Duisburg. . Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 31 Stunden, im Gegenzug Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 – Thyssen-Krupp Steel geht neue Wege. Ein Gespräch darüber mitThomas Schlenz,Arbeitsdirektor bei Thyssen-Krupp Steel Europe, über den „Tarifvertrag Zukunft“.

WAZ-Redakteur Willi Mohrs sprach mit Thomas Schlenz, Arbeitsdirektor bei Thyssen-Krupp Steel Europe, über den „Tarifvertrag Zukunft“.

Ist die vereinbarte 31-Stunden-Woche aus Sicht des Unternehmens eine gute Lösung?

Thomas Schlenz: Der neue Lösungsweg, Beschäftigung über eine temporäre Arbeitszeitverkürzung im Umfang von bis zu vier Stunden wöchentlich zu sichern, forderte in langwierigen Verhandlungen dem Unternehmen und dem Betriebsrat einiges an Veränderungs- und Kompromissbereitschaft ab. Am Ende ist für unsere Mitarbeiter und das Unternehmen ein gutes Ergebnis herausgekommen. Jetzt gilt es, die Arbeitszeitverkürzung in der betrieblichen Praxis umzusetzen.

Kann es mit der Wochenarbeitszeit noch weiter runter gehen?

Schlenz: Das ist nicht vorgesehen. Im Vorfeld sind intensive Betrachtungen angestellt worden, welche Wochenarbeitszeit angesichts der Rahmenbedingungen zielführend für unser Unternehmen ist. Hierbei spielte das Ziel des Erhalts von Arbeitsplätzen ebenso eine Rolle wie die Frage der Begrenzung der Einkommensverluste für die Mitarbeiter. Wir sind überzeugt, eine tragfähige Lösung zur Sicherung der Beschäftigung in den kommenden Jahren zu haben.

Was passiert, wenn die Produktion wieder anzieht - stehen dann genügend Arbeitskräfte zur Verfügung?

Schlenz: Wir sind so aufgestellt, dass mit der jetzt gefundenen Lösung die voraussichtliche Nachfragemenge abgedeckt ist. Sollte der Absatz deutlich steigen, könnte die wöchentliche Arbeitszeit schneller als im Tarifvertrag vorgesehen wieder hochgefahren werden. Das ist in einer entsprechenden Klausel geregelt.

Wie sind die Auslastungsprognosen für den Standort Duisburg?

Schlenz: Im Moment sind unsere Anlagen zwar gut ausgelastet. Der Wettbewerbs- und Preisdruck ist aber weiterhin hoch. Das bedeutet, dass wir uns weiterhin gemeinsam anstrengen müssen, unser Ergebnis zu verbessern und dadurch den Finanzierungsbedarf für unsere Investitionen selbst zu erwirtschaften.

Reicht die Übernahme von 100 Azubis pro Jahr denn zur Sicherung der Stahl-Belegschaft auch für die Zukunft?

Schlenz: Die Ausbildung und spätere Übernahme junger Menschen ist eines unserer wichtigsten Anliegen, nicht zuletzt, um eine gesunde Altersstruktur unserer Belegschaft zu erreichen. Deshalb tun wir in diesem Bereich mehr als andere Unternehmen. Mit den momentanen Planungen sehen wir uns gut aufgestellt.

Gibt es Pläne, eventuell mehr Azubis zu übernehmen?

Schlenz: Wir geben Jugendlichen bei uns eine Perspektive für ihr Leben. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Unser Ziel ist es, möglichst vielen bei uns ausgebildeten jungen Menschen auch eine dauerhafte Beschäftigung zu geben. Ob uns dies in den nächsten Jahren in allen Fällen gelingt, auch bei unseren gesamten aktuell in Ausbildung befindlichen Azubis, ist derzeit leider nicht absehbar.