Duisburg-Mittelmeiderich. Ein halbes Jahrhundert lang hat Werner Maistrak (86) Duisburg-Meiderich gestaltet, wie kaum ein anderer. Jetzt legt er sein letztes Ehrenamt ab.
Wenn in der Silvesternacht beide Uhrzeiger die 12 erreichen, endet in Duisburg-Meiderich nicht nur ein Jahr. Es ist viel mehr das Ende einer Ära: Mit Werner Maistrak zieht sich ein Urgestein des Stadtteils und seiner Vereine nach einem halben Jahrhundert ehrenamtlicher Arbeit zurück. Wenn auch die Gesundheit nicht mehr ganz mitspielt, bleiben dem 86-Jährigen viele Erinnerungen, die er so oft wie noch möglich teilen will. Nicht nur für sich, sondern um zu zeigen, wie engagierte Menschen den Stadtteil zu einem lebenswerteren Ort machen können.
Werner Maistraks Ehrenämter sind kaum zu zählen
Bereits 2012 hat sich Maistrak weitgehend vom Vereinsleben verabschiedet, blieb jedoch bis zuletzt im Kreis der Hahnenfeder aktiv. Für die Literatur-Gruppe schrieb er weiter Geschichten, las Kindern vor. Doch dafür fehlt jetzt die Kraft.
Dabei war Kraft jahrzehntelang das letzte, woran es dem passionierten Läufer mangelte. Die Vereine und Initiativen, in denen er sich engagiert hat, lassen sich kaum zählen. Mit Theater- und Karnevalsprojekten half er Kindern, ihr kreatives Potenzial zu entfalten. Die Gründung der Interessengemeinschaft Meidericher Vereine bündelte Kräfte aus dem Stadtteil und gab diesem eine Stimme. Und mit dem Arbeitskreis Schule und Stadtteil (Aksus) engagierte sich Maistrak gegen Gewalt und Radikalisierung. All dies tat er ehrenamtlich, neben der Arbeit als kaufmännisch-technischer Angestellter in einer Glaserei.
Besonders stolz ist der Hobby-Historiker auf den Ingenhammshof, an dessen Aufbau er ebenfalls beteiligt war. Als Kassenwart des Fördervereins zeigte er, dass er auch mit Zahlen kreativ umgehen kann: „Durch Spenden konnten wir 1986 eine Solaranlage auf dem Dach anschaffen“, erinnert er sich. „Den Strom haben wir den Stadtwerken verkauft und davon Teile der Darlehen zurückbezahlt.“ Dass ihm der Awo-Bauernhof eine solche Herzensangelegenheit war, könnte auch mit der eigenen ländlichen Herkunft zusammenhängen: Maistrak wuchs in der Nähe von Osnabrück auf und kam erst in seinen 30ern nach Duisburg.
Gute Kontakte zum langjährigen Oberbürgermeister Josef Krings
Bei all den Erfolgen und schönen Momenten gab es immer wieder auch Rückschläge. Mal waren es Neider, die Maistraks Arbeit bewusst zu sabotieren versuchten, mal waren es einfach unglückliche Zufälle. „Ans Aufgeben habe ich aber nie gedacht“, beteuert er. Nicht einmal, als Unbekannte ihn im Vorfeld eines multikulturellen Straßenfestes beim Finanzamt anschwärzten und er seine Einnahmen offenlegen musste. „In solchen Momenten fragt man sich schon, wofür man das alles macht“, blickt Maistrak zurück.
Doch meistens waren es höhere Gewalten, die ihn und viele andere Helfer vor Probleme stellten. An eine Panne erinnert er sich noch besonders gut: „Wir hatten einen Volkslauf durch Meiderich organisiert. Um die verschiedenen Strecken zu markieren, haben wir uns das Kreidefahrzeug eines Sportvereins geliehen. Spät am Abend gab es dann ein Gewitter, das alle Markierungen wieder weggespült hat.“ Die ganze Nacht lang war Maistrak unterwegs und stellte Schilder auf.
Gute Kontakte zu Politik und Verwaltung waren stets eine Hilfe. Mit Helmut Willmeroth, heute ebenfalls Mitglied der Hahnenfeder, hatte er einen zuverlässigen Ansprechpartner beim Bezirksamt. Und auch zum langjährigen Oberbürgermeister Josef Krings hatte Maistrak eine gute Verbindung: „Ich habe noch mehrere handgeschriebene Briefe von ihm, in denen er das Engagement der Meidericher lobt.“
Werner Maistrak wirbt für mehr ehrenamtliches Engagement
Das nachlassende Interesse an lokaler Gemeinschaft bedauert Maistrak sehr. „Ohne die Vereine und das ehrenamtliche Engagement wird der Stadtteil immer anonymer. Heutzutage geht jeder seinen Weg und kennt nicht mal mehr die Nachbarn im eigenen Haus.“ Maistrak hofft deshalb, dass seine Geschichte noch immer Vorbild für andere Menschen sein kann.
Lesen wird man von Werner Maistrak wohl auch weiterhin. Ein paar Ideen für kindgerechte Kurzgeschichten hat er noch im Kopf und möchte sie für die Hahnenfeder zu Papier bringen. Vorlesen allerdings müssen diese Geschichten dann andere.