Duisburg. Die Duisburger Stadtranderholung wird 70 – doch Staub hat das Konzept trotzdem nicht angesetzt. Wir haben den Standort in Meiderich besucht.

Jeden Tag muss Kathrin Grojsman 61 ausgelassene Kinder bändigen – und macht das gerne. Die Duisburgerin ist Platzleiterin der Stadtranderholung am Standort im Stadtpark Meiderich, aus Leidenschaft wohlgemerkt. „Das ist für mich ein Herzensprojekt“, schwärmt die Lehramtsstudentin von der Stadtranderholung, „mit 16 Jahren habe ich hier als Betreuerin angefangen.“ Als Kind war sie jahrelang selbst Teilnehmerin – und ist damit in guter Gesellschaft.

Seit 70 Jahren ermöglicht das Programm Kindern drei ausgefüllte Ferienwochen, und bietet Eltern den Luxus, sich in den großen Ferien, nicht um die Betreuung kümmern zu müssen.

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Jeweils in den letzten drei Sommerferienwochen lockt die Stadtranderholung in den Meidericher Park und an 15 weitere Orte im Stadtgebiet – auch während Corona lief das Angebot weiter. Auch wenn in diesem Jahr beinahe alles wie früher ist, mit 718 Kindern erreicht die Stadtranderholung nur gut die Hälfte der Teilnehmerzahl verglichen mit einem „normalen“ Jahr. „Wir hätten noch mehr nehmen können“, bestätigt Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke, „aber das Angebot muss sich erst wieder verankern.“

Team der Duisburger Stadtranderholung arbeitet ehrenamtlich

Ein typischer Stadtranderholungstag, berichtet Grojsman, beginnt für sie um 7 Uhr. „Dann bereiten wir alles vor, besprechen uns im Team und planen den Tag.“ Die „Spezis“, so heißen die Experten für die Sport- und Bastelangebote, kümmern sich am Vor- und Nachmittag um die Unterhaltung der Kinder, Frühstück und Mittagessen gibt es aus der platzeigenen Küche – wie alle Mitarbeiter arbeiten auch die Köche ehrenamtlich.

Das Programm der Meidericher Stadtranderholung, neben dem stadtweiten Jubiläumsmotto „Du – meine Stadt“ stehen die Wochen im Stadtpark unter dem Titel „Zauberei“, ist so beliebt, dass sogar Kinder außerhalb Meiderichs extra an die Bürgermeister-Pütz-Straße kommen. Gerade bastelt eine Gruppe Zauberstäbe und magische Umhänge, während sich die andere auf der Hüpfburg vergnügt. Ein Punktesystem wie im Zauberer-Universum von Harry Potter gibt es auch – Pluspunkte sammelt, wer anderen hilft oder hinter sich aufräumt.

Corona lässt Betreuerstab schrumpfen – doch das Team weiß sich zu helfen

Paul Bischof, Beigeordneter für Recht, Familie und Integration, freut sich außerordentlich darüber, dass trotz Corona wieder genug Ehrenamtliche gefunden wurden, 208 an der Zahl. „Dieses Jahr sind 80 bis 90 Prozent neu, sonst ist das Verhältnis ungefähr 50/50“, so Kathrin Grojsman, „aber auch mit den neuen funktioniert es ganz wunderbar.“ Die haben Grojsman und ihre Kolleginnen sogar selbst geworben – mit Flugblättern in umliegenden Schulen.

Unter den 61 Kindern in Meiderich sind in diesem Jahr auch drei aus der Ukraine. „Aber das funktioniert gut, die haben sich sofort integriert“, sagt Grojsman, die selbst bilingual mit Russisch aufgewachsen ist und übersetzen kann, sollte es mal Kommunikationsprobleme geben. Das Gesamtkonzept der Stadtranderholung geht also auf – so gut, dass viele Kinder ihr Teilnahmefenster von sieben bis 13 Jahre komplett ausschöpfen und mit 16 Jahren dann selbst Betreuer werden.