Duisburg-Meiderich. . Vor einem halben Jahrhundert ist der Niedersachse Werner Maistrak nach Duisburg gezogen. Er ist einer der besten Kenner des „Dorfes“ Meiderich.
Manchmal ist es ihm richtig unangenehm, wenn er nach Hintergrundwissen über Meiderich gefragt wird oder sich zur Geschichte des Stadtteils und des historischen Dorfs Meiderich äußern soll. „Ich bin doch nur ein Zugereister“, sagt Werner Maistrak (85) dann. Und doch ist es so: Der gebürtige Niedersachse aus der Gegend um Osnabrück, den der Beruf nach Duisburg verschlagen hat, ist sicherlich einer der besten Kenner des seit 1905 zu Duisburg gehörenden Stadtteils.
Werner Maistrak ist ein sehr geselliger und unkomplizierter Mensch. So fiel es dem früheren Stallmeister nicht schwer, mehrfach in seinem Leben „buchstäblich“ das Pferd zu wechseln.
Die Bergmannslehre endete nach ein paar Monaten abrupt
Nach der kriegsbedingt kurzen Schulzeit begann er erst eine Bergmannslehre. Sie endete nach ein paar Monaten, als bei einer Gesundheitsuntersuchung eine Sehschwäche festgestellt wurde. So kam er zu einem Müller, in dessen Landwirtschaft er einige Zeit tätig war.
Zufällig kam er mit einer Kunstreitertruppe in Kontakt. Bei ihr absolvierte Werner Maistrak eine Dressur- und Trickreiterausbildung, wechselte dann zum Schweizer Nationalzirkus Knie. Nach einer Station als Stallmeister in Stockholm kam er schließlich nach Düsseldorf.
1968 sattelte Werner Maistrak letztmalig beruflich um
Das letzte Mal sattelte er um, als er 1968 das Angebot bekam, als Kaufmännisch-Technischer Angestellter in einer Bau- und Kunstglaserei in Wanheimerort zu arbeiten. Über 30 Jahre blieb er dort bis zur Rente.
Seine Freizeit – nach einem durchschnittlichem Zehn-Stunden-Arbeitstag – war durch Ehrenämter fast bis auf die letzte Minute ausgefüllt. Werner Maistrak war aktiver Sänger und später Vorsitzender der Sängervereinigung Obermeiderich. Er leitete eine Kinder-Theatergruppe, die die von ihm geschriebenen Stücke aufführte. Mit dieser Truppe kam er sogar ins Fernsehen, wodurch Kontakt zu Götz George entstand. Für Dreharbeiten zu einem Schimanski-Tatort brauchte der Regisseur Kinder – die kamen aus Maistraks Truppe.
Interesse an Geschichten und Dönekes aus dem Stadtteil
Er erfand Kinderkarnevalsveranstaltungen, die im Forum Mattlerbusch über die Bühne gingen. Der Wahl-Meidericher war Märchenonkel und Mitbegründer der Interessengemeinschaft Meidericher Vereine. Parallel interessierte er sich für Geschichten und Dönekes aus dem Stadtteil, arbeitete im Arbeitskreis Schule und Stadtteil (Aksus) mit, auch in der Kulturwerkstatt und einigen anderen Einrichtungen. Er initiierte die Stadtteilfeste auf der Basarstraße, kurzum: Wenn im „Dorf“ irgendwas passierte, dann war Werner Maistrak nicht nur dabei, sondern mittendrin. Zumindest als (Mit-)organisator, oft als Moderator und treibender Motor.
Wie er dann noch Zeit für die Familie, seinen Schrebergarten und später die Lauferei (er absolvierte 36 Marathons und rund 300 Wettrennen) fand, kann er im Rückblick selbst gar nicht beantworten. Irgendwie ging es halt.
Rückzug aus dem Vereinsleben im Jahr 2012
Kurz vor seinem 80. Geburtstag im Jahr 2012 zog sich Maistrak aus dem Vereinsleben zurück. „Die Gesundheit spielt nicht mehr so mit“, sagte er damals.
Trotzdem ist er aktiv geblieben und auch noch präsent: Heute noch mehr als früher als Buchautor, der zusammen mit der Meidericher Hahnenfeder (Friedel Lubitz, Helmut Willmeroth und Dieter Lesemann) Lesungen hält. Auch die Schreiberei will er nun aber beenden und dann einfach das Leben in Ruhe genießen. Seine letzten Werke werden im März in Band 2 der Hahnenfeder erscheinen.
Maistraks Herzensangelegenheit: Der gesellschaftliche Zusammenhalt
Eine Sache, die ihm immer am Herzen lag und bis heute liegt: Das gesellschaftliche Miteinander, der Zusammenhalt der Menschen. Beides, sagt er wehmütig, vermisse er in der heutigen Zeit.
Und hier noch ein paar Fakten
Werner Maistrak ist verheiratet, hat drei Söhne und zwei Enkelkinder.
Er war an etlichen Veröffentlichungen beteiligt, darunter: „90 Jahre Meidericher Geschichte“, „100 Jahre Sängervereinigung Obermeiderich“ und „Ruhrsagen – Von Ruhrort bis Ruhrkopf“. Allein aus seiner Feder stammt die „Alltags- und Vereinsgeschichte 1800 bis 1945“.
Der heute 85-Jährige erhielt 2004 das Bundesverdienstkreuz.