Duisburg-Hochfeld. Nach den Böller-Angriffen um den Jahreswechsel sind die Spuren der Pyro-Krawalle in Hochfeld noch zu sehen. So (un-)sicher fühlen sich Anwohner.
Duisburg-Hochfeld, Tag vier im neuen Jahr: Die Straßenbahnlinie 903 fährt wieder planmäßig über die Wanheimer Straße, Passanten laufen gemächlich mit ihren Einkäufen umher – es wirkt fast so, als wäre hier vor und in der Silvesternacht nichts Außergewöhnliches passiert. Doch ein paar Spuren hat die Böller-Randale in Hochfeld auch am Mittwochmorgen noch hinterlassen: Immer noch schwebt ein leichter Feuerwerksgeruch in der Luft, auf den Straßen und Bürgersteigen liegen alte Feuerwerksbatterien, rote Plastikhülsen und Böllerreste.
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Schon zwei Tage vor Silvester, am Donnerstag, als die Läden die ersten Knaller verkauften, leitete die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) die Straßenbahnen der Linie 903 um Hochfeld herum. Der Grund laut DVG: An der Haltestelle Pauluskirche sollen randalierende Kinder und Jugendliche Böller in die Bahnen geworfen und Türen eingetreten haben. Um eine weitere Eskalation und Verletzungen der Passagiere durch Feuerwerk zu vermeiden, waren Einsatzkräfte der Polizei um den Jahreswechsel herum besonders häufig in Hochfeld im Einsatz. Und erst am Neujahrsmorgen fuhren die Bahnen wieder wie gewohnt.
Duisburg-Hochfeld: „Straße war schon früher an Neujahr mit Böllern übersät“
Nicht verwunderlich, dass viele Menschen die Wanheimer Straße an Silvester gemieden haben, wie sich bei einer Umfrage am Mittwochmorgen vor Ort zeigt. Der 24-jährige Enes Ugurlu arbeitet in einem Haushaltswarenladen, den seine Familie schon seit 40 Jahren in Hochfeld betreibt. Über die Jahre sei die Situation in der Umgebung allerdings immer schlimmer geworden. Silvester habe er nicht vor Ort, sondern in seiner Heimat Krefeld verbracht. „Schon in der Vergangenheit war die Straße an Neujahr immer mit Böllern übersät. Dagegen sieht es dieses Jahr fast sauber aus“, erzählt er schmunzelnd.
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Auch Onur Kabasakal (35), Mitarbeiter eines Supermarktes, war in der Silvesternacht nicht in der Gegend, kennt jedoch Videos mit den brennenden E-Scootern (wir berichteten) und einem demolierten Auto auf der Tersteegenstraße, wie er sagt. Er vermutet, dass hinter diesem Böller-Missbrauch ebenfalls Jugendliche stecken: „Die haben schon eine Woche vor Silvester angefangen mit Feuerwerk zu knallen, da wundert mich gar nichts mehr“, meint der 35-Jährige. Dennoch fühle er sich nicht unsicher im Viertel, er sei schließlich hier aufgewachsen.
Polizei hat noch keine Täter identifiziert
Die Videos der brennenden Roller hat auch eine junge Bäckereiverkäuferin gesehen. Auf TikTok seien mehrere solcher Videos in Umlauf, das Verhalten der Jugendlichen fände sie „natürlich nicht in Ordnung“. Sie habe außerdem mitbekommen, dass in der Vergangenheit Fensterscheiben von benachbarten Geschäften eingeschlagen worden seien. Unsicher fühle sie sich in Hochfeld trotzdem nicht – „ich bin hier aufgewachsen und kenne es nicht anders“.
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Ein weiterer Kioskbesitzer, der nicht namentlich genannt werden möchte, ist sich sicher, dass bulgarische und rumänische Jugendliche hinter den Pyro-Krawallen stecken. Solche Gerüchte erzählen sich viele im Stadtteil. Bestätigt ist dies allerdings nicht, erklärt die Polizei auf Nachfrage unserer Redaktion. Man habe noch keinen der Böller-Angreifer aus der Silvesternacht identifiziert.
Verkäuferin Sidika Souleyman teilt diese Vermutung jedoch ebenfalls und erklärt: „Hier wohnen sehr viele Ausländer, ich selbst ja auch. Aber wir Ausländer sind nicht alle gleich. Wie sich manche Menschen hier verhalten, ist einfach ekelhaft. Dass die Bahnen beschossen wurden, geht gar nicht, man fühlt sich einfach nicht mehr sicher.“ Für die Zukunft wünsche sie sich, dass Innenminister Herbert Reul endlich mehr gegen die Kriminalität tue.