Duisburg. Die Ukrainerin Nataliya Orlowa musste schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Dann wird ihre Katze im Autobahnkreuz Duisburg-Nord angefahren.

Erst hat in ihrer Heimat, der Ukraine, ein furchtbarer Krieg angefangen. Dann fand sie sich in einem Duisburger Geflüchtetenlager wieder, mit einem Hund und einer Katze an ihrer Seite. Der Hund musste kurz darauf eingeschläfert werden und die Katze wurde angefahren. Dieses schlimme Schicksal ereilte Nataliya Orlowa aus der südukrainischen Stadt Mykolajiw.

Bereits im Dezember des vergangenen Jahres kam Nataliya nach Deutschland. Die gelernte Hebamme wollte hier Arbeit finden. Als das russische Militär dann im Februar ihre Heimat überfiel, war an Rückkehr so schnell nicht mehr zu denken. Als es in Mykolajiw zu gefährlich wurde, floh Nataliyas Vater nach Deutschland und brachte die beiden Haustiere mit. Eine alte Hündin und ein kleines Kätzchen mit großen grünen Augen.

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Kaum angekommen, erkrankte Nataliyas Hündin plötzlich schwer. „Sie war ja schon alt, 13 Jahre, aber eigentlich noch ganz fit“, erzählt die Hebamme traurig. Beim Tierarzt wurde eine Entzündung in der Gebärmutter diagnostiziert.“ Die Operation würde etwa 1500 Euro kosten, erklärte der Tiermediziner. Geld, welches die Ukrainerin nicht hat. Einige Tage versuchte sie, die Hündin mit Antibiotika zu behandeln. Vergebens. „Nach drei Tagen hat ein Freund eine Klinik gefunden, die mir auch kostenlos geholfen hätte“, erzählt Nataliya und senkt traurig den Blick. „Aber da war es schon zu spät, wir mussten sie einschläfern lassen.“

Katze wurd im Autobahnkreuz Duisburg-Nord angefahren

Nach diesem schweren Schicksalsschlag ging Nataliya zunächst nach Leipzig, um dort nach Arbeit zu suchen. Ihr Vater sollte sich so lange im Wohnheim um die kleine Katze kümmern. „Ich habe jeden Tag angerufen und alles war gut. An dem Tag, an dem ich wiedergekommen bin, ist sie dann einfach weggelaufen.“ Es gebe keine geschlossenen Türen im Wohnheim. So könnte die Katze entwischt sein. „Aber was sie dazu getrieben hat, von Wohnheim bis zum Autobahnkreuz zu laufen, das weiß ich nicht“, erklärt die 40-Jährige.

Wieder vereint: Nataliya Orlowa mit ihrer Fellnase.
Wieder vereint: Nataliya Orlowa mit ihrer Fellnase. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Am Autobahnkreuz Duisburg-Nord wurde die kleine Katze dann von einem Auto angefahren und schwer verletzt in eine Tierklinik gebracht. „Ich habe sofort eine Anzeige im Tiersuchsystem geschaltet und drei Tage später hat sich eine Frau bei mir gemeldet und mir gesagt, dass meine Kleine in eine Klinik gebracht wurde.“ Krank vor Sorge fuhr Nataliya hin und erfuhr, dass die notwendige Operation 5800 Euro koste. Aber selbst den Kulanzbetrag von 2500 Euro, der nur Material- und Medikamentenkosten abdeckt, konnte sie sich nicht leisten.

„Als ich dann ein paar Tage später mit dem Klinikdirektor eine Lösung für die Situation finden wollte, wurde mir gesagt, dass die OP bereits vom Tierheim übernommen wurde.“ Die Freude war natürlich zunächst groß, nur die Katze war nicht mehr da. Das Tierheim hatte sie nach der OP bei sich aufnehmen müssen. Also machte Nataliya die Telefonnummer von Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch ausfindig.

Katze war nach Operation sehr schwach

„Wir waren sehr erleichtert, als Nataliya sich bei uns gemeldet hat“, erzählt der Tierheimleiter, der selbst erst seit dem 1. April in Duisburg im Einsatz ist. „Nach der schweren OP war das Tier sehr schwach und wir hatten eine sehr große Summe auf uns genommen. Da konnten wir die Katze nicht einfach in der Klinik lassen.“

Als jedoch klar wurde, dass Nataliya sich die OP-Kosten ebenfalls nicht leisten kann, musste auch Lutz Kaczmarsch erst einmal schlucken. „Aber was hätten wir machen sollen. Wir wollten dem Tier schließlich helfen“, erzählt der Tierheimleiter und zuckt die Schultern. Ein Spendenaufruf kam nicht in Frage, da bereits Geld für einen kranken Hundewelpen gesammelt wurde. „Wir konnten da keinen zweiten Spendenaufruf zeitgleich starten.“ Also blieben die Kosten.

Für ein paar Tage blieb die Katze noch im Heim, um gesund zu werden. Dann durfte Nataliya sie wieder mitnehmen. „Das war unser kleines Happy End“, sagt Lutz Kaczmarsch und lächelt. „Dass sie ihr Tier wieder hat.“

>>Geflüchtete dürfen Haustiere in Duisburg behalten

  • Im Gegensatz zu anderen Städten dürfen Geflüchtete ihre Haustiere in Duisburg behalten. Um den Tieren ein angemessenes Zuhause zu bereiten, bräuchten die Besitzer am besten eine eigene Wohnung, die sie aber meistens nicht bekommen. Wohnungen werden zunächst an Geflüchtete mit Kindern oder alte Menschen vergeben und Haustiere erschweren den Wohnungsfindungsprozess zusätzlich.
  • Wer Nataliya helfen will, kann sich beim Tierheim Duisburg melden. Weitere Infos unter https://tierheimduisburg.de.