Röttgersbach. . Dagmar Zymni erblickte am 14. Oktober 1944, als Duisburg im Bombenhagel unterging, das Licht der Welt. Sie berichtet aus den Erinnerungen ihrer Mutter. Ihren 70. Geburtstag feiert sie am Samstag mit Freunden und Bekannten.

Am Tag, als Duisburg die schlimmsten Bombenabgriffe im Zweiten Weltkrieg erlebte, am 14. Oktober 1944, erblickte Dagmar Zymni das Licht der Welt im Neumühler Bunker. Am morgigen Samstag, 18. Oktober, feiert sie ihren Geburtstag mit rund 90 Freunden und Bekannten. Über die schreckliche Zeit, die die Röttgersbacherin nur aus Erzählungen der Mutter und einer Tante kennt, will sie bei ihrem Fest aber kein Wort verlieren.

Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass die Duisburgerin gesund zur Welt kam. „Meine Mutter musste mit meinem Bruder, der damals zwei Jahre alt war, und mir im Bauch wegen eines Bombenalarms in den Bunker am Johannismarkt. Dort angekommen, setzten bei meiner Mutter die Wehen ein“, schildert die Jubilarin die Ereignisse – so wie ihre vor vier Jahren im Alter von 90 Jahren verstorbene Mutter sie erzählt hatte. „Was tun?“, lautete die Frage. Im Schutzraum das Kind zur Welt bringen, ohne Hilfe von Ärzten oder einer Hebamme, das wollte sie nicht. Die Geburtshelferin, die zu ihr kommen sollte, war im Bombenhagel umgekommen.

Also blieb der Hochschwangeren nur eine Möglichkeit: Sie wollte versuchen, irgendwie zum Neumühler Bunker zu kommen, wo medizinische Versorgung gewährleistet war. Doch es habe sich zunächst kein Mensch bereit erklärt, sie auf dem langen Weg durch die Trümmer zu begleiten. Zu groß war die Angst, bei einem neuerlichen Angriff den Bomben schutzlos ausgeliefert zu sein.

Ein Mann opferte sein Bettzeug

Schließlich, so hatte Dagmar Zymnis Mutter erzählt, habe sich eine junge Frau von etwa 21 Jahren bereit erklärt zu helfen. Zusammen seien sich durch die Trümmer gelaufen, in der Hoffnung den Lieferwagen intakt vorzufinden, den die junge Frau vor den Angriffen am Wegesrand abgestellt hatte.

Tatsächlich entdeckten sie das Fahrzeug, befreiten es mit Hilfe anderer von Trümmern. Zufällig kam auch ein Mann des Weges, der sein Bettzeug aus dem zerbombten Haus geholt hatte – er „opferte dieses, damit meine Mutter sich im Wagen darauf legen konnte.“

Auf langen Umwegen, weil manche Straßen wegen des Schutts unpassierbar waren, kam die hochschwangere Frau schließlich in Neumühl an. „Dort gab es Ärzte und auch eine Hebamme. Um die Mittagszeit erblickte ich dann das Licht der Welt“, so die Röttgersbacherin.

Dagmar Zymni ist Witwe und kinderlos. Sie hatten einen Aufruf in unserer Zeitung gelesen – gesucht werden Menschen, die von den Bombenangriffen berichten können.