Duisburg. . Die Duisburger Politik hat nach Beschwerden den Daumen für die Wagenburg, ein experimentelles Bauwagen-Wohnprojket, auf städtischem Gelände in Homberg gesenkt. Die Bewohner der Wagenburg wehren sich gegen die Vorwürfe und die laut Stadt fristgerechte Kündigung des Nutzungsvertrages.

Die Zeit der Wagenburg neigt sich in Duisburg dem Ende entgegen. Seit fast 20 Jahren leben wechselnde Bewohner in Bauwagen auf einem städtischen Gelände an der Ehrenstraße in Homberg. Ohne Strom; Wasser gibt es von den Mitarbeitern des angrenzenden Abenteuerspielplatzes Tempoli, die auch die Post annehmen. Experimentelles Wohnen nennt das ein gleichnamiger Verein, der Anfang Januar 1995 einen Nutzungsvertrag mit der Stadt abgeschlossen hat. Mit einer jährlichen Pachtgebühr von 300 D-Mark, dazu 360 D-Mark pro Wagen – und klaren Bedingungen, die das zuständige Immobilienmanagement Duisburg nicht mehr erfüllt sieht. Die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl hat deshalb zum Jahresende das Aus für den laut Stadt einzigen Bauwagenplatz dieser Art in Duisburg beschlossen.

Der Grund: Es soll immer wieder Ärger gegeben haben. Während die Leitung des Abenteuerspielplatzes zunächst noch den guten Kontakt und die Zuverlässigkeit der Wagenburg-Bewohner bei organisatorischen Absprachen lobt, gibt es erste Beschwerden der Bürger-Interessengemeinschaft Rheinpreußensiedlung und später auch der Spielplatz-Mitarbeiter, wie Jörg Scheffler, zweiter Vorsitzender der IG Tempoli, auf Nachfrage bestätigt.

Bewohner wehren sich gegen die Vorwürfe

Von Lärm- sowie einer starken Geruchsbelästigung im Sommer ist die Rede, weil Löcher für die Notdurft auf dem Bauwagenplatz gegraben worden sein sollen. Wagenburg-Bewohner sollen zudem Kinder angepöbelt haben. Darüber hinaus sei (Sonder-)Müll auf dem Platz gelagert worden, wie auch Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann 2013 bei einem Ortstermin mit Bezirkspolitikern feststellt.

Demonstration, Solidaritätskonzert und Abend der offenen Tür

Die Bauwagenplatz-Bewohner geben sich nach der Kündigung noch nicht kampflos geschlagen. Für Donnerstag, 23. Oktober, ist eine Demonstration zum Erhalt der Wagenburg in Homberg geplant.

Ab 16 Uhr soll es eine Kundgebung auf dem Bismarckplatz geben und ab 17 Uhr eine Demo durch Homberg und Hochheide. Für 19 Uhr sind ein Solidaritätskonzert und ein Abend der offenen Tür auf dem Bauwagenplatz ankündigt.

Die derzeit zehn Menschen auf dem Bauwagenplatz, darunter nach eigenen Angaben Künstler, Handwerker, Auszubildende, Studenten und eine Familie, die sich einen Lebensraum mit Solarkraft und Gemüseanbau geschaffen haben, wehren sich in einer Pressemitteilung gegen die Vorwürfe und gegen die laut Stadt fristgerechte Kündigung des Nutzungsvertrages. Sie kritisieren zudem, dass niemand vorher mit ihnen gesprochen habe und kein alternatives Gelände angeboten worden sei. Die Stadt schicke damit Wagenburg-Bewohner mitten im Winter in die Obdachlosigkeit.

Politik will nach Räumung eine verträgliche Folgenutzung sicherstellen

Eine Aussage, der eine Stadtsprecherin vehement widerspricht. Bei Wohnungsnotfällen gebe es eine Akuthilfe in jedem Stadtteil. Und auch Paschmann sagt: „Wir können prüfen, wo die Bewohner unterkommen können. Aber grundsätzlich müssen sie sich wie jede andere Mieter in solchen Fällen auch nun um eine neue Bleibe kümmern.“

Die Politik hat die Verwaltung beauftragt, nach der Räumung des Geländes eine sinnvolle mit „Tempoli“ verträgliche Folgenutzung sicherzustellen. Eine Auslauffläche für die Pferde des Abenteuerspielplatzes sei, so Jörg Scheffler, der erklärte Wunsch.