Beeck. . 50 Jahre Priesteramt: An Maria-Himmelfahrt sprach Pater Leo Rawalski im Beecker Minoriten-Klostergarten über seinen Weg von Danzig in die Welt.

Die Messe am vergangenen Sonntag in St. Laurentius in Beeck war in vielerlei Hinsicht eine besondere. In der Kirche an der Flottenstraße wurde das 50. Priesterjubiläum von Pater Leo Rawalski (75 Jahre) begangen, während der junge, aufstrebende Beecker Guardian Pater Norbert Siwinski verabschiedet wurde.

„Ein bisschen ist es schon so, als wenn man ein Familienmitglied verliert“, sagt Pater Leo beim Gespräch mit der Redaktion im wunderbaren kleinen Beecker Klostergarten an Maria Himmelfahrt. Doch Abschiede und das Weiterziehen, sagt der Geistliche mit einem milden Lächeln, „die gehören eben zum Schicksal von uns Franziskaner-Minoriten.“

Ältester von drei Seemanns-Söhnen in Danzig

Er wuchs in der Nachkriegszeit in Danzig auf, als ältester von drei Seemanns-Söhnen: „Danzig war damals eine deutsche Stadt und fast ausschließlich protestantisch“, sagt Pater Leo, „das änderte sich, als russische Soldaten und katholische Orden mit polnischen Priester nach dem Ende des Weltkriegs in die Stadt kamen.“

Seine Familie sei in jenen schwierigen Jahren eine der wenigen katholischen Familien in der Stadt gewesen: „Ganz in unserer Nähe war die Kirche der Franziskaner-Minoriten“, sagt Pater Leo, „und da wurde ich Messdiener.“

Blick in die Beecker Kirche an der Flottenstraße.
Blick in die Beecker Kirche an der Flottenstraße.

Bei den Padres sei er in Kontakt gekommen mit Fremdsprachen, klassischer Musik, Literatur: „Ich machte dort mein Abitur und entschloss mich, in den Orden einzutreten.“ Seine Eltern seien überrascht gewesen. Positiv. „Nachher haben sie sich gefreut und waren stolz“, sagt Pater Leo, „meine Eltern hatten drei Söhne. Der älteste wurde Gott gegeben, so wie in der Bibel.“

Studienjahre der Theologie, Philosophie, des Rechts

Studienjahre der Philosophie in Lodz folgten für den jungen Novizen, intensives Studium der Fremdsprachen und vier Jahre Theologie-Studium: „Das war in der Zeit, als Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul der Zweite, Erzbischof von Krakau, zum Kardinal geweiht wurde.“

Minoriten-Franziskanerpater Leo.
Minoriten-Franziskanerpater Leo.

Leo Rawalski wurde im August 1968 zum Priester geweiht, kam nach Krakau unter die Fittiche des späteren Papstes: „Dann schickten sie mich nach Rom, wo ich zwei Jahre lang Moraltheologie studierte.“ Sein Weg führte ihn nach Warschau, wo er sechs Jahre die Spannungen fühlte, die zwischen kommunistischem Regime und der katholischen Kirche herrschten: „Dann ging es für den Orden in die Welt hinaus“, sagt Pater Leo: „Brasilien, Japan und Ecuador – überall haben wir Klöster gegründet.“

Weil Deutschland schon damals, Ende der 1970er Jahre Priestermangel herrschte, holte ihn der Ruhrbischof nach 1977 nach Beeck. Man hatte sich in der Arbeit für die brasilianische Gemeinden kennen und schätzen gelernt: „Der Bischof hoffte, ich würde viele andere polnische Priester nach Deutschland holen“, sagt der Pater lachend.

Duisburger Franziskaner-Tradition seit 1265

Im Jahr 1977führten die Minoriten-Mönche aus der Warschauer Ordensprovinz eine Tradition fort, die seit 1265 besteht: „Seit damals gab es ein Minoritenkloster in Duisburg“, sagt der Pater, „das von den protestantischen Preußen Mitte des 19. Jahrhunderts geschlossen wurde.“

Klosterkirche St. Laurentius an der Flottenstraße. Im Jahr 2020 werden Kirche und Koster geschlossen.
Klosterkirche St. Laurentius an der Flottenstraße. Im Jahr 2020 werden Kirche und Koster geschlossen.

Er selbst kam 1980 nach Duisburg und ließ die 700 Jahre währende Tradition in St. Laurentius wieder aufleben. Schwer beeindruckt von Beeck sei er gewesen: „Es war ein wohlhabender Stadtteil, die Menschen hatten Geld, Arbeit, viele Kinder und Traditionen“, sagt Pater Leo, „allein fünfzehn Kulturvereine hatten wir hier in Beeck. Die Gottesdienste waren gut besucht.“

Die Brauerei, sagt der Pater, habe sich wegen der katholischen Inhaberfamilie der Kirche und dem Kloster verpflichtet gefühlt: „Beeindruckende Zeiten. Die Gemeinde hat in den folgenden Jahren bis heute Großes in der Unterstützung unserer karitativen Projekte in Südamerika geleistet.“

Vom Sturm der Weltgeschichte erfasst

Im Jahre 1986 wurde der Pater, wenn man so will, vom Sturm der Weltgeschichte erfasst und zurück nach Polen geschleudert. In Zeiten, wo die polnische Freiheitsbewegung „Solidarnosc“ gemeinsam mit dem Papst daran arbeitete, die kommunistische Diktatur im Osten zu beenden, wurde Pater Leo Ordensprovinzial der neu gegründeten Ordensprovinz Danzig: „Eigentlich wollte ich überhaupt nicht weg aus Duisburg . . .“

Außen dunkel und streng, innen hell und einladend: Blick in die Beecker Kirche St. Laurentius.
Außen dunkel und streng, innen hell und einladend: Blick in die Beecker Kirche St. Laurentius.

Lange sollte es dauern, bis Pater Leo wieder unter dem Hopfenbogen im schönen , kleinen Klostergarten stehen sollte. Im Jahre 1993 wurde der Ordensprovinzial Pater Leo Rawalski auf Bitten des Essener Ruhrbischofs wieder nach Deutschland beordert, aufs Land: „Und von dort nach Gelsenkirchen geschickt. Wieder in der Hoffnung, ich würde viele polnische Priester nach Deutschland holen.“

Mittlerweile, sagt der bescheidene, herzliche Mann lachend, „gibt es in Deutschland mehr polnische Priester als deutsche Priester.“ Was aber nicht allein sein Verdienst sei.

Im Jahre 2012 kehrte Pater Leo zurück nach Beeck. Er wird bleiben, bis zum Schluss. Im Jahr 2020 schließt das Bistum St. Laurentius in Beeck: „Auch unser Kloster wird dann geschlossen werden.“