Duisburg-Marxloh. Die Theatergruppe des Kiebitz startet in Duisburg ein neues Projekt. Es ermöglicht Menschen mit und ohne Behinderung einen Perspektivwechsel.
Seit zwölf Jahren gibt es die „Kiebitz integrative Theatergruppe“ (KiT) im Internationalen Jugend- und Kulturzentrum Kiebitz. Vier Dreijahresprojekte hat das Zentrum schon erfolgreich absolviert, die Proben für die fünfte Runde laufen geraden an. Die Kiebitz-Chefs und -Künstler erklären, wie das neue Projekt „Blickwechsel“ funktioniert, wo und wann das alte Projekt „Chaos in der Akademie“ noch einmal zu sehen ist und wie die „KiT“ Menschen mit und ohne Behinderung aus verschiedenen Kulturkreisen zusammenbringt.
Integratives Theater will Perspektivwechsel bieten
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Kemal Demir und Tuana Melike Sarica, beide vom „Bundesverband Theaterpädagogik“ anerkannte Theaterpädagogen, freuen sich auf das neue Projekt. Die 35 Teilnehmer, die sich dienstags oder donnerstags und zusätzlich sonntags treffen, haben ganz unterschiedliche Vorgeschichten. Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund und im Alter zwischen zehn und 75 Jahren wollen dem Publikum denselben Perspektivwechsel ermöglichen, den sie selbst bei den Proben erleben.
„Da können Menschen ohne Behinderung Einblicke in das Leben von Menschen mit Behinderung erhalten – und andersrum“, erklärt Kemal Demir. Das erste Theaterstück, pro Projekt spielt die Gruppe meist drei Stücke, erarbeiten die Projektleiter nach einem bewährten Muster. „Wir suchen erstmal nach den Talenten der Teilnehmer“, sagt Demir, „das Stück wird dann anhand dieser Talente inszeniert.“ Die Dienstagsgruppe sei zum Beispiel sehr musikalisch, die Donnerstagsgruppe habe sich schon einzelne Szenen aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ herausgesucht, die sie verarbeiten will.
Für viele Teilnehmer ist die Theatergruppe ein zweites Zuhause
Müjgan Bayur, Leiterin des Kiebitz, betont die soziale Komponente der Theaterprojekte. „Wir bauen Barrieren ab, stärken das Selbstbewusstsein und geben allen Teilnehmern die Chance, sich auf der Bühne Gehör zu verschaffen.“ Ohne die Förderer des Projekts, das stehe fest, sei das Ganze aber unmöglich.
Neue Schauspieler sind immer willkommen
Die Teilnahme am Theaterprojekt des Kiebitz-Kulturzentrums, Marienstraße 16a, steht allen Menschen von neun bis 90 Jahren offen, aus allen Kulturkreisen, ob mit oder ohne Behinderung.
Das Projekt hat viele Förderer. „Auf die Peter Klöckner-Stiftung, die Aktion Mensch, die Stichting Horizon, die Stiftung Gründerfamilie Wilhelm Grillo und das Integrationszentrum der Stadt können wir uns verlassen“, freut sich Kiebitz-Leiterin Müjgan Bayur.
Infos und Anmeldung unter 0203 405185.
Bei den Duisburger Akzenten ist die Theatergruppe mit „Chaos in der Akademie“ am Donnerstag, 26. März, um 18 Uhr im Internationalen Zentrum, Flachsmarkt 15, zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Zahlreiche Teilnehmer sind schon seit zehn Jahren dabei. „Viele sitzen schon um 15 Uhr im Foyer, obwohl es erst um 17 Uhr losgeht. Sie können es gar nicht abwarten“, lacht Bayur. Die Theaterprojekte helfen den Hobbyschauspielern auch in der Schule, auf der Arbeit oder im Alltag. „Daniel zum Beispiel“, erklärt Kemal Demir und zeigt auf einen begeisterten Tänzer auf der Bühne, „Er hat am Anfang sehr viel Angst gehabt. Jetzt tanzt er ohne Berührungsängste mit Tuana.“
Das Stück „Chaos in der Akademie“ verbindet viel Kunstformen
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Auf der Bühne sitzen Daniels Kollegen mit bunten Fantasiehüten hinter Staffeleien und lassen ihre selbstgemachten Handpuppen singen. Eine Menge los also; Musik, Kunst und Tanz, genau darum geht es nämlich im Stück „Chaos in der Akademie“. Die beiden Folkwang-Choreographen Fang-Yu Shen und Michael Hess haben ein Auge auf die Tanzschritte der Teilnehmer, Kemal Demir ruft hin und wieder Anweisungen in Richtung Bühne.
Zu sehen gibt es die Projekte des Theaters immer wieder, in Duisburg und darüber hinaus. „Wir sind jedes Jahr auf Tournee“, erklärt Bayur. In Gelsenkirchen war die Gruppe schon, oder im Komma’Theater, bei der Arbeiterwohlfahrt. Die Premieren finden aber immer im Kiebitz selbst statt. Und übrigens: Das Theaterprojekt sucht immer neue Teilnehmer – jetzt besonders die, die sich mal einen neuen Blickwinkel aufs Leben gönnen wollen.