Duisburg. . Für die Ausbildung gibt es viel mehr Interessenten als in den Jahren zuvor. Dennoch gibt es in Duisburg derzeit insgesamt nur vier Auszubildende, drei von ihnen lernen bei Menge in Bergheim.
Der Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft erlebt seit einigen Jahren einen immer größeren Zulauf. „Wir hatten allein in diesem Jahr rund 15 Bewerbungen“, bestätigt Bernd Menge diesen Trend. Der 60-Jährige führt in dritter Generation das gleichnamige Familienunternehmen mit Sitz im westlichen Stadtteil Bergheim. Trotz des steigenden Interesses seitens der Bewerber gibt es in ganz Duisburg derzeit aber nur ganze vier Azubis. Drei von ihnen lernen bei Menge.
Erst Irritation, dann Neugier
Miguel Biermann ist mit 18 Jahren der Jüngste in diesem Trio. Im Jahr 2009 absolvierte der Neudorfer – damals als Neuntklässler – in dieser Firma sein Berufspraktikum. Er merkte schnell, dass der Beruf zu ihm passt. „Unser Alltag ist sehr vielseitig. Wir unterstützen die Hinterbliebenen in einer schwierigen Phase, nehmen ihnen viel Arbeit ab, damit sie sich ganz auf ihre Trauer fokussieren können“, beschreibt Biermann. Als er seine Ausbildung begann, hätten Familie und Freunde zunächst etwas irritiert reagiert. Diese Skepsis wich aber schnell der Neugier, etwas über diesen in weiten Teilen der Bevölkerung doch recht unbekannten Beruf zu erfahren.
Fast doppelt so alt wie Biermann ist Azubi Verena Bartmann. Die Bergheimerin (34) hat eine Ausbildung als Lokrangierführerin bei der Bahn hinter sich, arbeitete außerdem schon als Dresserin im Theater am Marientor. Ein Praktikum bei einem Bestatter in Meiderich ebnete ihr dann den beruflichen Wunschweg. Ihre eigentlich dreijährige Ausbildung kann sie um sechs Monate verkürzen. Anfang 2015 steht die Prüfung bevor. Auch sie hat diesen beruflichen Wechsel nie bereut.
Beruf verliert Schattendasein
Im dritten Lehrjahr ist auch Simon Urbanski (25) aus Winkelhausen. Bestatter Menge – das ist der Betrieb seiner Eltern. Hier besserte er schon als Jugendlicher mit Arbeiten in der Werkstatt sein Taschengeld auf. Jetzt will er den Beruf „richtig“ erlernen. Nach dem Abitur hatte er zunächst Mathematik und Chemie studiert – mit dem Ziel, Lehrer zu werden („Das Unterrichten ist meins“). Doch das Studium erwies sich als zähe Angelegenheit. So entschied er sich zur Bestatter-Ausbildung. „Rückblickend war das die definitiv richtige Entscheidung.“
Auch Urbanski lobt die Vielseitigkeit der Ausbildung. Dazu gehört neben dem Praxis-Alltag im Betrieb auch die Berufsschule. Der Blockunterricht findet im fränkischen Münnerstadt statt. Dort ist der Sitz des Bundesausbildungszentrums der Bestatter. „Auch wir merken, dass die Nachfrage junger Leute in diesem Berufsfeld immer größer wird“, sagt Rosina Eckert, die dortige Verwaltungsleiterin.
Und warum bilden von den insgesamt 57 Bestattungsunternehmen in ganz Duisburg dennoch nur ganze zwei aus? „Wenn der Bedarf für den eigenen Betrieb gedeckt ist, sehen viele keine Notwendigkeit zum Ausbilden“, sagt Martin Kretschmann, der Vorsitzende des Duisburger Stadtverbandes der Bestatter. „Es ist aber positiv, dass unser Beruf bei jungen Leuten sein bisheriges Schattendasein verliert.“