Duisburg-Beeck. Die Kirche St. Laurentius in Duisburg-Beeck ist bereits geschlossen, jetzt folgt das Franziskaner-Kloster. Den Patres fällt der Abschied schwer.
Die letzte Messe ist gelesen. Die Beecker Kirche St. Laurentius wurde bereits durch das Bistum Essen und die Großpfarrei St. Michael geschlossen – nach 114 Jahren. Auch das benachbarte Kloster an der Flottenstraße wird schließen, und deshalb verlassen die beiden verbleibenden Franziskaner-Minoriten der Danziger Ordensprovinz Duisburg. Den Patres Leo Rawalski und Marius Gruzsfeld fällt der Abschied schwer.
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„Ich habe bisher nur Klöster eröffnet, nie eins geschlossen“, sagt der 78-jährige Pater Leo, der seit 43 Jahren in der Diözese und, mit Unterbrechungen, elf Jahre in der Beecker Gemeinde ist. „Das war früher eine blühende Pfarrei“, erinnert er sich, „aber das hat sich leider geändert. Die Jugendlichen verlassen den Stadtteil, um woanders eine Familie zu gründen.“
Ohne aktive Kirche kann der Orden nicht in St. Laurentius bleiben
Die Menschen in Beeck und den übrigen Stadtteilen, die das Kloster betreute, will der Ordensbruder aber auch an neuer Wirkungsstätte, in Walldürn, in guter Erinnerung behalten. „Sie sind sehr großzügig und haben für unsere Missionen in Brasilien, Kenia und Ecuador immer fleißig gespendet.“ Auch die Königsbrauerei sei früher eine großzügige Unterstützerin gewesen. Besonders gerne denkt der Geistliche aber an „die schönen Pfarrfeste“ zurück und „an die Vereine, die uns immer treugeblieben sind“.
Doch nicht nur die Menschen habe er liebgewonnen, sondern auch die Duisburger Stadtgeschichte, die seit dem Mittelalter mit dem Orden verbunden ist. Die Brüdergasse und die Karmelkirche in der Innenstadt zeugen von der langen Geschichte der Minoriten, der „kleinen Brüder“ des heiligen Franziskus in Duisburg, die 1265 begann. „Wir Franziskaner sind ein Pilgervolk. Wo man uns will, da gehen wir hin“, betont der Priester.
Dabei hatte die Großpfarrei St. Michael vergeblich versucht, das Kloster zu retten. Als sie wegen Sparvorgaben des Bistums jedoch entschied, St. Laurentius zu schließen, war dadurch das Schicksal des Klosters ebenfalls besiegelt. „Ohne eine aktive Kirche bleibt unser Orden nicht“, betont Pater Leo. „Für uns ist das schmerzlich, wir wären gerne geblieben.“
Beecker Franziskaner-Minoriten sind das Reisen gewöhnt
Auch Pater Marius Gruzsfeld, der vier Jahre in Duisburg lebte und die Gemeinden St. Maximilian und St. Ewaldi betreute, werde die Duisburger vermissen, „aber Freundschaften bleiben“. Der 40-jährige ist es gewohnt, alle paar Jahre woanders zu leben – so arbeitete er schon in Polen, im Odenwald und in Hamburg. „Wir wechseln immer wieder den Standort, das ist unser franziskanisches Leben und das ist gut so“, sagt er. Die jetzige Situation sei aber außergewöhnlich. „Wenn wir eine Kirche schließen, ist das immer ein Trauertag.“
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Das war auch am 12. Juli so, bei der letzten Messe in St. Laurentius. Wegen Corona konnten damals leider nicht alle aktiven Gemeindemitglieder dabei sein. Das bedauert Pater Marius: „Eine Kirche zu verlieren, tut weh. Besonders wenn man dort getauft wurde oder Hochzeit gefeiert hat.“ Solange die Franziskaner jedoch in der Stadt sind, können sich die Beecker noch verabschieden. Und das nutzen sie, rufen dafür im Kloster an oder kommen vorbei.
So schwer der Verlust von St. Laurentius auch für die Katholiken im Stadtteil ist, Pater Marius will ihnen Trost zu spenden: „In der Pfarrei und im Stadtteil sind noch viele Kirchen. Daher kann man weiterhin die Eucharistie empfangen.“ Sein lebenserfahrener Mitbruder glaubt jedoch nicht, dass die Beecker woanders zum Abendmahl gehen. Zuletzt seien auch nur zwei Gemeindemitglieder nach Laar gegangen.
Katholiken feiern bald Gottesdienst in der evangelischen Kirche Beeck
Ob viele Katholiken ab September einmal im Monat ihre Messe in der vangelischen Kirche Beeck feiern, werden die beiden Patres nicht mehr miterleben. „Wir werden aber immer an die Rheinschiene denken und für die Menschen aus Beeck, Laar, Ruhrort und Beeckerwerth beten“, verspricht Pater Leo Rafalski.
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„Die Koffer haben wir noch nicht gepackt. Das komplette Kloster wird auch noch ausgeräumt. Das macht eine Firma“, ergänzt Pater Marius Gruszfeld. Er blickt nach vorn, tritt bald eine Stelle in Gelsenkirchen an und freut sich auf schöne Taufen und Hochzeiten. Doch auch diese Stadt wird nicht lange sein Lebensmittelpunkt bleiben. Denn in den nächsten vier Jahren wird das Gelsenkirchener Kloster ebenfalls geschlossen. Er weiß: „Daran gewöhnt man sich nie.“