Duisburg. . Nach fast einem Jahr kann Heinz-Josef Heistermann sein dunkelblaues Audi 80 Cabriolet wieder fahren. Es war gefangen in einer Tiefgarage in Duisburg-Homberg, die die Stadt wegen Einsturzgefahr verriegelt hatte. Eine Posse nahm ihren Lauf durch die Medienwelt. Jetzt will Heistermann nur noch fahren.

Als Heinz-Josef Heistermann sein dunkelblaues Audi 80 Cabriolet aus seinem „Gefängnis“ befreien wollte, gab es keinen Mucks von sich. Die Batterie hatte sich entleert. Erst dank einer Starthilfe liefen Motor und Wagen wieder rund. Und die allererste Fahrt, die der 68-Jährige aus Alt-Homberg in seinem lang vermissten Auto unternahm, führte ihn schnurstracks in seine neue Garage an der Friedhofsallee. An die kommt er Tag und Nacht heran – im Gegensatz zum vorherigen Stellplatz in der Tiefgarage an der Otto-straße, wo sein Wagen fast ein Jahr ein durch die Stadt aufgezwungenes Schattendasein gefristet hatte (wir berichteten mehrmals).

Diese kuriose Geschichte ist bundesweit durch den medialen Blätterwald gerauscht: Rentner Heistermann – im Berufsleben als Dreher tätig – hatte sein als Sommerauto genutztes Cabriolet im Oktober 2013 in besagte Tiefgarage abgestellt, wo er kurz zuvor einen Stellplatz angemietet hatte. In den Monaten danach kümmerte er sich nicht ums Gefährt.

Vertröstet und hingehalten

Als er es aber Ende März 2014 aus seiner Winterbehausung herausholen wollte, stellte er mit Schrecken fest, dass die Tiefgarage seit Monaten durch die Stadt gesperrt und verriegelt worden war. „Wegen akuter Einsturzgefahr“, erzählt der Betroffene. Es folgte ein monatelanger Spießrutenlauf. Etliche Telefonate mit dem städtischen Bauamt, dass die Sperrung veranlasst hatte, liefen ins Leere. Heistermann wurde stets vertröstet oder hingehalten. Und sein Cabrio? Es verstaubte in seinem unerreichbaren Unterschlupf (die Stadt hatte die Schlösser zur Tiefgarage austauschen lassen) weiter vor sich hin.

„Es hieß, dass ich nur in Begleitung des Bauamtes und eines Statikers hineindürfte. Doch die Treffen wurden immer wieder verschoben“, so Heistermann. Im September, die Cabrio-Saison neigte sich ihrem Ende entgegen, platzte ihm der Kragen: Er ging zur WAZ, erzählte seine Geschichte – und nach der ersten Veröffentlichung rannten ihm Zeitungs- und TV-Reporter aus der gesamten Republik die Türen ein. Alle wollten über den wiehernden Amtsschimmel berichten.

Der Wagen vermisste seine Streicheleinheiten

In der Vorwoche folgte ein Auftritt in der RTL-Sendung „Stern TV“. „Die wollten mein Auto im Originalzustand zeigen. Deswegen durfte ich es nicht waschen und nicht selbst damit zum Studio fahren. Der Staub darauf sollte noch zu sehen sein. Es wurde von RTL mit einem Tieflader abgeholt“, so Heistermann. Wie dick war die Staubschicht? „Och“, sagt der gebürtige Alt-Homberger, „sooo viel war das nun auch nicht“.

Am Tag nach dem Fernsehauftritt („Moderator Hallaschka war nett und höflich“) folgte die erste richtige Fahrt in seinem wiedergewonnenen Wagen – und zwar vom TV-Studio in Hürth bei Köln zurück nach Hause nach Alt-Homberg. Und wie war die erste Spritztour? Da lacht Heistermann und sagt: „Ich musste mich erst wieder an ihn gewöhnen, ich bin ihn ja länger nicht gefahren.“ Dann tätschelt er fast zärtlich den Lack und sagt mit einem Augenzwinkern: „Und er hat lange keine Streicheleinheiten bekommen.“

Auch in den Tagen danach setzte er sich bewusst hinters Steuer seines Audi, fuhr zur Autowäsche nach Scherpenberg („Hat mich inklusive Felgenreinigung acht Euro gekostet“) und dann zu einer Tour nach Kamp-Lintfort. Am morgigen Freitag startet er zu einem Familienbesuch nach Oldenburg. Gut 500 Kilometer hin und zurück. Auf sein Windschott muss er aber leider verzichten. „Das habe ich im TV-Studio liegenlassen, bekomme es aber bald nachgeschickt.“

Rentner fordert Rückerstattung seiner Kosten von der Stadt

Rückblickend betrachtet er dieses Kuriosum als „absolutes Ärgernis“. Und die Stadt Duisburg wird noch von seinem Rechtsbeistand hören: Heistermann will die Kosten für Steuern, Versicherung und Garagenmiete zurückerstattet bekommen – alles in allem 430 Euro.