Duisburg. . Bei Thyssen-Krupp Steel in Duisburg wurde die 31-Stunden-Woche eingeführt, wobei 32 Stunden bezahlt werden. Im Gegenzug wurde der Verzicht auf Kündigungen und die Sicherung der Ausbildungskapazität vereinbart. Verzögerung beim Bau einer neuen Anlage sorgten indces für Verdruss.
Statt 34 Stunden nur noch 31 arbeiten, aber 32 bezahlt kriegen, im Gegenzug Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2020 – das ist die Kernregelung des „Tarifvertrags Zukunft“, der seit Monatsbeginn bei Thyssen-Krupp Steel umgesetzt wird. Gestern war er Hauptthema bei der Betriebsversammlung im Landschaftspark mit rund 5000 Teilnehmern.
Man habe mehr als 15 Monate verhandelt über diesen Tarifvertrag, der sich vor allem gegen Planungen richtet, Kernaggregate wie etwa Hochöfen am wichtigsten deutschen Stahlstandort aus dem Betrieb zu nehmen, erklärte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Günter Back. Bis zu 4500 Arbeitsplätze hätten sonst zur Disposition gestanden – und das bei einem Konzern, der die Kosten eines sozialverträglichen Sozialplanes eventuell gar nicht hätte schultern können. Back: „Wir haben dem Vorstand klar gemacht, dass wir alle Standorte und alle Anlagen erhalten wollen.“
"Ich bin relativ stolz auf diesen Tarifvertrag"
Vorteil fürs Unternehmen sei dabei die Sicherung der hoch qualifizierten Mitarbeiterschaft: „Wir können jederzeit mit der Arbeitszeit wieder nach oben gehen – wir haben ja die Menschen.“ Zudem sei es gelungen, die Ausbildungskapazität bei 300 Azubis festzuschreiben, von denen 100 unbefristet übernommen werden nach der Lehre. Und wenn’s mehr sind, stört’s den Betriebsrat auch nicht.
„Ich bin relativ stolz auf diesen Tarifvertrag“, sagte Willi Segerath, Betriebsratsvorsitzender am Standort Hamborn/ Beeckerwerth und Chef des Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsrates. Er sichere Standort und Beschäftigung sowie 93 Prozent des letzten Nettogehaltes. Back erinnerte daran, dass in der Krise um 2009 Kurzarbeit mit 68 Prozent des Lohnes gefahren worden sei, in manchen Bereichen über zwei Jahre.
Sorge um verteuerte Emissions-Zertifikate
„Wir sind noch lange nicht über den Berg“, schätzt Segerath die Gesamtlage des Unternehmens ein, auch wenn alle Sparten wieder schwarze Zahlen schrieben und sogar das Werk in Brasilien bessere Ergebnisse liefere.
Auf der Betriebsversammlung angesprochen wurden auch die Verzögerungen beim Bau der neuen Stranggussanlage in Beeckerwerth. Dadurch sei auch der Großhochofen 2 in Schwelgern mit Verzögerung nach der Neuzustellung wieder angeblasen worden. Dort sei zwar ein renommiertes Unternehmen am Werk gewesen, aber offenbar mit nicht optimal eingespielten Subunternehmern, beklagen die Arbeitnehmervertreter.
Was den Thyssen-Krupp-Beschäftigten aktuell Sorgen macht, sind Pläne, die Emissions-Zertifikate zu verteuern. Dadurch werde die Fähigkeit des Unternehmens zu Investitionen massiv bedroht.