Duisburg. Der befürchtete Einbruch der Umsatzzahlen ist im Multikrisen-Jahr 2022 im Duisburger Hafen ausgeblieben. So modernisiert Duisport den Standort.
Der Duisburger Hafen hat auch in der Multi-Krise gut verdient. Trotz leicht rückläufiger Zahlen bei Container- und Gesamtumschlag weist die Hafengesellschaft Duisport bei einem Umsatz von 332,7 Millionen Euro einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 22,2 Millionen Euro aus. „Wir haben sogar besser abgeschnitten als im besten Szenario, das wir uns vor einem Jahr ausgemalt haben“, sagte der Vorstandsvorsitzende Markus Bangen am Dienstag bei der Präsentation der Bilanz für 2022.
Zweite Halle auf Mercatorinsel- So plant Duisport in RuhrortUkraine-Krieg, Null-Covid-Politik und geschlossene Häfen in China, massiv gestörte Lieferketten, Energiekrise, Inflation und extremes Niedrigwasser im Rhein – das schwierige Geschäftsumfeld hat nicht die befürchteten tiefen Schleifspuren in der Bilanz hinterlassen.
Abzüglich eines 18-Mio-Euro-Erlöses aus dem Verkauf einer Halle im Jahr 2021 liege der Umsatz 2022 sogar leicht über dem Vorjahr. „Herausragend“ nennt Bangen das Wachstum im operativen Geschäft, „mein großer Dank gilt allen Mitarbeitenden für ihren unermüdlichen Einsatz.“ An die Belegschaft hat Duisport zwei Millionen Euro als Inflationsausgleich ausgeschüttet.
Rückkehr zur Normalität: Ein Drittel weniger China-Züge im Jahr 2022
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Mit vier Millionen TEU (Standard-Seecontainer) ist der Containerumschlag um sieben Prozent gesunken (2021: 4,3 Mio. TEU). Eine Folge der Covid-Politik und des Produktionsrückgangs in der Corona-Welle in China nach der Öffnung sowie der Kaufzurückhaltung in Europa, sagt der Vorstandschef: „Weniger Konsum, weniger Container.“
Auch auf der Schiene ging die Zahl der China-Züge um fast ein Drittel zurück auf 1900 Züge (2021: 2800). „Zurück zur Normalität“, so Bangen. Im Vorjahr seien mehr Güter wegen der geschlossenen China-Häfen auf die Schiene verlagert worden.
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Auch für die Zukunft der China-Zuglogistik setze die Branche auf die Route durch Russland, so Vorstand Dr. Carsten Hinne: „Die Umfahrung über die südliche Route ist nicht wirtschaftlich.“
Trotz des Ukraine-Krieges hat Europa die Bahn-Verbindung durch Russland von Sanktionen ausgeklammert.
Kohle-Umschlag spielt für Duisport fast keine Rolle mehr
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Insgesamt hat der Hafen 54,9 Millionen Tonnen über Schiff, Bahn und Lkw umgeschlagen – 3,3 Millionen Tonnen weniger als im Jahr zuvor. Diese Kennzahl verliert aber durch den Abschied von den Massengütern Erz und Kohle immer mehr an Bedeutung. Noch 2019 wurden fast zehn Millionen Tonnen Kohle umgeschlagen, gerade 700.000 waren es 2022.
Sorge machen dem Vorstand da schon eher die in der Folge der Energiepreis-Krise gesunkene Chemieproduktion, die ebenso Spuren in der Umschlag-Tonnage hinterlässt wie zwei Monate Niedrigwasser im Rhein.
Freude machen hingegen die Umsatz-Zuwächse in den Segmenten Verpackungslogistik (+11,8 Prozent auf 105,8 Mio. Euro) und Kontraktlogistik (+ 10,5 Prozent auf 32,6 Mio. Euro). Geplant waren laut Vorstand die um 22,9 Prozent rückläufigen Umsätze, geschuldet dem gebremsten Engagement im ausländischen Projektgeschäft der Hafentochter Duisport Consult.
Lars Nennhaus: Durch Modernisierung Belastbarkeit des Standorts steigern
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Stattdessen werde man sich mehr auf die Optimierung der Anlagen in Duisburg und strategische Investitionen wie in Italien (Triest) und der Türkei (Istanbul) konzentrieren.
Für das laufende Jahr kündigt Technik-Vorstand Lars Nennhaus Investitionen von rund 100 Millionen Euro in Duisburg an. Sie fließen in Digitalisierung und IT, in den Umbau der Kohleninsel zum DG-Terminal und dessen Verbindung mit dem KV-Terminal der Deutschen Bahn, in die Modernisierung von Gleisanlagen und Weichen, Ufer- und Spundwände, Abriss und Neubau der Längshallen im Logport I. „Wir nutzen die Zeit, in der die Weltwirtschaft Luft holt, um die Belastbarkeit des Standortes zu erhöhen“, so Nennhaus.
>> TRENDSETTER FÜR DIE LOGISTIK UND DREHSCHEIBE FÜR NRW-WIRTSCHAFT
- Dank einer Eigenkapitalquote von 42 Prozent „strotzen wir vor Kraft“, betont Markus Bangen. „Wir wollen wieder Trendsetter für den trimodalen Verkehr werden.“
- Es sei Aufgabe des Duisburger Hafens, der NRW-Wirtschaft möglichst optimale Anbindungen an die Seehäfen in Belgien und in den Niederlanden, in Norddeutschland und Verbindungen zu den anderen europäischen Wirtschaftsräumen sicherzustellen, betont der Vorstand.
- „Auch die ausländischen Beteiligungen sind deshalb kein Selbstzweck“, erklärt Dr. Carsten Hinne: „Es geht immer um die Stärkung des Duisburger Hafens“.