Duisburg-Hamborn. Bald wird die Bezirksvertretung Hamborn neu gewählt. Wir haben die Parteien zu wichtigen Themen befragt – und interessante Antworten bekommen.

In den kommenden Jahren soll sich im Bezirk Hamborn vieles bewegen. Mit dem 50-Millionen-Förderpaket „Stark im Norden“ will die Stadt insbesondere die Ortsteile Marxloh und Alt-Hamborn von ihrem negativen Image befreien. Diese konkrete Perspektive, bei allen akuten Problemen, macht die Kommunalwahl in dem Bezirk besonders interessant. Auf Anfrage der Redaktion hat sich die Politik zu wichtigen örtlichen Themen positioniert. Das sagen die Parteien zu...

Einsatz der Fördergelder: Die Verwendung der 50 Millionen Euro folgt keinem starren Konzept, sondern soll sich flexibel an den örtlichen Anforderungen orientieren. Das der Förderung zugrundeliegende Konzept sah bis vor kurzem etwa den Abriss der Rhein-Ruhr-Halle vor, doch innerhalb weniger Monate hat sich der politische Konsens zu einer Sanierung des maroden Gebäudes verschoben. Nur Junges Duisburg widerspricht entschieden diesem Vorhaben, weil es „einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag verschlingen würde“, erklärt Kandidat Uwe Becker. Der „Schandfleck“ gehöre aber beseitigt, wie auch das alte Gesundheitsamt in Alt-Hamborn.

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50-Millionen-Förderung mit barrierefreier Bürgerbeteiligung

Der SPD ist es wichtig, einen Großteil des Geldes in die Jugend zu investieren. „Der Bezirk Hamborn hat die meisten Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt“, sagt Christopher Hagenacker, Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung. Seine Partei wolle sich deshalb dafür einsetzen, ein gutes pädagogisches Angebot und ausreichend Schulraum zu schaffen sowie Jugendzentren zu stärken.

Das 50-Millionen-Projekt solle aber auch Anreiz für Investoren sein, in Hamborn aktiv zu werden, findet die CDU. Bezirksbürgermeister Marcus Jungbauer will etwa die Einkaufsmöglichkeiten verbessern: „Hamborn ist ein junger Stadtteil, warum also nicht auch Geschäfte für junge Menschen holen, wie Zara oder H&M?“

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Die Stadt will die Bürger intensiv in die Umsetzung des Projekts miteinbeziehen. Das müsse aber auch an alle Teile der Bevölkerung kommuniziert werden, betonen die Grünen, die sich von der Beteiligung der Anwohner auch eine steigende Identifikation mit dem Bezirk erhoffen. „Hierbei wollen wir auch die Menschen erreichen, die aufgrund von Sprachbarrieren nicht ohne weiteres an Planungssitzungen und Entscheidungsprozessen teilnehmen können“, kündigt Ratsfrau Birsel Katurman eine umfassende Informationskampagne an.

Marxloher Ehrenamtler als Vorbild für den ganzen Bezirk

Die Bürgerlich-Liberalen sowie die Linken wünschen sich bessere Bedingungen für Fußgänger. BL-Kandidat Hans-Werner Schwarz setzt auf die Optimierung von Ampelschaltungen, die „für alle Verkehrsteilnehmer eine große Hilfe“ wäre, der Linke Herbert Fürmann fordert für Marxloh die konsequente Umsetzung der Anregungen aus dem „Fußverkehrs-Check“.

Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: Im Frühjahr hat der Stadtteil-Check dieser Zeitung ergeben, dass die Menschen im Bezirk ein Gemeinschaftsgefühl vermissen. In einem Punkt herrscht weitgehend Einigkeit unter den Parteien: Der Zusammenhalt steht und fällt mit den Vereinen. Da diese auch für einen Großteil des kulturellen Lebens verantwortlich seien, müssten sie besser unterstützt werden, meint etwa Herbert Fürmann und nennt als Beispiel den Hamborner Ratskeller als wichtigen Versammlungs- und Veranstaltungsort.

