Duisburg. Jahr für Jahr muss die Polizei an Silvester häufiger ausrücken. Wurde in Duisburg jetzt eine neue Dimension der Zerstörungswut erreicht?

Die 470 Einsätze der Polizei Duisburg in der Silvesternacht sind ein neuer Höchstwert, betrachtet man die Jahre seit 2019. In diesem Zeitraum ist eine stetig aufsteigende Tendenz zu beobachten. Die Bilder von Explosionen, brennenden Barrikaden und Angriffen auf Einsatzkräfte werfen die Frage auf, ob an Silvester 2022 eine neue Dimension der Zerstörungswut und Gewaltbereitschaft erreicht wurde.

Zuerst die Zahlen: Vom Jahreswechsel 2019/20 meldete die Polizei „rund 350“ Einsätze. Genau 377 Einsätze sollen es im Jahr darauf gewesen sein. 2021/22 mussten Polizisten etwa 430 Mal eingreifen. Nun also 470 Einsätze in der jüngsten Silvesternacht. Was auffällt: Auch die Corona-Einschränkungen in den Jahren 2020 und 2021 scheinen auf die Entwicklung keinen Einfluss gehabt zu haben.

Polizei Duisburg: Vorfälle in Hochheide und Hochfeld „herausragend“

„Nach zwei Corona-Jahren, in denen nicht so geböllert werden konnte, wie man es aus den Vorjahren kannte, haben sich Bürgerinnen und Bürger wieder gemeinsam ,gefeiert’“, teilt Polizei-Sprecher Jonas Tepe auf Anfrage mit. Einige – vor allem Jugendliche und junge Erwachsene – hätten dabei deutlich über die Stränge geschlagen.

Im Duisburger Polizeipräsidium will man sich mit Vertretern der Stadt zusammensetzen und „Einsatzerfahrungen“ von Silvester besprechen.
Im Duisburger Polizeipräsidium will man sich mit Vertretern der Stadt zusammensetzen und „Einsatzerfahrungen“ von Silvester besprechen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Neben vielen normalen Silvester-Einsätzen, wozu die Polizei Körperverletzungen, Ruhestörungen und den Missbrauch von Pyrotechnik zählt, seien die Fälle in Hochheide und Hochfeld „herausragend“ gewesen. „Das hat es in dieser Form in den letzten beiden Jahren nicht gegeben.“

In den Polizeiberichten seit 2019 liest sich kein Einsatz so extrem wie die Vorfälle von Samstagnacht, als größere Menschenansammlungen Feuerwerkskörper gezielt auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte, aber auch auf Passanten, Autos und Straßenbahnen schossen. Auch Angriffen mit Steinen und Flaschen mussten sich die Beamten erwehren; erst die Hundertschaft konnte die Situationen unter Kontrolle bringen.

Viele Randale-Videos aus der Silvesternacht im Internet

Viele der randalierenden Jugendlichen haben die Krawalle selbst gefilmt und die Videos scheinbar stolz in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Aus vielen deutschen Großstädten finden sich solche Clips. In Nordrhein-Westfalen wurden in der Nacht 47 Polizistinnen und Polizisten verletzt – in Duisburg niemand, wie Sprecher Tepe erleichtert mitteilt. Doch er betont: „Rettungskräfte haben die Aufgabe, Menschen in Not zu helfen. Sie anzugreifen ist ein absolutes No-Go!“

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Auch Oberbürgermeister Sören Link ließ der Redaktion auf Anfrage eine Stellungnahme zukommen und bezeichnet die Angriffe als nicht zu entschuldigen: „Gegen derartig skrupellose Übergriffe setzen wir uns mit allen Mitteln zur Wehr, die dem Rechtsstaat zur Verfügung stehen.“

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Mehrere Strafverfahren wurden bereits eingeleitet. Die Polizei hofft, weitere Täter identifizieren zu können. Dabei sollen auch die Aufnahmen der Kameras helfen, die bei Einsätzen der Hundertschaft immer dabei sind.

Sowohl die Polizei als auch die Stadt Duisburg kündigen an, die „Einsatzerfahrungen“ von Silvester gemeinsam zu besprechen. Das tue man ohnehin regelmäßig, etwa an Karneval oder bei anderen Festen in der Innenstadt.