Duisburg. Die Duisburger Brieftaubenzüchter befinden sich jetzt mitten in der Preisflugsaison. Wie sich Corona auch auf ihren Sport auswirkt.

Wenn der große Lastwagen in die Neumühler Taubenhalle kommt, steht der Saisonstart für die Duisburger Taubenzüchter kurz bevor. Dort wurden im Mai rund 1200 Tauben verladen und zum Start des ersten Preisflugs der Saison ins hessische Butzbach gebracht. Normalerweise startet die Saison bereits im April, doch die Corona-Pandemie schmiss den ganzen Reiseplan über den Haufen. Wegen des Lockdowns mussten sich die rund 40 Züchter, die mit ihren Vereinen in der Reisevereinigung Neumühl zusammengeschlossen sind, noch einige Wochen gedulden.

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Nachdem in der Taubenhalle die Tauben verladen waren, ging es auf den 177 Kilometer langen Weg nach Butzbach. In der hessischen Kleinstadt angekommen, wurden die Tiere zunächst getränkt, ehe um sieben Uhr morgens die Luken des Lastwagens geöffnet wurden und sich die Tauben auf den Rückweg nach Duisburg machten. Dafür haben sie rund zwei Stunden gebraucht und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 Stundenkilometer erreicht, berichtet Klaus Woitalla von der Reisevereinigung Neumühl, der mit seinen Tauben ebenfalls teilnahm. Woitalla möchte den Brieftaubensport im Duisburger Norden bekannter machen.

Tricks der Taubenzüchter sollen die Vögel beschleunigen

Mit der Leistung seiner Vögel war der Züchter nicht wirklich zufrieden, denn unter den besten waren sie nicht. „Das lag wahrscheinlich an der Vorbereitung“, mutmaßt er. Alle Züchter haben eigene Tricks und Kniffe, damit ihre Tauben als Erste zurückkehren. „Man kann die Tauben motivieren, indem man die Zuchtpaare vor den Flügen für eine Woche trennt und vor der Verladung nochmal zusammenführt“, erklärt Klaus Woitalla. Das veranlasse die Vögel, möglichst schnell zu sein. Gerade, weil die Vorbereitung auf einen Preisflug sehr unterschiedlich gehandhabt werde, findet er den Brieftaubensport so reizvoll: „Das Spannende ist, dass jeder Züchter eine eigene Philosophie verfolgt, und man sich darüber austauscht.“

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Dass die Tauben trotz der großen Distanzen zielsicher den Weg zu ihrem jeweiligen Schlag finden, hat mit der Aufzucht zu tun. „Es liegt in der Natur der Tauben, an den Ort, an dem sie aufgewachsen sind, zurückzukehren“, sagt Woitalla. Da die Vögel in den meisten Fällen in dem Taubenschlag geboren würden, zu dem sie bei den Wettbewerben zurückkehren, ergänzt der Duisburger Züchter, seien sie an diesen gewöhnt.

Brieftaubenzucht: Die Sieger werden elektronisch ermittelt

Die offiziellen Ergebnisse eines Wettbewerbs werden mithilfe der elektronischen Ringe an den Füßen der Tauben ausgewertet. Entscheidend ist, welcher Züchter die schnellste Taube stellt. So wurden auch die Platzierungen des ersten Saisonflugs bestimmt: Die Tauben von Züchter Willi Ried vom Verein „Edler Sport“ belegten diesmal die ersten beiden Ränge. Mit Platz sechs und sieben war auch Bernd Kanthak vom Verein „Kehre Wieder“ doppelt unter den ersten Zehn vertreten.

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Auch, wenn inzwischen bereits der zweite Preisflug stattfinden konnte, wird es in dieser Saison wegen Corona voraussichtlich weniger Wettbewerbe geben als üblich. „Normalerweise beinhaltet eine Saison 13 Preisflüge der Alttauben und sechs Flüge der Jungtauben“, so Woitalla. Während die Flugsaison der Alttauben, die längere Strecken als der Nachwuchs zurücklegen können, im späten Juli beendet sei, würden anschließend die Jungtauben – also Vögel, die im Jahr 2020 geboren und mindestens drei Monate alt sind – ihre Kräfte messen.

In den nächsten Wochen wird die Flugdistanz der Duisburger Sporttauben weiter gesteigert – bis zum Höhepunkt der Saison, dem Preisflug aus dem 630 Kilometer entfernten Welz in Österreich. Dafür hofft Züchter Klaus Woitalla auf eine bessere Leistung seiner Zuchttauben als zum Saisonauftakt.