Duisburg. . Die Gedenkveranstaltung „Duisburg im Bombenkrieg“ im ausverkauften Filmforum am Dellplatz lud die Besucher zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Bewegte Bilder von der berüchtigten „Operation Hurricane“ gab es aber nicht zu sehen. Kommentator Kai Gottlob hatte viele detaillierte Infos parat.
„Duisburg im Bombenkrieg“ betitelte das Filmforum seine Gedenkveranstaltung am Dienstagabend. Diese fand statt anlässlich des 70. Jahrestages des schwersten Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg auf die Stadt. Mancher Besucher hatte sich erhofft, bewegte Bilder von der Tod und Zerstörung bringenden „Operation Hurricane“ am 14./15. Oktober 1944 und ihren dramatischen Auswirkungen auf das Stadtbild gezeigt zu bekommen. Diese Erwartungen konnte der Abend nicht erfüllen. Dafür wartete die mit spannenden Erläuterungen angereicherte Präsentation mit zahlreichen Kurzfilmen auf, die ein Bild von Duisburg auf die Leinwand brachten, wie es heute nicht mehr existiert.
Kein klassischer Dokumentarfilm
Gastgeber und Filmforum-Geschäftsführer Kai Gottlob übernahm an diesem Abend auch die Rolle des Kommentators. In seiner Einführung erläuterte er, dass kein klassischer Dokumentarfilm gezeigt werde, sondern eine Sammlung aus teils ungeschnittenen Kurzfilmen, die aus Archiven und Privatsammlungen stammten und die das Filmforum in seinen bestand mit alten Filmen über Duisburg aufgenommen hat.
Der erste Film aus dem Jahr 1926 zeigt, wie anders das Areal um die Salvatorkirche damals aussah. Die Bebauung mit kleinen Häusern und (heute größtenteils nicht mehr existierenden) Gässchen schmiegte sich viel enger an den Burgplatz. Auch die Königstraße, deren Mittelteil damals noch Schwedenallee hieß, hatte Boulevard-Charakter.
Hahnsche Werke in Großenbaum blieben unbeschädigt
Der Film über einen SA-Aufmarsch vom Mai 1933 an der Goldstraße, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Kino liegt, diente ebenso als Indiz für die aufziehende Kriegslust in Nazi-Deutschland wie der Film über eine Luftschutzübung an den Hahnschen Werken in Großenbaum. „Das Werk ist vom Bombenhagel fast komplett verschont geblieben. Das ist ein kleines Wunder“, erläuterte Gottlob. Es gebe aber ein Gerücht, warum das Stahlwerk verschont wurde: Angeblich hatte die englische Königsfamilie vorher Anteile daran erworben, schilderte Gottlob die Anekdote.
Aus Schlafsaal wird Kinosaal
Nach dem Film über den Flugplatz in Neuenkamp aus dem Jahr 1942 verblüffte Gottlob seine Zuhörer mit dem Fakt, dass die Flieger der dort zwischenzeitlich angesiedelten Stuka-Staffel ihre Schlafräume in jenem Raum hatten, der heute der große Kinosaal des Filmforums ist. Und als die Luftwaffenkräfte versetzt wurden, wurden in diesem Saal sofort Kriegsgefangene untergebracht. „Die wurden alle zu Glasern ausgebildet, um nach Bombenangriffen die vielen zerstörten Fensterscheiben reparieren zu können“, erzählte Gottlob.
Erst kürzlich entdeckte Filmdokumente der US-Armee
Die Wucht der Zerstörung wird in einem Kurzfilm von Heinrich Ufermann sichtbar, der 1942 mit seiner 16-mm-Kamera die Schäden nach einem Bombenangriff auf Meiderich festhielt. Spannend auch die erst kürzlich entdeckten Filmdokumente der US-Armee, die eine Flaggenparade am Duisburger Hof und die Eröffnung einer provisorischen Rheinbrücke zeigen.
Viel Applaus für Gottlob, aber auch für Stummfilmpianist Joachim Bärenz, der für die passende musikalische Untermalung sorgte.