Duisburg/Düsseldorf. Ihre Eltern gaben ihr den Rat, lieber etwas anderes zu machen. Katharina Klucken hat sich aber für ihren Traumberuf Bestatterin entschieden. Dabei ist die 23-Jährige alles andere als ein Trauerkloß. Einfluss auf ihr Privatleben hat ihr Beruf dennoch. Gestorben wird nämlich nicht zu Geschäftszeiten.

Schlimm findet sie Babys. So ein kleines Wesen, das vielleicht nur ein paar Tage leben durfte. Da wird Katharina Klucken dann doch nachdenklich. Mit anderen Leichen kann sie besser umgehen. Damit ist die 23-Jährige, die aus einer Bestatterfamilie stammt, gewissermaßen aufgewachsen. Sie sagt sogar: „Bestatterin ist eine schöne Arbeit!“ Schön? Ja, findet sie, weil: „Jemanden herzurichten und seine Beisetzung zu organisieren, das ist das Letzte, was man für einen Menschen tun kann.“

Bestatterin ist Katharina Kluckens Traumberuf. Auf Warnungen, die es durchaus gab, hat die hübsche junge Frau nie viel gegeben. Ihre Eltern gaben ihr einst den Rat, lieber was anderes zu machen. Zu stressig sei der Job, zu sehr beeinflusse er das Privatleben. Katharina ließ sich nicht beirren, sondern zur Bestattungsfachkraft ausbilden. Nun arbeitet sie an der Seite ihrer Eltern im Bestattungshaus an der Mündelheimer Straße. Außerdem betreibt die Familie eine Niederlassung in Angermund.

Von der Party zum Trauerfall

Katharina Klucken ist kein Trauerkloß. Sondern eine fröhliche junge Frau, die gerne lacht, die sich mit Freunden trifft und deren Augen strahlen, wenn sie eine Anekdote erzählt. Natürlich ist sie angemessen pietätvoll, wenn sie eine Beerdigung plant. Nur, und davor haben ihre Eltern sie damals gewarnt – manchmal ist auch ein Bestatter gut drauf. Das verträgt sich leider gar nicht mit der Vorstellung, die Hinterbliebene von einer würdigen Trauerbegleitung haben.

Ein nicht allzu untypischer Samstagabend geht ungefähr so: Katharina ist auf einer Party, unterhält sich, tanzt, bis das Handy klingelt. Todesfall im Altenheim, da hilft alles Zetern ihrer Freunde nichts. Bereitschaft ist Bereitschaft. Also fährt sie hin, spricht mit den Kindern, Enkeln, Bekannten. Tut, was eben zu tun ist – und fährt danach zurück zur Party. „Das kann nicht jeder verstehen.“ Katharina macht keinen Hehl aus der „psychischen Belastung“ durch ihren Beruf. „Man muss lernen, abzuschalten.“

Überhaupt steht sie ziemlich oft im Mittelpunkt. Fragt sie in der Disco einer, was sie beruflich so mache, ist ihr das mitunter unangenehm. Denn für die Leute ist Katharina so eine Art Projektionsfläche, mit der sie über all die großen Fragen des Lebens und Sterbens reden wollen. Das könne schön sein, aber hin und wieder auch zu viel.

Jeder trauert anders

Wenn jemand, den sie gerade erst kennengelernt hat, ihr ungefragt in allen Einzelheiten erzählt, wie seine Oma beerdigt wurde, dann „ist das fast schon etwas nervig. Man will doch einfach nur feiern.“ Gibt schließlich noch andere Themen auf der Welt. Immerhin: „Ich habe noch nie erlebt, dass einer aufhört zu flirten, wenn ich ihm meinen Beruf verrate.“

Im Angesicht des Todes gibt es große Unterschiede. Nicht jeder Trauernde, der Katharina gegenüber am Tisch sitzt, um die Formalien zu erledigen, trauert gleich. Da gibt es die Am-Boden-Zerstörten, die Aufgewühlten, die Ratlosen, die Wütenden, die Erleichterten. Das ist sogar von Stadt zu Stadt anders. Die Kluckens wissen das, sie arbeiten ja in Duisburg wie in Düsseldorf. In Angermund, glaubt Katharina, gebe es „ein anderes Metier von Menschen. Da wohnen einige in der schicksten Villa, aber wollen bei der Beerdigung um jeden Preis feilschen.“ Das Büro in Huckingen hat sie mit Bildern und Teppichen eingerichtet, wie ein Wohnzimmer. Trotz all der Tränen, die dort schon geflossen sind – „man soll sich wohlfühlen“.