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Die engagierten Bewohner Marxlohs will die FDP zum Vorbild für die anderen Stadtteile machen: „In kaum einem Stadtteil gibt es so viel ehrenamtliches Engagement wie dort“, lobt der Liberale Markus Giesler. Kleinkunst, Martinszug, Musikzirkus, Kinderfest – „ich würde mir wünschen, dass dieses hier gelebte Miteinander auf den gesamten Bezirk ausstrahlt“, so Giesler. Ansätze seien zwar vorhanden, müssten aber besser vernetzt und koordiniert werden.

Mehrsprachige Multiplikatoren sollen „auf Regeln aufmerksam machen“

Die SGU wünscht sich grundsätzlich mehr lokale Veranstaltungen: „Formate wie ‘Jazz auf’m Platz’ oder öffentliche Freiluftkonzerte lassen sich auch in den Bezirken realisieren und fördern parallel die Integration vor Ort und das Miteinander der Generationen.“ Eine ähnliche Wirkung schreiben die Bürgerlich-Liberalen vor allem sportlicher Aktivität zu: „Bereits im frühen Kindesalter lernen die Kleinen soziales Verhalten. Im nächsten Schritt ist der Sport ein unbezahlbarer Schutz vor Verrohung und Kriminalität“, erklärt Hans-Werner Schwarz, warum er Sportvereine umfangreicher gefördert und Ehrenamt intensiver gewürdigt sehen will.

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Die AfD begründet die „insbesondere in Hamborn extreme Zersplitterung“ vor allem mit kulturellen Gegensätzen und will diesen mit verstärkten Vermittlungsanstrengungen entgegentreten: „Gemeinschaft kann nur durch eine gemeinsame Basis entstehen“, so AfD-Kandidat Alexander Schaary. Er betont auch, „soziale Ausgewogenheit“ wieder herstellen und Marxloh und Hamborn „attraktiv für alle Bevölkerungsschichten“ machen zu wollen. Vermittlung ist auch der CDU ein Anliegen; die aktuelle Hamborner Fraktionsvorsitzende Silke Wormuth hält deshalb den Einsatz mehrsprachiger Multiplikatoren für sinnvoll, um „auf grundlegende Regeln aufmerksam zu machen“.

Freizeitmöglichkeiten: Aus den Ergebnissen des Stadtteil-Checks geht ebenfalls hervor, dass sich viele Menschen in Hamborn mehr und bessere Freizeitmöglichkeiten wünschen. Die SPD hebt deshalb hervor, dass mit dem Fördergeld für Marxloh und Alt-Hamborn auch die Stadtteilzentren aufgewertet werden sollen. „Hier werden wir vor allem die Kaufleute in den Umsetzungsprozess einbinden“, kündigt Bürgermeisterkandidatin Martina Herrmann an, denn: „Attraktive Aufenthalts- und Einkaufsmöglichkeiten sollen nicht nur in der Innenstadt vorhanden sein.“

Grüne wollen Freibad, die CDU Uni-Einrichtungen in Hamborn

Um Freizeit aber auch außerhalb des Bezirks ohne viel Aufwand verbringen zu können, schwebt Herbert Fürmann (Die Linke) der Ausbau der Bahnverbindungen in den Abendstunden und des Nachtbusnetzes vor; ähnlich äußert sich Junges Duisburg.

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Während parteiübergreifend Politiker die Bedeutung der Grünflächen und Parks hervorheben, haben die Grünen eine besondere Idee für den Schwelgernpark: Sie wollen prüfen, ob dieser wieder als Standort für ein Freibad in Frage kommt. Etwas ganz Neues schlägt schließlich die CDU vor: „Duisburg ist Universitätsstandort“, so Marcus Jungbauer, „warum also nicht eine Abteilung oder Fakultät in den Norden holen, wo Studenten auch günstigen Wohnraum finden.“