Meiderich. . Katholischer Kahlschlag: In der Pfarrei St. Michael wird ermittelt, welche der sieben Kirchen und Gemeindehäuser erhalten bleiben.
Bei einem Informationsabend im Gemeindezentrum St. Michael erfuhren Gemeindemitglieder aus Meiderich, Beeck, Beeckerwerth, Laar und Ruhrort Details zu Sparplänen des Bistums Essen und ihre Umsetzung vor Ort. Von sieben Kirchen der Gemeinde sollen vier geschlossen werden.
Pfarrer Christian Becker brachte die schrumpfenden Gemeindeglieder-zahlen und die schwindenden Finanzen auf den Punkt. „Die Schuhe, in denen wir laufen, sind uns inzwischen viel zu groß geworden“, sagte er. Der Name des Einsparprogramms, Pfarreientwicklungsprozess, kurz PEP, klingt einigermaßen positiv, aber die Zahlen, die dahinter stehen, sind doch erschreckend.
Bis 2030 müssen Ausgaben um 50 Prozent sinken
Bis zum Jahr 2030 muss die Großgemeinde 50 Prozent ihrer Kosten einsparen. Für die sieben Kirchen in den fünf ehemals selbständigen Gemeinden und die vielen Pfarrheime heißt das: Es werden nur drei Kirchen und vier bis sechs Pfarrheime auf längere Sicht offen bleiben.
Welche das sein werden, darüber sei in den Arbeitsgruppen des PEP das letzte Wort noch nicht gesprochen, sagten Pfarrer Becker und Marianne Philippi, die Pastoralreferentin und Vorsitzende der Koordinierenden Arbeitsgruppe.
Drei-Phasen-Modell schon in zweiter Phase
Aber die Phase der Faktensammlung ist inzwischen beendet und die Beurteilung hat begonnen. Kirchenvorstandsmitglied Heribert Schulz fasste die bisher erhobenen Fakten zusammen. „St. Maximilian in Ruhrort braucht demnächst ein neues Dach, das siebenhunderttausend Euro kosten soll“, sagte er.
Ein Architekt hat die anstehenden Investitionen bis 2030 für alle Bauten der Großgemeinde ermittelt. In der Liste schlagen etwa Herz Jesu in Obermeiderich mit 260 000 Euro, Ewaldi in Laar mit 345 000 und Michael in Mittelmeiderich sogar mit 1,3 Millionen Euro zu Buche: „Insgesamt müssen viereinhalb Millionen Euro nur in den Erhalt der Kirchbauten gesteckt werden, das ist Geld, das die Großgemeinde nicht hat“, sagte Schulz
Eng gesteckter Zeitplan
Der Zeitplan ist eng gesteckt: Bis Ende August wird ein erster Entwurf des Votums fertig sein, das die Vorschläge der Pfarrei enthält, wie die nötigen Einsparungen konkret aussehen sollen.
Bis Anfang November sieht der Zeitplan Beratungen über Änderungsvorschläge vor. Im Dezember wird das endgültige Votum dann vom Kirchenvorstand und dem Pfarrgemeinderat dem bischöflichen Generalvikariat in Essen übermittelt.
Engere Zusammenarbeit der Kirchen
In der Frageunde für die Besucher der Info-Veranstaltung wurde eine engere Zusammenarbeit der großen Kirchen in Zweiten der Kirchenschließungen angeregt: „Können denn nicht die katholische und die evangelische Kirche zusammen die Begegnungsstätte in Beeckerwerth erhalten“, wollte die Zuhörerin Doris Kulp wissen, „sonst gibt es ja im ganzen Stadtteil überhaupt nichts mehr, wo die Leute sich treffen können.“
Aus Beeckerwerth hätten sich die beiden großen Kirchen schon vor Jahren fast zeitgleich zurückgezogen“, sagte Pfarrer Becker, „wir werden versuchen, diese besondere Situation zu berücksichtigen.“
Gespräch mit Evangelischen als Gebot der Stunde
„Das Gespräch mit den evangelischen Christen“, sagte er, „ist das Gebot der Stunde.“ Die anwesende evangelische Pfarrerin Monika Gebhardt äußerte sich zurückhaltend. „Wir sind selbst sind auch im Regionalisierungsprozess.“
Der Ruhrorter CDU-Vorsitzende Michael Büttgenbach wollte wissen, ob die genannten Zahlen eine Vorentscheidung zu Ungunsten von St Maximilian brächten. Von einer Vorentscheidung könne nicht die Rede sein.
Was passiert wohl mit den geschlossenen Kirchen? Die Frage beschäftige offensichtlich viele der Anwesenden: „Steht der Duisburger Norden um das Jahr 2030 vielleicht voller abgesperrter, verfallender Kirchenruinen?“