an der Brückelstraße geben. Am kommenden Sonntag, 27. September, naht nun endgültig die feierliche Abschiedsmesse. „Endgültigkeit ist ja in diesem Jahr so eine Sache“, seufzt die zuständige Gemeindereferentin Christa Scholten-Herbst, die täglich die Entwicklung der Infektionszahlen in Duisburg im Auge hat und bei der Planung schlicht mit allem rechnen muss.

Die Plätze im begrenzten Kirchraum sind jedenfalls bis auf den letzten Sitz ausgebucht. „Ich schätze, dass wir etwa 200 Gäste haben werden, aber von denen dürfen wir nicht mal die Hälfte in die Kirche lassen, es hat also keinen Zweck, ohne Eintrittskarte zur Messe zu kommen“, sagt die Gemeindereferentin, die eigens einen Sicherheitsdienst engagiert hat, um für die Einhaltung der Hygienevorschriften zu garantieren.

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Die Obermeidericher verabschieden die Herz-Jesu-Kirche mit Trommeln und Trompeten

Ab Sonntag werden die Obermeidericher ihren neuen Kirchort in der anderthalb Kilometer entfernten Kirche St. Michael haben. Wobei St. Michael auf dem Weg zu einer Pfarrei ohne Gemeindegrenzen ist. Die auf Personengruppen bezogenen Arbeitsbereiche wie Jugend-, Frauen- oder Seniorenarbeit sollen künftig stärker Identifikationsmittelpunkt der Gemeindearbeit sein, als die territorialen Grenzen der ehemaligen Gemeinden.

Aber am Sonntag kreisen noch einmal alle Gedanken um den einen Kirchturm. Von dort wird es eine feierliche Prozession nach St. Michael in der Meidericher Fußgängerzone geben. Die Jugendlichen aus der syrisch-orthodoxen Nachbargemeinde wollen den geistlichen Umzug mit Trommel- und Trompetenmusik begleiten. „Das wird also kein leiser Abschied“, sagt Christa Scholten-Herbst und klingt ein bisschen traurig.

Ehrenamtler müssen sich innerhalb der Pfarrei neue Möglichkeiten suchen

Sie fühlt vor allem mit den älteren Gemeindemitgliedern, die es auf Grund von körperlichen Einschränkungen bisher gerade so bis zur Herz-Jesu-Kirche geschafft haben. Für die der Weg zum nächsten Gotteshaus aber zu weit sein könnte. Auch für die ehrenamtlich engagierten Gemeindemitglieder im Lektoren- und Küsterdienst ist mit dem Kirchort ihre bisherige Arbeitsgrundlage entfallen und sie müssen sich innerhalb der Pfarrei neue Möglichkeiten suchen, ihre Fähigkeiten einzubringen.

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Alles ändert sich freilich nicht. Christa Scholten-Herbst wohnte bisher mit ihrer Familie im alten Pfarrhaus neben der Kirche und dort wird sie bis auf weiteres auch wohnen bleiben. Sie wird jetzt etwas mehr Zeit für sozial-pastorale Aufgaben im Umfeld haben als bisher. „Und die Glocken werden auch weiter morgens und abends zu hören sein“, sagt sie. Instand halten müsse man das Geläut schließlich ohnehin weiter, deshalb sei das Läuten auch kein finanzieller Mehraufwand für die Pfarrei.

>> ABSCHIED NEHMEN OHNE EINTRITTSKARTE FÜR DIE MESSE

Wer keine Eintrittskarte für den letzen Gottesdienst hat, kann sich trotzdem von der Herz-Jesu-Kirche verabschieden. Am Sonntag ist sie dafür von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Die Prozession zur Pfarrkirche St. Michael in Mittelmeiderich beginnt gegen 16.15 Uhr.

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